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[Rezension] Haruki Murakami – "Sputnik Sweetheart"

Haruki Murakami – Sputnik Sweetheart
Gegenwartsliteratur, Mystik 
 

Originaltitel: „Supuutoniku no koibito“ (1999)
Übersetzerin: Ursula Gräfe
Verlag: btb-Verlag
ISBN-13: ‎978-3-442-73154-1
Seiten: 222 Seiten
Erschienen: 1.6.2004 (deutsche Erstausgabe 2002)

   
Zum Inhalt
„Cooler Realismus und Fantastik verbinden sich in der Geschichte von Sumire und Miu. Die eine ist eine junge weltfremde und romantische Möchtegernautorin, die andere eine siebzehn Jahre ältere erfolgreiche Geschäfsfrau. Unempfänglich ist Miu für das Begehren der jungen Frau, von der sie „süßer Sputnik" genannt wird. Auf einer Reise durch Frankreich und Italien bis auf eine kleine griechische Insel verschwindet Sumire plötzlich – alle Spuren ihres Schicksals verlieren sich. Ein junger Lehrer, der die betörende Sumire liebt, findet Aufzeichnungen bizarrer Vorfälle und Geschichten in Geschichten, die auch ein Geheimnis von Miu in der Schweiz aufdecken.“ (Quelle: Dumont Verlag)

Meine Meinung
Ich liebe den Schreibstil Murakamis, und liebe auch seine Bücher, die rein in der Realität spielen – oft aber gibt es in seinen Romanen einen surrealen Anteil, etwas Mystisches oder eine Parallelwelt, und damit komme ich oft nicht so gut zurecht; und so war es auch in dieser Geschichte.

Der Titel kann irreführen und denken lassen, es geht um eine Raumsonde oder ums Weltall – letztlich ist Sputnik aber das russische Wort für „Gefährte“ und in diesem Sinne hier als Kosename benutzt. Ein namenloser Ich-Erzähler ist befreundet mit einer etwas chaotischen jungen Frau, Sumire, die Schriftstellerin werden will, sich aber dafür nicht gut genug hält. Sie lernt eine ältere Dame kennen, Miu, die sie sehr bewundert und die ihr beruflich auf die Sprünge helfen will. Der Ich-Erzähler ist in Sumire verliebt, Sumire dagegen ist Miu. Auf einer Geschäftsreise von Miu, bei der Sumire sie begleitet, geschieht etwas Ungewöhnliches.

Was erst mal klingt wie eine Liebes-Dreiecks-Beziehung, entwickelt sich mehr und mehr zu einer mystischen und surrealen Geschichte. Während das Buch zunächst ruhig und ein bisschen melancholisch erzählt ist, wird es nach und nach spannender, denn es geschehen merkwürdige Dinge, bei denen man wissen will, was es damit auf sich hat. Am Ende wird einiges geklärt und erklärt, einiges aber bleibt auch offen – und damit hatte ich leider ein Problem. Sicher bieten offene Enden immer Raum zur eigenen Interpretation, hier aber habe ich mich „im Regen stehen gelassen“ gefühlt und weiß nicht recht, warum der Autor da nicht ein paar mehr Hinweise gegeben hat. 

Trotzdem habe ich das Buch gerne gelesen und habe mich in der Geschichte sehr wohl gefühlt. Zum einen liegt das an dem angenehmen Schreibstil – ich finde ihn unverkennbar; er ist berührend und warm, dennoch nicht blumig, sondern schon direkt und ohne Umschweife. Zum anderen fand ich die Charaktere sehr gut gezeichnet. Der Ich-Erzähler ist der bodenständigste von allen und wirkt sehr solide, Sumire dagegen immer ein bisschen unorganisiert und wirr; Miu wiederrum ist eine lebenserfahrene Frau, die irgendwie auch immer ein bisschen geheimnisvoll wirkt. Interessant sind die Beziehungen der drei untereinander – Freundschaft und Liebe, aber auch Respekt und Alter Ego; all das spielt auf interessante Weise eine Rolle in der surrealen Geschichte.

Bis zum mich nicht überzeugenden Ende hätte ich dem Buch gute 4 Sterne gegeben, der Schluss aber lässt mich wirklich ratlos zurück und hinterlässt auch ein unzufriedenes Gefühl bei mir. Und da kommt dann diese grundsätzliche Frage auf, ob man ein Buch wegen eines nicht gefallenen Endes deutlich schlechter bewerten soll oder ob doch der Anteil, der gut gefallen hat, überwiegen sollte. Ich bin unschlüssig, am ehesten aber werden es doch 4 von 5 Sternen werden.

Mein Fazit
Eine etwas mystische und surreale Geschichte über drei interessante Menschen, die in ganz unterschiedlichen Verbindungen zueinander stehen. Bis auf das Ende hat mich das Buch sehr begeistert – nicht nur, weil die Charaktere sehr gut gezeichnet sind, sondern auch, weil ich durch den atmosphärischen Schreibstil geradezu reingefallen bin in diese Geschichte. Der Schluss hat mich aber leider ratlos zurückgelassen, dennoch gebe ich 4 von 5 Sternen.

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