[Höreindruck] Nastassja Martin – "An das Wilde glauben"

Nastassja Martin – An das Wilde glauben
Erfahrngsbericht
 

 Originaltitel: „Croire aux fauves“ (Oktober 2019)
 Übersetzerin: Claudia Kalscheuer
 Verlag: speak low-Verlag          
 ISBN-13: 978-3-948-67405-2
 Dauer: ungekürzt, 213 Minuten
 Erschienen: 21.5.2021
 Sprecherin: Bettina Hoppe

   
Zum Inhalt
„Die Anthropologin Nastassja Martin teilt in dieser autobiografischen Erzählung die Geschichte einer tiefen Verletzung und deren Heilung. Eine ihrer Forschungsreisen führt sie auf die vulkanreiche russische Halbinsel Kamtschatka, wo sie die Bräuche der Ewenen studiert und dabei tief in deren Kultur eintaucht. Auf einer Bergtour begegnet sie einem Bären: Es kommt zum Kampf, den beide schwer verletzt überleben. Den Animismus, den Nastassja Martin als Wissenschaftlerin beschrieben hat, erfährt sie nun am eigenen Leib. Die Grenzen zwischen ihr selbst und dem Bären verschwimmen. Nach einer qualvollen Genesungsgeschichte in russischen und französischen Krankenhäusern kehrt Nastassja Martin in die Wildnis zurück, wo sie durch die Nähe zur Natur und intensive Träume schließlich umfassende Heilung erfährt.“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Ich bin über eine Literatursendung auf das Buch aufmerksam gemacht worden und fand das Thema sehr spannend.

In diesem autobiographischen Roman erzählt Nastassja Martin von dem Angriff eines Bären, der sie lebensgefährlich verletzt hat, von ihrer Odyssee durch medizinische Einrichtungen in Russland und Frankreich, von ihrer physischen Heilung und ihrer psychischen Auseinandersetzung mit dem Ereignis.

Es ist keine Krankheitsgeschichte, denn es geht um weit mehr als nur um das leibliche Heilen – und genau das hat mir so gut gefallen. Es werden natürlich medizinische Dinge angesprochen, aber vor allem geht es um die psychische Auseinandersetzung mit dem Zusammentreffen des Bären. Dabei wird es vielleicht für den einen oder anderen etwas mystisch, denn die Autorin sieht ihren Unfall als Schicksal und wird schließlich zur „Miedka“, zum Bären-Menschen. Und sie unterstellt ähnliches auch dem Bären, der durch diesen Unfall, den er ebenso wie sie selbst verletzt überlebt hat, eine Verbindung zum  Menschen geschaffen hat. Sicher kommt hier die Berufung der Autorin zum Tragen, denn sie beschäftigt sich als Anthropologin mit der Lebensweise indigener Bevölkerungen – und war zum Zeitpunkt des Angriffs in  Kamtschatka unterwegs, um sich mit den Bräuchen und dem mehr auf Intuition ausgerichteten Leben der Ewenen, vor allem auch in Bezug auf das Zusammenleben von Mensch und Tier, zu beschäftigen. 

Ich denke ganz anders als die Autorin und kann mich in ihrem Deutungen  auch nur schwer hineinversetzen, dennoch aber fand ich ihre Schilderungen sehr interessant, eben weil mir eine solche Betrachtungsweise völlig fremd war. Bestimmt ist dieser komprimierte Bericht nicht für jeden geeignet, und manch einer legt ihn kopfschüttelnd beiseite, ich aber hatte bereichernde Hörstunden. Bettina Hoppe als Sprecherin hat mir mit ihrer rauchigen und dunkeln  Stimme sehr gut gefallen, und sie hat alles so vorgetragen, dass ich das Gefühl hatte, sie hätte alles selber erlebt. Für Interessierte empfehle ich das Hörbuch daher gerne weiter.


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