[Rezension] R. J. Palacio - "White Bird"

R. J. Palacio - White Bird
Kinder- und Jugendbuch
 

 Originaltitel: „White Bird“ (2019)
 Übersetzer: André Mumo
 Verlag: Silberfisch-Verlag                        
 ISBN-13: 978-3-844-93180-8
 Dauer: 307 Minuten
 Erschienen: 3.3.2023
 Sprecher: Sascha Icks, Elisabeth Schwarz

   
Zum Inhalt
„Sara verlebt eine glückliche Kindheit im Frankreich der 1930er Jahre – bis die Nazis ihr Land besetzen. Eines kalten Tages im März 1943 muss das jüdische Mädchen vor den heranrückenden deutschen Soldaten fliehen und wird dabei von ihren Eltern getrennt. Ihr Mitschüler Julien, den Sara bisher stets wegen seiner Behinderung gehänselt hat, findet sie. Allen Gefahren zum Trotz verstecken er und seine Familie Sara viele Monate lang. Doch die Handlanger der deutschen Besatzer kommen ihnen auf die Spur …“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Ich habe das Hörbuch ganz zufällig gesehen und hätte bei dem Cover auch nicht gedacht, dass es sich um eine Geschichte des Holocausts handelt. Vorlage ist aber nicht ein „klassischer“ Roman, sondern eine Graphic Novel – und die Geschichte kann ich mir als Graphic Novel auch sehr gut vorstellen. Das Hörbuch ist für Kinder ab 11 Jahren -  und obwohl ich sonst selten Kinder- und Jugendbücher lese, finde ich die Umsetzung dieses ernsten und schwierigen Themas sehr gelungen.

Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen – in der Gegenwart soll Julian einen  Aufsatz über einen Menschen aus seinem Umfeld schreiben; er entschließt sich für die Geschichte seine Großmutter Sarah. In dem zweiten Erzählstrang erzählt sie nun von ihrer jüdischen Kindheit und Jugend.

Die Autorin hat die Geschichte Sarahs mit viel Fingerspitzengefühl erzählt – bei einem Kinderbuch erwarte ich natürlich nicht grausige Details, dennoch aber habe ich beim Hören die Verzweiflung und die Not der kleinen Sarah gespürt. Sie wurde als Jüdin in der Schule gedemütigt, musste mit ansehen, wie ihre Lehrer und ihre Familie deportiert wurden, ihr selbst ist es gelungen, sich dem zu entziehen, doch das zu einem hohen Preis. 

Es ist eine Achterbahn der Gefühle, die man beim Hören erlebt – es geht um Erniedrigung und Hass, um Ungerechtigkeit und Unterdrückung, aber auch um Liebe und Freundschaft, um Vertrauen und Geduld. Sarah ist ein liebenswertes Kind, und die Geschichte aus ihrer Sicht zu erleben, war auch für mich, die schon viele Schicksale des Holocausts gelesen und gehört hat, berührend. Ich habe sie sofort ins Herz geschlossen, nicht nur aus Mitleid, weil sie so gedemütigt wird und sich schließlich lange verstecken muss, sondern weil sie einfach das Herz am rechten Fleck hat und ihre Taten und auch gesagten Dinge hinterfragt und auch daraus lernt.

Ich finde immer wieder toll, wenn man erfährt, dass es nicht nur böse Menschen gegeben hat, sondern viele, die geholfen haben – in dem sie Menschen gerettet und versteckt haben, ohne Gedanken an die Gefahr, die sich für sie selber daraus ergibt.

Die Geschichte ist fiktiv, aber stellvertretend für viele Schicksale – genau so hätte es sich abspielen können, und ich bin sicher, dass es in ähnlicher Weise so auch irgendwo geschehen ist.

Die Sprecher Sascha Icks und Elisabeth Schwarz sind sehr gut gewählt. Sascha Icks hat eine junge Stimme und trägt den Teil der Vergangenheit vor, Elisabeth Schwarz dagegen kann mit ihrer reifen Stimme die Atmosphäre der Gegenwart wunderbar einfangen. 

Ein wichtiges Buch, das ich gerne empfehle – gerade auch für die Zielgruppe; denn es führt behutsam an das wichtige Thema des Holocausts heran.

WERBUNG: Vielen Dank an Netgalley und den Silberfisch-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.


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