[Rezension] Heidrun Hurst - "Die Kräutersammlerin und der junge Flößer"


Heidrun Hurst - Die Kräutersammlerin und der junge Flößer (Kräutersammlerin #2)
Historischer Roman
 

 Verlag: Emons-Verlag
 ISBN-13: 978-3-740-81358-1
 Seiten: 320 Seiten
 Erschienen: 20.10.2022
 Umschlagmotiv: Nina Schäfer mit einem Motiv von Frischknecht Patrick /agefotostock.com

   
Zum Inhalt 
„Schiltach im Schwarzwald, 1344. Im Städtle geht der Teufel um. Das glauben zumindest die Bewohner, nachdem an der Kinzig eine junge Magd ermordet aufgefunden wurde. Als im Gasthaus »Hirschen« jede Nacht unheimliche Geräusche zu hören sind und eine weiße Gestalt gesichtet wird, die scheinbar durch Wände gehen kann, bricht Panik aus. Wird sich der Beelzebub weitere Opfer holen? Kräutersammlerin Johanna und Flößer Lukas versuchen die Wahrheit zu ergründen.“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Von der Autorin habe ich bisher nichts gelesen, dabei hat sie schon eine stattliche Zahl historischer Romane geschrieben und veröffentlicht. Eine Leseprobe fand ich sehr angenehm zu lesen, so dass ich gespannt war auf diesen historischen Schwarzwaldkrimi.

Die Geschichte spielt Mitte des 14. Jahrhunderts. Johanna lebt in Schiltach und kümmert sich mit ihren Kenntnissen der Kräuterwelt um die Mitbürger des kleinen Städtchens. Eine Schankmagd wird dann aber ermordet aufgefunden, und ein Wirt wird durch merkwürdige Geräusche um seinen verdienten Schlaf gebracht. Johanna lässt das keine Ruhe, und sie beginnt mit Nachforschungen – dabei stets an ihrer Seite Lukas, der Flößer, mit dem sie ein besonderes Band verbindet.

Eins vorweg – man sollte keinen klassischen Krimi im historischen Setting erwarten, dafür wird dann doch zu wenig „ermittelt“; vielmehr ist es ein historischer Roman mir Spannungselementen, der viele Einblicke in den damaligen Alltag liefert. Die Autorin hat dabei die Atmosphäre sehr gut einfangen können, zudem auch sehr gut recherchiert, um Johannas Alltag darzustellen. Man erfährt nicht nur, welche Kräuter für was eingesetzt wurden, sondern auch, wo man sie findet und wie sie dann verarbeitet werden. Ich fand das sehr interessant und habe es in dieser Ausführlichkeit noch nirgendwo gelesen. Aber bei ihren Beschreibungen bleibt die Autorin nicht nur bei Johanna – auch das Leben des Flößers oder das Dorftreiben allgemein nimmt sie genauer unter die Lupe. Ich hatte so das Gefühl, wirklich mittendrin zu sein und konnte mir alles gut vorstellen.

Die Charaktere sind gut gezeichnet. Johanna lebt sicher gefährlich, da sie als Kräutersammlerin und Heilerin schnell auch mal als Hexe durchgeht. In diesem Punkt ist sie auch ein bisschen naiv. Ich mochte aber ihre durchgreifende Art und dass sie Dingen auf den Grund geht und eben nicht einfach alles nur geschehen lässt. In Bezug auf Lukas ist sie sehr eigen – sie tändelt zwar ein wenig mit ihm, hat aber Angst, sich richtig auf ihn einzulassen. Und so geht es in diesem Buch auch immer wieder um die Frage einer Hochzeit. Sehr ans Herz gewachsen ist mir Ida – ein junges Mädchen, das schon im ersten Teil der Dilogie vorkam und das Johanna bei sich aufgenommen hat. Ida lebt sehr zurückgezogen in sich und kann sich auf andere Menschen nicht gut einlassen – nur zu Johanna und einer Wölfin hat sie Vertrauen. So still und zurückhaltend sie ist, so sehr aber stellt sie sich vor die, die ihr wichtig sind – das wird im Laufe der Geschichte noch wichtig werden.

Dies ist der zweite Teil der Kräutersammlerin-Reihe – den ersten kenne ich nicht, hatte aber keine Probleme, in die Geschichte hineinzufinden, da die Autorin alles gut erklärt. 

Die Erzählweise ist ruhig, Spannung ist erst im letzten Drittel aufgekommen – daher würde ich das Buch auch nicht als Krimi bezeichnen. Johanna ist zwar neugierig und fragt auch viel rum, ihr Alltag nimmt aber in der Geschichte viel Raum ein, so dass er die Ermittlungen auch immer wieder unterbricht. 

Der Schreibstil ist gut zu lesen und eingängig, durch die Beschreibungen wurde die Stimmung im Ort gut eingefangen; Angst, dass der Stil zu altertümlich ist, muss man also nicht haben.

Ich habe das Buch gerne gelesen, auch wenn es eher kein Krimi ist – dafür aber bekommt man viele Einblicke in das damalige Leben und auch detaillierte Beschreibungen aus dem Leben einer Kräutersammlerin.

Mein Fazit
Wer einen spannenden historischen Krimi erwartet, der wird wohl enttäuscht werden, denn das Buch ist eher ein historischer Roman mit Krimielementen. Dafür aber hat die Autorin das mittelalterliche Leben sehr gut eingefangen und viele Einblicke in der Alltag einer Kräutersammlerin geboten. Ich habe das Buch gerne gelesen und empfehle es wegen der leichten Sprache auch „Anfängern“ im historischen Genre. 

Die Kräutersammlerin
1. Die Kräutersammlerin
2. Die Kräutersammlerin und der junge Flößer

Ein Interview mit der Autorin gibt es hier.

WERBUNG: Vielen Dank an den Emons-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.









3 Kommentare:

  1. Irgendwie dachte ich vorhin an den "Schatzhauser im grünen Tannenwald..." (Sagt dir das was? ;) / Mal ein etwas anderer historischer Roman wie mir scheint. Übrigens, ich habs ja nicht gelesen, nehme ich an, dass Johanna vielleicht Glück hat: Die Hexenverfolgung setzte in hohem Maß erst später ein.
    Buchige Grüße

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    1. Nein - das habe ich noch nicht gehört, da musste ich gerade erstmal googlen. :-D

      Die Hexenverfolgung war tatsächlich noch kein Thema, Johanna hatte aber auch so schon viel zu bekämpfen ...

      LG Sabine

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  2. "Schautzhauser im grünen Tannenwald, bist viel tausend Jahre alt, wohnst im Wald wo grüne Tannen steht, lässt dich nur Sonntagskindern sehn." Wilhelm Hauff in DAS KALTE HERZ (oder auch nur im DEFA Film)
    Buchige Grüße, der Bücherjunge

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