[Rezension] Herbert Clyde Lewis - "Gentleman über Bord"

Herbert Clyde Lewis - Gentleman über Bord
Zeitgenössische Literatur
 

 Originaltitel: „Gentleman overboard“ (1937)
 Übersetzer: Klaus Bonn
 Verlag: Mare-Verlag
 ISBN-13: 978-3-866-48696-6
 Seiten: 176 Seiten
 Erschienen: 14.03.2023
 Umschlaggestaltung: Nadja Zobel, Petra Koßmann /mareverlag nach Boiler House Press
 Umschlagabbildung: Louise Aspinall

   
Zum Inhalt
„Ein wohlsituierter New Yorker Geschäftsmann stürzt urplötzlich in eine mentale Krise. Um zu gesunden, so spürt er, muss er seinen von grauem Erfolg geprägten Alltag hinter sich lassen, und kurzerhand tritt er eine Schiffsreise an. Kaum auf See, stellt sich die erhoffte Erleichterung tatsächlich ein, doch dann … macht er einen einzigen falschen Schritt und landet mitten im Pazifik, während sein Schiff sich immer weiter von ihm entfernt. Was denkt ein Mensch in solch einer Situation? Woraus schöpft er Hoffnung? Und wie blickt er nun auf sein Leben, dessen er vor Kurzem noch so überdrüssig war?“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Ich bin durch eine Literatursendung auf dieses dünne Büchlein aufmerksam geworden, und mir wurde tatsächlich nicht zu viel versprochen.

Der 35-jährige Börsenmakler Henry Preston Standish braucht eine Auszeit – seien Familie ist einverstanden und er begibt sich auf Erholungsreise. Zufällig landet er auf dem Frachter „Arabella“, der auf einer wenig befahrenen Route von Hawaii nach Panama fährt. Standish genießt die Überfahrt, wohl auch, weil es nur wenige Passagiere an Bord gibt. Schon auf dem Rückweg nach Hause rutscht er eines Morgens auf einem Ölfleck aus und stürzt in den Pazifik. Niemand bemerkt das Unglück, und Standish benimmt sich „standesgemäß“, in dem er nicht um Hilfe ruft und auch sonst nicht in irgendeiner Weise um Aufmerksamkeit ringt. Vielmehr vertraut er, dass die „Arabella“ beizeiten umkehren und ihn retten wird.

Als Leser teilt man nun sowohl die Gedanken des Gestürzten als auch seine Erinnerungen, andererseits wird auch beschreiben, wie sich die wenigen Passagiere an diesem Morgen auf der „Arabella“ verhalten, ihre Erklärungsversuche, warum Standish nicht da ist und was daraus dann resultiert. 

Standish ist lange zuversichtlich bezüglich seiner Rettung und führt in Gedanken einige Zwiegespräche, die – wenn die Situation nicht so ernst wäre – bisweilen zum schmunzeln einladen. Es dauert, bis er den Ernst der Lage wahrhaben will und selbst dann verhält er sich weiter standesgemäß und wägt seine Möglichkeiten ab. 

Ich habe dieses dünne Büchlein sehr gerne gelesen – und habe mit Standish gefühlt. Die Sprache ist sehr pointiert und präzise, ohne Schnörkel oder ausufernde Beschreibungen. Vielmehr weiß der Autor, mit wenigen genauen Worten eine Situation zu erfassen und vor allem Atmosphäre zu schaffen. Dabei gibt es immer wieder auch ironische, sarkastische Wortwendungen, die mich trotz des Ernstes der Situation für Standish zum Lächeln gebracht haben. 

Als Leser ist klar, was passieren wird, und dennoch aber hofft man natürlich auf Rettung. Dieses Bild, wie Standish einsam im Pazifik schwimmt, hat mich lange nicht losgelassen, seine Gedanken sind mal bedrückend, mal wunderlich, lassen mich schmunzeln und mich ärgern. Es sind viele Emotionen, die mich bei der Lektüre gepackt haben, und ich hoffe sehr, dass auch die weiteren Romane des Autors noch übersetzt werden. Denn leider musste man auf diese nun über 80 Jahre warten, denn erst-erschienen ist die Geschichte bereits 1937. Von mir auf jeden Fall eine Empfehlung!

Mein Fazit
Eine kurze Geschichte über einen Mann, der über Bord geht und im Pazifik auf Rettung hofft. Man erlebt als Leser viele unterschiedliche Emotionen und hat viele Bilder vor Augen – und das trotz der Kürze und der pointierten klaren Sprache. Ich empfehle dieses Büchlein uneingeschränkt weiter!

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