[Rezension] Daniela Dröscher - "Lügen über meine Mutter"

Daniela Dröscher - Lügen über meine Mutter
Gegenwartsliteratur
 

 Verlag: Argon Hörbuch
 ISBN-13: 978-3-839-82056-8
 Dauer: 700 Minuten
 Ersterscheinung: 18.8.2022
 Sprecherin: Sandra Voss

   
Zum Inhalt 
„Lügen über meine Mutter ist zweierlei zugleich: die Erzählung einer Kindheit im Hunsrück der 1980er, die immer stärker beherrscht wird von der fixen Idee des Vaters, das Übergewicht seiner Frau wäre verantwortlich für alles, was ihm versagt bleibt: die Beförderung, der soziale Aufstieg, die Anerkennung in der Dorfgemeinschaft. Und es ist eine Befragung des Geschehens aus der heutigen Perspektive: Was ist damals wirklich passiert? Was wurde verheimlicht, worüber wurde gelogen? Und was sagt uns das alles über den größeren Zusammenhang: die Gesellschaft, die ständig auf uns einwirkt, ob wir wollen oder nicht?“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Ich war sehr neugierig auf dieses Buch, nicht, weil es auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2022 stand, sondern weil ich das Thema interessant fand: Selbst ein Kind der 1980er war ich neugierig, mal in ein anderes Familienleben reinzuschauen.

So richtig warm geworden bin ich mit der Geschichte leider nicht. Erzählt wird sie aus Sicht der zu Beginn 6-jährigen Tochter Ela über einen Zeitraum von vier Jahren. Eingeschoben sind immer wieder Rückblicke der „erwachsenen Ela“ mit Erklärungsversuchen zur damaligen Situation. Dabei ist die übergewichtige Mutter immer wieder Zielscheibe in der patriarchalisch lebenden Familie. 

Ela fand ich oft zu erwachsen in ihren Gedanken und Handlungen und habe ihr das Alter von sechs Jahren nicht abgenommen. Außerdem bleibt die Geschichte immer sehr „im Innen“ – es wird kaum etwas über die 1980er erwähnt (höchstens mal ein paar politische oder gesellschaftliche Ereignisse, die aber – Nebensatz erwähnt - mehr zur Orientierung dienen) noch über den Hunsrück, in dem diese Familie lebt. Im Mittelpunkt steht die Familienstruktur, bei der der Vater das Oberhaupt darstellt, die Mutter dagegen klein und unterdrückt ist – ein klassisches Patriarchat. Vieles wird immer wieder aufgezeigt an dem Thema Übergewicht, dessen ich dann irgendwann überdrüssig geworden bin, weil es mir zu plakativ wurde – das Thema hätte man sicher auch anders bedienen können. Und so ist die Geschichte insgesamt eher monoton und langweilig, und das, obwohl mich der Vater mit seiner Art sehr aufgeregt hat, genauso wie die Mutter mit ihrer fast schon devoten Art, alles hinzunehmen. Erst im letzten Drittel gab es für mich ein paar Szenen, in denen man die Stärke der Mutter erkannte, das Ende hat für mich dann doch eine Überraschung parat gehalten.

Obwohl es nur wenige Figuren in diesem schon Kammspiel-ähnlichen Plot gibt, sind sie mir doch fremd geblieben. Es gibt einige wenige Attribute für die einzelnen Personen, mehr hatten sie aber in meinen Augen dann nicht zu bieten. Selbst Ela, die als Ich-Erzählerin auftritt, blieb mir fremd, dabei hätte ich da viel Mitgefühl meinerseits erwartet. Vielleicht lag es an dem für mich nicht passenden Schreibstil – denn mich hat er überhaupt nicht an eine 6-Jährige erinnert, vielleicht aber auch an dem Plot, der die ganze Zeit in diesem Mikrokosmos Familie bleibt.

Ich fand das Hörbuch leider langatmig, und eigentlich hat mich dann nur das Ende noch mal überraschen können. Die Langatmigkeit konnte leider auch die Sprecherin Sandra Voss nicht verhehlen, die ihrerseits das Hörbuch gut vorgetragen hat. 

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