[Leseeindruck] Wladyslaw Szpilman – "Der Pianist – Mein wunderbares Überleben"

Wladyslaw Szpilman – Der Pianist – Mein wunderbares Überleben
Erfahrungsbericht
 

Umschlaggestaltung: Thomas Jarzina, Köln / Sabine Wimmer, München
Umschlagabbildung: © Guy Ferrandis H&K
ISBN-13: 978-3-548-36467-4
Seiten: 232 Seiten
Erschienen: 1. Januar 2003
Originaltitel: „śmierćmiasta“ 
Übersetzer: Karin Wolff

   
Buchrückentext
„1940 werden die Warschauer Juden ins Ghetto gesperrt, darunter auch der Pianist Wladyslaw Szpilman. Zwei Jahre später steht er zusammen mit seiner Familie auf dem „Umschlagplatz“ zum Abtransport in ein Vernichtungslager. Doch ihm gelingt die Flucht. Nach dem Warschauer Aufstand haust er in der menschenleeren Ruinenstadt – immer in wechselnden Verstecken, immer in Todesangst. Eines Tages entdeckt ihn ein Wehrmachtsoffizier … und tötet ihn nicht. Im Gegenteil. Er hilft Szpilman zu überleben…“

Meine Meinung
Obwohl dieses Buch genau in mein Beuteschema passt, hat es hier sehr lange rumgestanden. Jetzt war endlich der richtige Zeitpunkt gekommen – man kann nicht sagen, dass es unterhaltsam ist, aber es liefert einen weiteren interessanten, aber auch bedrückenden Beitrag zur Judenverfolgung während des zweiten Weltkriegs.

Wladyslaw Szpilman ist Jude und lebt in Warschau. Mit ihm erlebt der Leser die Einnehmung Warschaus durch die Nazis, den Aufstand und auch die Befreiung. Da Wladyslaw Szpilman das Buch selber geschrieben hat, ist klar, dass er überlebt – was er aber erleben musste und wie er es geschafft hat, das erzählt er in seiner Geschichte.

Er erzählt in Ich-Form und in einem unheimlich nüchternen und emotionslosen Stil – das erklärt sich sicherlich damit, dass er nicht – wie viele andere Überlebende – Jahre gewartet hat oder warten musste, um über sein Erleben zu schreiben, sondern es zeitnah gemacht hat. Wahrscheinlich kann man nach erlebtem Schrecken nur darüber schreiben oder reden, wenn man einen Abstand schafft – und wenn es auch nur über einen nüchternen Ton ist. Anfangs hat mich das irritiert, dann aber entsteht doch ein Sog, denn es ist fast unvorstellbar, wie er überleben konnte. 

Hunger, Kälte und Angst waren seine vorherrschenden Gefühle – dass er nicht aufgibt trotz seiner scheinbar ausweglosen Lage, zeugt von großem Lebenswillen. Die Stimmung in Warschau fängt er sehr gut ein, und es sind oft kleine Dinge, berührende Szenen, die den Schrecken vor Augen führen. Er beschriebt zwar nüchtern, aber auch gnadenlos, wie mit den Menschen im Warschauer Ghetto umgegangen wird, wie viele Menschen völlig sinnlos sterben mussten, egal ob jung oder alt, ob Mann, Frau oder Kind. 

In meiner Ausgabe gibt es zudem Tagebucheinträge von Hauptmann Wilm Hosenfeld, der ein wichtige Rolle in Szpilmans Leben gespielt hat; seine Sicht auf manche Dinge war erschreckend und auch bedrückend – und liest man dann, was mit ihm geschieht, bekomme ich wieder Gänsehaut. Auch in dieser Ausgabe ist zudem ein Essay von Wolf Biermann – auch das sind sehr ehrliche und beeindruckende Zeilen.

Wer sich für den zweiten Weltkrieg und vor allem Einzelschicksale aus dieser Zeit interessiert, der muss unbedingt auch zu diesem Buch greifen. Keine Geschichte aus dem KZ, dafür aber eine über das Warschauer Ghetto – und damit nicht unwichtiger oder weniger tragisch. Da ich Biographien nicht bewerte, gibt es keine Sterne, aber mich hat dieses Werk sehr beeindruckt. 

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