[Leseeindruck] Annie Ernaux - "Die Jahre"

Annie Ernaux - Die Jahre
Zeitgenössische Literatur
 

 Originaltitel: „Les années“ (2008)
 Übersetzerin: Sonja Finck
 Verlag: Suhrkamp-Verlag
 ISBN-13: 978-3-518-46968-2
 Seiten: 224 Seiten
 Erschienen: 17.6.2019
 Umschlagfoto: Privatarchiv Annie Ernaux. 
 Umschlaggestaltung: Rothfos & Gabler, Hamburg

   
Zum Inhalt
„Kindheit in der Nachkriegszeit, Algerienkrise, die Karriere an der Universität, das Schreiben, eine prekäre Ehe, die Mutterschaft, de Gaulle, das Jahr 1968, Krankheiten und Verluste, die sogenannte Emanzipation der Frau, Frankreich unter Mitterrand, die Folgen der Globalisierung, die uneingelösten Verheißungen der Nullerjahre, das eigene Altern. Anhand von Fotografien, Erinnerungen und Aufzeichnungen, von Wörtern, Melodien und Gegenständen vergegenwärtigt Annie Ernaux die Jahre, die vergangen sind. Und dabei schreibt sie ihr Leben – unser Leben, das Leben – in eine völlig neuartige Erzählform ein.“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Annie Ernaux wollte ein Buch über ihr Leben schreiben – über das Wie hat sie sich viele Gedanken gemacht, und so ist dieses in seiner Form ungewöhnliche Werk entstanden.

Man darf keinen klassischen Roman erwarten, denn es ist kein handlungsorientiertes Buch. Vielmehr reiht die Autorin Sätze aneinander, die das Geschehen über einen Zeitraum von etwa 70 Jahren wiedergeben, orientiert sich dabei an chronologisch sortierten Fotos ihrer selbst. Das Ganze wird auch nicht in Ich-Form erzählt, sondern Annie Ernaux bedient sich des unpersönlichen „mans“. Dadurch bleibt das Geschriebene fern, distanziert und emotionslos; darauf muss man sich einlassen können. 

Gefallen hat mir, dass man Einblicke sowohl in das Weltgeschehen, aber auch in das lokale politische Geschehen Frankreichs erhält, das Ganze durch die Brille einer französischen Lehrerin. Ich kann auch nicht verhehlen, dass ich diese Zeitreise von den 1940ern bis in die Gegenwart mochte, weil es für mich auch viele „Ach ja – stimmt, so war das“ - Effekte gab und ich mich selbst an Dinge erinnerte. Es bleibt aber dennoch eine Aneinanderreihung von Fakten, bei denen nur manchmal eine Wertung durchblitzt, es im Gesamten aber eher einem monotonen und gefühlskalten Bericht gleicht. 

Ich muss gestehen, dass ich mit dieser Form der Erzählung große Probleme hatte und ich auch die Motivation, die die Autorin zu diesem Erzählstil gebracht hat, nicht verstanden habe. Für mich blieb alles schwarz-weiß, es gab einfach nichts Buntes – und beim Lesen wurde ich einen Gedanken nicht los: So stelle ich mir vor, dass ein Leben vor dem inneren Auge abläuft in den Momenten vor dem eigenen Tod. 

Es war kein Buch, dass im klassischen Sinne Spaß gemacht hat zu lesen, ich zumindest musste es mir erarbeiten – es wird mir aber in Erinnerung bleiben. So interessant einige der Schilderungen waren, so sehr habe ich mit dem Stil gehadert. Es ist eine ungewöhnliche Erzählweise, von der sich jeder ein eigenes Bild machen sollte. 

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