[Rezension] M. L. Rio - "If we were villains"

M. L. Rio - If we were villains
Spannungsroman
 

 Originaltitel: „If we were villains“ (2017)
 Übersetzerin: Karin Dufner
 Verlag: Penguin-Verlag
 ISBN-13: 978-3-328-11086-6
 Seiten: 464 Seiten
 Erschienen: 24.5.2023
 Umschlaggestaltung: www.buerosued.de, Design by Julia Lloyd
 Umschlagabbildung: mauritius images / Life on white / Alamy / Alamy Stock Photos (Bildnummer: E7G7DH)

   
Zum Inhalt
„Oliver Marks bekommt immer nur die Nebenrollen. Trotzdem ist der junge Schauspieler glücklich am renommierten Dellecher College, einer abgeschiedenen Welt mit flackernden Kaminfeuern und ledergebundenen Büchern. Die sieben Studenten seines Jahrgangs sind eine eingeschworene Gemeinschaft, besessen von der Schauspielerei und von Shakespeare. Die Rollen, die sie auf der Bühne verkörpern, legen sie auch privat nicht ab: Mitläufer, Verführerin, Held. Der charismatische Richard gibt die unberechenbaren Tyrannen. Doch eines Tages treibt einer der Freunde tot im Collegesee. Die anderen stehen vor einer schwierigen Wahl: Sollen sie der Wahrheit ins Auge sehen oder weiter ihre Rollen wahren?“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Schon lange wollte ich dieses Buch lesen, weil es gerne im Zusammenhang mit „Die geheime Geschichte“ von Donna Tartt genannt – gemeinsam ist den beiden, dass es eine „College-Geschichte“ ist, an die Tiefe und Komplexität von Donna Tartt kommt dieses Buch aber nicht heran. Trotzdem – es hat Spaß gemacht, es zu lesen.

Die Geschichte spielt in einer Theaterakademie, in der nur Shakespeare-Stücke geprobt und aufgeführt werden und in der sieben Studenten ihre Ausbildung absolvieren. Die sieben sind freundschaftlich fest verschweißt, und so unterschiedlich sie sind, verbindet sie ihre Liebe zu Shakespeare und der Schauspielerei. Bis einer von ihnen tot aufgefunden wird – denn nur einer von ihnen kann der Mörder sein.

Die Geschichte war definitiv besonders. Aufgebaut ist sie wie ein Theaterstück – es gibt also fünf Akte mit jeweils mehreren Szenen – das passt natürlich sehr gut zu einer Theaterakademie. Man bekommt sehr viel mit von der Ausbildung zum Schauspieler, den Proben und den Aufführungen selber, und auch das ist besonders, denn es gibt viele Dialoge, die in Versform – angelehnt an Shakespeare – stattfinden und wo ich mich manchmal auch gefragt habe, sind das jetzt echte Zitate oder sind die sieben Freunde so im Thema drin, dass sie auch miteinander in Versen sprechen. 

Während dieser fünf Akte entwickeln sich die Freunde weiter – und so unterschiedlich sie sind, so unterschiedlich ist auch ihre Entwicklung. Erzählt wird das Geschehene von Oliver – und es ist kein Spoiler, wenn ich sage, das er im Gefängnis sitzt, denn so beginnt das Buch. Er blickt zurück auf die gemeinsame Zeit, auf das, was geschehen ist und wie er es erlebt hat. Oliver beschreibt sich selber als durchschnittlich, insbesondere auch nicht sonderlich talentiert in Bezug auf die Schauspielerei. Da sind andere, die er für weit begabter hält. Richard zum Beispiel – er ist ein großer, stattlicher junger Mann, mit selbstbewusstem Auftreten und deutlicher Neigung zur Dominanz. Damit ist er der geborene Held – und meist wird er auch genau so besetzt. Seine Freundin Meredith ist eine attraktive Frau, die genau das auch nutzt und so als Verführerin gilt – sie hat aber auch leise Töne in sich, die sie hinter ihrer Coolness verbirgt und die sie nur selten zeigt. Zu den Freunden gehört auch Flippa – sie ist groß und wirkt jungenhaft, gibt sich oft distanziert und zurückhaltend. Und auch in dieser Clique ist sie eher der stillere Typ. Alexander ist ein hagerer Typ, der häufig den Schurken verkörpert – er muss sich noch selber finden und verliert sich häufig im Genuss von Drogen und Alkohol. Wren ist Richards Cousine, und ganz anders als er ist sie eher zierlich und wirkt immer ein wenig naiv – das aber ändert sich im Laufe der Geschichte. Und der letzte in der Runde ist James – er ist sehr beliebt, ein Typ Held im Schauspiel, ein Typ Kumpel unter Freunden – mit Oliver verbindet ihn eine tiefe Freundschaft und auch ein gemeinsames Zimmer in der Akademie.

