[Leseeindruck] Kathrin Weßling - "Super, und dir?"

Kathrin Weßling - Super, und dir?
Gegenwartsliteratur
 

ISBN-13: 978-3-548-06021-7
Seiten: 255 Seiten
Erschienen: 2019 
Umschlaggestaltung: zero-media.net, München, nach einer Vorlage von Favoritbuero GbR, München
Umschlagabbildung: © Ernesto Timor /plainpicture

   
Buchrückentext
„Marlene Beckmann ist 31 Jahre alt und lebt das Leben, das sie sich gewünscht hat. Auf die Frage, wie es ihr geht, antwortet sie meistens: »Super, und dir?« Marlene hat sich äußerlich im Griff. Bis sie ihren ersten richtigen Job als Social-Media-Managerin in einem multinationalen Unternehmen antritt. Bis sie vor lauter Überstunden kein Privatleben mehr hat. Bis der Druck schließlich zu groß wird...“

Meine Meinung
Das Thema ist ein aktuelles, und ich hatte mir viel von dem Buch versprochen – leider haben mir die Umsetzung und auch die Richtung, in die sich die Geschichte entwickelt, nicht zugesagt.

Marlene ist 31 Jahre alt und hat endlich erreicht, was sie schon immer wollte: Sie ist Social-Media-Managerin. Sie arbeitet in einer Welt, in der immer alles gut ist und sich jeder hinter einer eigens für den Bereich zugelegten Maske versteckt. Um dem Druck standzuhalten, greift sie zu Drogen – so wie es auch die Kollegen tun. Morgens etwas zum Aufputschen, abends etwas zum Runterkommen und am Tag etwas, um locker zu sein. Bis irgendwann ihr ganzes Leben wir ein Kartenhaus zusammenfällt.

Ich hatte die Vorstellung, dass diese glitzernde Welt von Social-Media, die Unwahrheiten und das Fake-Dasein eine viel größere Rolle spielen in diesem Roman, tatsächlich ist es aber die Drogenabhängigkeit von Marlene, die eindringlich beschrieben ist. In Rückblenden erfährt man auch ein bisschen aus ihrer Kindheit und Vergangenheit, warum sie aber diesen tiefen Wunsch pflegt, in die oberflächliche Welt von Social-Media einzutauchen und dort beruflich Fuß zu fassen, erklärt sich mir daraus nicht. 

Rein sprachlich ist das Buch einfach und rasch zu lesen, weil Marlene eben aus ihrer Sicht erzählt, was sie bewegt und was ihr durch den Kopf geht – mit einfachen Worten und einem umgangssprachlichen Ton. Sie ist dabei nicht unsympathisch, leider aber konnte ich mich so gar nicht in sie und ihre Situation hineinversetzen. Auch wenn ich selber durchaus auf Social-Media unterwegs bin, ist mir sehr bewusst, wie oberflächlich und falsch diese Welt ist, dass sie nichts mit der Realität zu tun hat und mir nur eine Welt vorgegaukelt wird. Gleichzeitig ist mir aber auch bewusst, welch großen Einfluss der Social-Media Bereich hat, insbesondere auf jüngere Menschen, die damit großwerden und scheinbar non-stop in ihr unterwegs sind – und so vielleicht nicht mehr unterschieden können zwischen Wahrheit und Fiktion. „Dazugehören“ ist Marlenes großer Traum – und es dauert, bis sie sich schmerzhaft zugestehen muss, das sie abhängig ist von den Drogen; sowohl psychisch, weil sie sie braucht, um irgendwie dazuzugehören, sondern auch körperlich, weil sie nämlich körperliche Symptome hat, wenn sie sie eben nicht nimmt.

Dass der Drogenkonsum so einen großen Raum einnimmt, hatte ich nicht vermutet, noch viel weniger gefallen hat mir aber, das es keinen Ausblick gibt, keine Lösungsmöglichkeiten angeboten werden und letztlich auch kein Ende der fiktiven Geschichte; weder in eine positive noch in eine negative Richtung. Wenigstens hätte ich mir am Schluss ein Nachwort gewünscht, Anlaufstellen oder Telefonnummern, an die sich Betroffene wenden können. So aber bleibt der Leser alleine – das finde ich bei einem solchen Thema nicht gut.

Schade – für mich hat die Autorin die Chance um Aufklärung und Hilfe leider nicht gut genutzt, und ich fürchte, dass Betroffene nach dieser Lektüre noch ratloser sind als vorher. 

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