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[Rezension] Stephen King - "Revival"

Stephen King - Revival
Horror
 

Originaltitel: „Revival“ (2014)
Übersetzer: Bernhard Kleinschmidt
ISBN-13: 978-3-837-13020-1
Dauer: ungekürzt, 894 Minuten
Erschienen: 8.3.2015
Sprecher: David Nathan

   
Zum Inhalt
„Der kleine Jamie bewundert den charismatischen Methodistenprediger Charles Jacobs, der seine Gemeinde für den Glauben begeistert – bis er selbst vom Glauben abfällt. In den folgenden Jahren trifft Jamie, inzwischen drogenabhängiger Musiker, immer wieder auf Jacobs, der ihn jedes Mal tiefer in seine dämonische Welt zieht. Als Jamie sich dessen klar wird, gibt es für ihn schon kein Zurück mehr.“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Stephen King ist für mich oft ein Überraschungspaket – es gibt einige Geschichten, die mir sehr gut gefallen haben, andere, die mich gelangweilt haben. Und ich kann nicht sagen, dass es ein Genre von ihm ist, bei dem ich passen muss. Über diese Geschichte hier habe ich bisher wenig Meinungen gehört – und vorab: der angekündigte Horror wird erst gegen Ende des Buches wirklich greifbar, über lange Strecken hat man eher das Gefühl, eine Familien- bzw. Lebensgeschichte zu lesen. 

Die Geschichte wird erzählt von Jamie, der als alter Mann auf sein Leben zurückschaut. In seiner Kindheit lernt er Charles Jacobs kennen, der seine Gemeinde als Prediger vor allem durch sein Charisma und seine positive Energie beeindruckt. Jamie hat eine ganz besondere Bindung zu ihm, und in den folgenden Jahren trifft er immer wieder auf Charles, der der Religion den Rücken zugewandt und eine Obsession für Technik und insbesondere Elektrizität gefunden hat. Am Anfang fand ich die Geschichte richtig toll, in der Jamie aus seiner Kindheit erzählt – hier hat Stephen King nicht nur die Charaktere toll gestaltet, sondern auch diese düstere Atmosphäre eingefangen, die in dem etwas staubigen Örtchen in den 1960er Jahren herrscht. Ich mochte Jamie total gerne, weil er einfach ein liebenswerter Junge ist, der sich für andere einsetzt und der sehr begeisterungsfähig ist. Auch Charles mochte ich, weil er so gutmütig und liebevoll mit den Kindern umgeht und sich in seiner Gemeinde für die Einzelnen einsetzt. Ein Schicksalsschlag ändert dann aber das Leben aller. Da die Geschichte aus Sicht Jamies erzählt ist, liegt dann der Fokus im weiteren auch auf ihm – und es folgt ein für mich sehr langatmiger Teil aus seiner Adoleszenz, weil viel auch über Musik und Popkultur geredet wird, was mich persönlich nicht sehr interessiert hat. Jamie hat einige Tiefen in seinem Leben, die er durchläuft, und immer wieder trifft er auf Charles – der wiederrum hat auch einige Tiefschläge erfahren und wirkt zunehmend wirr mit seiner Besessenheit, kranke Menschen durch eine ganz besondere Art von Elektrizität zu heilen. Während ich den Mittelteil wirklich langatmig fand, ist das letzte Viertel voller Überraschungen und  Wendungen. Hier kommt dann auch ein gewisser Horror ins Spiel, denn im großen Finale wird es blutig, aber auch übersinnlich und ein wenig philosophisch.

Stephen King ist bekannt dafür, dass er Charaktere zu zeichnen weiß – und das ist auch in diesem Buch so. Gerade im ersten Drittel habe ich Jamie sehr gerne begleitet und hatte viele Bilder von ihm und dem Reverend vor Augen – im Mittelteil hat er mich dann leider verloren, weil mir der Fokus zu sehr auf der Musik gelegen hat, der Schluss ist dann zwar fulminant, mir aber doch zu „verrückt“. 

David Nathan ist keiner meine präferierten Sprecher, weil ich seine Stimmlage nicht so gerne mag und ich auch diesmal wieder seine Art, ein Buch vorzutragen, als monoton und eintönig empfunden habe. Ich weiß aber, dass ich da mit meiner Meinung zur Minderheit gehöre und dass viele ihn als Sprecher feiern. 

Insgesamt hat mich „Revival“ nicht ganz überzeugen können – die Charakterzeichnung ist toll und auch das erste Drittel atmosphärisch sehr schön – für mich hat die Geschichte dann aber an Spannung verloren, so dass ich insgesamt 3 von 5 Sternen gebe.

6 Kommentare:

  1. Hi Sabine!

    Das ist ja echt schade! Das Buch hab ich selber ja noch nicht gelesen, bin aber schon gespannt und freu mich dennoch drauf :) Langatmigkeit kennt man ja von Kings Büchern doch immer wieder, aber meist schafft er es schon, mich dabei zu behalten. Es kommt immer drauf an - ich hoffe jetzt einfach, dass die Charaktere und das Umfeld so interessant sind, dass sie mich mitnehmen können :)
    David Nathan als Sprecher mag ich gerne. Ein bisschen monoton, das stimmt tatsächlich, das ist mir besonders bei "Todesmarsch" von Stephen King aufgefallen, aber es war stimmig für mich.

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. Ich bin schon gespannt, wie du es finden wirst. Die Charaktere sind schon toll gezeichnet, das macht Stephen King wirklich richtig gut. Vielleicht findest du ja aber den Mittelteil auch ga5r nciht so langatmig - wer weiß. ;-)

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  2. Hallo Sabine,

    vom Erzähltempo her stimme ich dir voll und ganz zu. Anfangs fängt es einen, dann hängt es durch und zum verrückten Ende hin, zieht es ordentlich an. Mir hat es besser gefallen. Die Passgen über die Rockmusik fand ich jetzt auch nicht so prickelnd, trotzdem hat es mich gut bei der Stange gehalten.

    Ich zähle auch zu den David-Nathan-Fans und freue mich total, wenn er der Sprecher bei einem Hörbuch ist. Das ist nun einmal so, dass man manche nicht gut hören kann. Aber schade ist es schon.

    Liebe Grüße
    Nicole

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    1. Schade ist für mich vor allem, dass David Nathan sehr viele Stephen King Bücher eingesprochen hat (und auch die von Haruki Murakami)...

      Interessant, dass du da Erzähltempo auch so empfunden hast, und wie unterschiedlich jeder darauf reagiert.

      LG SAbine

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    2. Aktuelle höre ich "Fairy Tale" und David Nathan empfinde ich übrigens überhaupt nicht als monoton. :D Ich achte momentan sehr drauf, weil das hier ja Thema war. Spannend, wie unterschiedlich wir alle empfinden.

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    3. Ja, das stimmt. Genau wie du habe ich eine Zeit lang bei David Nathan auch mal genau hingehört - insbesondere, wenn ich wieder Lobeshymnen gehört habe. Irgendwie passt es für mich einfach nicht. Aber wie du schon sagst - interessant, wie unterschiedlich die Empfindungen sind.

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