Ich hatte schon angedeutet, das sich die Charaktere alle verändern – sie können dem Druck nicht mehr standhalten und jeder reagiert darauf anders: die einen werden immer leiser und ziehen sich zurück, die anderen werden laut und aggressiv und strotzen nach vorne.

Die Handlung ist durchaus spannend, wenn auch durch die Szenen beim Theaterspiel immer wieder Fahrt rausgenommen wird. Die Zitate Shakespeares sind hier ein immer wiederkehrendes Stilmittel – und ich muss gestehen, dass ich diese Verse in dem Ausmaß nicht gebraucht hätte. Das ist sicher Geschmackssache und ich weiß, dass andere genau das gerade gefeiert haben. Trotzdem haben mir ein wenig die Wendungen gefehlt, oder versteckte Hinweise, damit man selber mitraten kann. Wirklich großartig ist die Änderung in diesem Freundschaftsgefüge, wie sich die Einzelnen verändern, was sie sagen, fühlen und entdecken und das plötzliche Misstrauen untereinander – das hat mir sehr gut gefallen. Trotzdem zeichnet sich irgendwann doch klar ab, wer der Täter ist – und dann war für mich auch die Luft ein bisschen raus.

Mich hat das Buch wirklich gut unterhalten, den Hype darum kann ich aber nicht verstehen – ich empfehle es dennoch gerne weiter, insbesondere auch, wenn man eine gewisse Theater- oder speziell Shakespeare-Affinität hat. 
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Mein Fazit
Ein spannender Roman um die Aufklärung eines Mordes, angesiedelt in einer Theaterakademie. Insbesondere das Freundschaftgeflecht und die Veränderungen der Einzelnen haben mir sehr gut gefallen, leider aber gab es nur wenige Wendungen und Überraschungen. Theaterliebhaber werden die vielen Shakespeare Zitate und Verse bestimmt feiern, mir war es damit ein wenig zu viel. Trotzdem eine unterhaltsame Lektüre, die ich gerne empfehle

7 Kommentare:

  1. Guten Morgen Sabine!

    Du hast alles super zusammengefasst und ich hatte wieder sehr viel Spaß in unserer gemeinsamen Leserunde. Wir haben ja alle bis auf wenige Ausnahmen ziemlich die gleiche Meinung gehabt. Ich fand die Geschichte auch toll und außergewöhnlich, grade natürlich mit dem Bezug zu Shakespeare. Die Zitate fand ich klasse - auch wenn ich selber wenig von Shakespeare gelesen habe - und jetzt im Rückblick, denke ich, war es für mich in einem guten Maß.
    Was mir allerdings auch gefehlt hat, waren mehr Hinweise oder Details, dass man besser hätte miträtseln können. Das hat die Spannung ab der Hälfte schon etwas gedämpft.

    Meine Rezension kommt erst noch :D

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. Liebe Aleshanee,

      ich glaube, an diesen Zitaten scheiden sich die Geister - was die einen großartig finden, ist den anderen zu viel.

      Ich fand, dass wir das Buch im "kleinen" dann doch ganz unterschiedlich empfunden haben - also jeder hatte andere Sachen die gefallen oder eben gar nicht gefallen haben. Deshalb bin ich auch schon gespannt auf die Rezi von euch Mitlesern. :-)

      Liebe Grüße
      Sabine

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    2. Es gab auf jeden Fall kleine Unterschiede, wie wir es empfunden haben, aber ich denke, insgesamt hat es uns doch gut unterhalten können :) Ich bin auch schon gespannt auf die Rezensionen. Meine wird wohl erst Anfang Januar kommen, vorher bringe ich sie nicht unter ^^

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    3. Unterhaltsam war es auf jeden Fall - und da stimme ich dir zu, das haben wir wohl alle so empfunden.

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  2. Hallo Sabine,

    eine super Rezension, die deine Eindrücke gut darstellt!

    Ich sage dir, dieses Buch war prädestiniert für eine Leserunde. Wir haben so viele Details unterschiedlich interpretiert und sind dennoch im Großen und Ganzen zum gleichen Ergebnis gekommen.

    Die Verse und Zitate haben mich überhaupt nicht gestört, obwohl ich es mit so etwas gar nicht habe. Hier mochte ich es, was mich sehr überrascht hat.

    Danke für die tolle gemeinsame Lesezeit!

    Liebe Grüße
    Nicole

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    1. Liebe Nicole,

      danke schön!
      Ja - das war interessant, wie unterschiedlcih wir manche Punkte gesehen und bewertet haben. Und mich hat das auch immer wieder eine Situation neu überdenken lassen.

      Schön, dass du dabei warst!

      LG Sabine

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  3. Huhu!
    Meine Rezi ist jetzt auch online, falls du reinschauen magst :)
    https://blog4aleshanee.blogspot.com/2024/01/if-we-were-villains.html

    Liebste Grüße und noch einen schönen Abend!
    Aleshanee

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