[Rezension] John Ajvide Lindqvist - "Refugium"

John Ajvide Lindqvist - Refugium (Stormland #1)
Thriller
 

Originaltitel: “Skriften i vattnet“ (2022)
Übersetzer: Franziska Hüther, Ricarda Essrich, Hannes Langendörfer, Thorsten Alms
Verlag: dtv
ISBN-13: 978-3-423-28364-9
Seiten: 524 Seiten
Erschienen: 4.7.2023
Umschlaggestaltung: zero-media.net, München
Umschlagabbildung: FinePic©, München

   
Buchrückentext
„Auf einer Schäreninsel werden die Gäste einer Mittsommerparty brutal ermordet. Kim Ribbing, ein junger Hacker, und die Expolizistin Julia Malmros werden Zeugen des Verbrechens. Nur die Tochter eines reichen Unternehmers überlebt. Ist sie noch in Gefahr? Und wer verbirgt sich hinter den maskierten Tätern? Die Suche nach den Schuldigen führt Kim zu den armen Fischern von Havanna und in die Millionenstadt Shanghai. Dabei trifft er auf jenen Menschen, den er seit Jahren hasst. Wird Kim eine Grenze überschreiten, um Gerechtigkeit zu üben?“

Meine Meinung
Der Autor John Lindqvist hatte sich beworben, die Millennium-Reihe seinerzeit fortzusetzen – er wurde jedoch abgelehnt; dies hat ihn wohl sehr gekränkt, denn er verarbeitet das in diesem Thriller, und so liegt ein Vergleich zur Millennium-Reihe leider nahe.

An Mittsommer findet eine kleine Party ein jähes Ende, als alle Gäste getötet werden – nur die 14-jährige Astrid überlebt das Massaker, weil sie sich rechtzeitig verstecken und so retten kann. Zufällig sind gerade die Autorin und Expolizistin Julia Malmros und der Hacker Kim Ribbing in der Nähe und hören die Schüsse; als sie am blutigen Tatort eintreffen, ist es aber bereits zu spät – wer steckt hinter diesem Anschlag?

Nachdem der Prolog mit der Schilderung des Massakers wirklich sehr spannend ist, wird es erstmal ruhiger, und der Leser lernt Julia und Kim kennen. Julia ist eine erfolgreiche Autorin, ihr neues Buch aber wird von der Lektorin gerade verrissen, so dass sie sich mit einer neuen Plot beschäftigen muss. Dabei lernt sie den Hacker Kim kennen. Er wirkt von Anfang an sehr geheimnisvoll, und erst im Laufe der Geschichte lernt man durch Rückblicke in seine Vergangenheit einige Gründe kennen. Anfangs mochte ich ihn gerne, eben weil er etwas Geheimnisvolles an sich hat, auch wenn er sich in meinen Augen gerade Julia gegenüber oft nicht gerade nett verhält. Julia war mir auch sympathisch, gleichzeitig aber habe ich ihre Handlungen nicht immer verstanden. Sie ist durchaus selbstbewusst, tritt aber häufig auch in Fettnäpfchen und agiert etwas unbeholfen – als ehemalige Polizistin hätte ich das eigentlich nicht bei ihr gedacht. Die beiden unfreiwilligen Ermittler spielen bei der Aufklärung des Attentats eine große Rolle, und hier wird aus Kim ein wahrer Superheld, was ich leider nicht sehr authentisch fand. Vielleicht hatte der Autor da schon an eine Verfilmung seines Buches gedacht, denn gerade am Ende wächst Kim wirklich über sich hinaus und alles mündet in einem actionreichen Finale. Die Polizei bleibt dabei leider sehr blass und zeigt sich bei der Aufklärung in schlechtem Licht – ohne Kim wäre eine Aufklärung nicht gelungen und auch der Zufall kommt hier – mir zu – häufig ins Spiel. 

Der Schreibstil ist flott, gut zu lesen, die Kapitel sehr kurz und aus verschiedenen Perspektiven. So fliegt man nahezu durch die Seiten, zumal fast jedes Kapitel auch mit einem kleinen Cliffhanger endet. 

Meint man anfangs, dass Julia den Mittelpunkt des Buches bildet, ist es eigentlich Kim – nicht nur, dass man viel aus seiner Vergangenheit erfährt, was sein doch sehr eigenes Verhalten in Ansätzen erklärt, endet das Buch dann mit einem fiesen Cliffhanger – nicht bezogen auf die Aufklärung der Morde, sondern mit etwas, das ausschließlich mit Kim zu tun hat. 

Ich muss sagen, dass ich das Buch gerne gelesen habe und wirklich durch die Seiten geflogen bin, gleichzeitig hat mich der Plot aber nicht ganz überzeugt und leider auch nicht die Entwicklung von Kim. Ob ich daher die Reihe weiterverfolgen werde, weiß ich noch nicht – vielleicht warte ich da erstmal die Rezensionen ab. 

Mein Fazit
Ein spannender Auftaktband um ein ungleiches Duo, das die Polizei bei der Aufklärung einer schrecklichen Bluttat unterstützt – der Plot hat mich nicht ganz überzeugt, dennoch ist es spannend; der eingängige Schreibstil und die vielen kurzen Kapitel mit Cliffhanger haben mich durch die Seiten fliegen lassen. Der Protagonist entwickelt sich von einer erst sehr interessanten und auch sympathischen Figur zu einem wahren Superhelden – mir war das zu viel des Guten, aber wer so etwas mag, dem wird dieser Auftaktband bestimmt gefallen. 

Stormland-Trilogie
1. Refugium
2. Signum (Juli 2024)
3. Elysium (Juli 2025)

Vielen Dank an die Buchflüsterer und den Deutschen Taschenbuch-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

2 Kommentare:

  1. Liebe Sabine,
    ich habe das Buch bereits im Oktober gelesen und bewertet (3 Sterne), aber die rezi fehlt noch...wie noch zwei weitere Rezensionen aus meinem Oktoberlesemonat, als ich ja nicht tippen konnte. Sie kommt aber demnächst.
    Mich konnte der Thriller leider nicht wirklich überzeuguen und ich werde die Reihe nicht weiterlesen. All die Kritikpunkte, die du aufzählst, empfand ich genauso. In der Mitte empfand ich die Geschichte zusätzlich sehr zäh. Der Beginn war hingegen wirklich sehr spannend. Schade auch, dass immer wieder auf die Millenium Trilogie ingewiesen wurde. Der Autor dürfte hier seine Enttäuschung "abarbeiten"....
    LIebe Grüße
    Martina

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    1. Ja - ich denke auch, dass er seinen Frust über die Ablehnung hier abarbeitet. Mich hat die Entwicklung Kims auch gestört - er wird ja nachher zu einem Superhelden, und das wir mir dann doch zu unrealistisch.

      Bin gespannt auf deine Rezension!

      LG Sabine

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