[Rezension] Doris Knecht - "Die Nachricht"

Doris Knecht - Die Nachricht
Gegenwartsliteratur
 

 Verlag: Argon Verlag
 ISBN-13: 978-3-732-41920-3
 Dauer: 402 Minuten
 Erschienen: 26.7.2021
 Sprecherin: Vera Teltz

   
Zum Inhalt
„»Weißt du eigentlich von der Affäre deines prächtigen Ehemannes?« Vier Jahre nach dem Tod ihres Mannes lebt Ruth allein in dem Haus auf dem Land, wo die Familie einst glücklich war. Die Kinder haben längst ihr eigenes Leben, während Ruth das Alleinsein zu schätzen lernt. Bis sie eines Tages eine anonyme Messenger-Nachricht bekommt – von einer Person, die mehr über ihre Vergangenheit zu wissen scheint als Ruth selbst. Was zunächst wie eine lästige Lappalie wirkt, entwickelt sich bald zu einer gefährlichen Machtprobe, denn die Nachrichten werden immer bedrohlicher und bald sind auch Ruths Freunde und Kinder betroffen.“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Ich weiß gar nicht, wie dieses Hörbuch auf meine Hörliste gekommen ist, ich kann aber nur sagen, zum Glück, denn die Geschichte hat mich gefangen genommen und zum Nachdenken gebracht. 

Ruth ist Drehbuchautorin, lebt nach dem Tod ihres Ehemannes und dem Auszug der Kinder alleine und führt ein zufriedenes Leben. Das ändert sich, als die erste Nachricht über einen anonymen Facebook-Account bei ihr landet, in der Dinge stehen, die eigentlich nicht bekannt sein sollten. Und damit nicht genug – es bleibt nicht bei dieser einen Nachricht, sondern es werden mehr und mehr, sie werden aggressiver, diffamierend und verletzend und werden dann auch an Freunde und Bekannte verschickt. Die selbstbewusste Ruth weiß kaum noch, sich dem Stalking zu entziehen – und bei der Suche nach dem Verfasser der Nachrichten ist sie bald alleine…

Mich hat das Hörbuch sehr gefesselt, zum einen weil das Thema mich berührt hat und ich die Umsetzung sehr authentisch fand, ich mich zum anderen aber der Protagonistin Ruth sehr nah fühlte – nicht beim Stalking, sondern in ihrer Lebenssituation. 

Ruth ist eine moderne und starke Frau, die mit ihren Vorstellungen nicht der Norm entspricht, sich dadurch aber nicht kleinkriegen lässt und eben so lebt, wie sie es mag und für gut befindet. Nicht immer ist alles gut in ihrem Leben gelaufen, und im ersten Drittel des Buches geht es viel um ihre Ehe mit dem verstorbenen Ludwig. Dass er sie betrogen hat, was das mit ihr gemacht und wie sie letztlich mit dieser Wahrheit dann auch gelebt hat. Ruth hadert aber nicht mit sich und ihren Entscheidungen, und genau das hat mir gefallen – ihre Sicherheit, ihr Selbstvertrauen und vor allem auch ihr Bewusstsein, sich in ihrer Mitte gefunden zu haben. 

Die anonymen und wirklich verletzenden Nachrichten verändern dann aber ihr Bild – und auch das kann ich absolut nachvollziehen. Erst ignoriert sie sie, dann aber kann sie sich ihnen nicht mehr entziehen, sucht nach dem Verfasser, landet auf Holzwegen und Sackgassen, bezieht ihre Freunde mit ein und muss schmerzlich erfahren, dass diese nicht in dem Maß hinter ihr stehen, wie sie gedacht hatte. Das ist natürlich doppelt schmerzlich – zum einen das Stalking selber, dann aber die Erkenntnis, damit wirklich alleine zu sein. 

Ihre Gedanken zu diesen Themen, dem Vor und Zurück, das Erkennen von Wahrheiten oder aber auch das Erkennen, in einer Sackgasse zu stecken – als das fand ich sehr interessant und hat viel Stoff zum Nachdenken geboten. Dabei ist der Schreibstil unverblümt, echt und oft mit einem negativen Gefühl verbunden, das aber genau das Gefühl von Ruth trifft und damit sehr realistisch ist. Vera Teltz hat dieses frustrierte Gefühl  mit ihrer etwas „knatschigen“ Stimme sehr gut transportiert – und damit ist das Buch kein hoffnungsvolles Wohlfühlbuch, dafür aber eins, dass die Themen Mobbing und Stalking und was es mit den Betroffenen macht sehr gut darstellt. 

Viele finde das Ende unpassend, weil sie sich ein anderes, positiveres gewünscht hätten, um eine positive Botschaft zu vermitteln und das Bild der selbstbewussten Frau aufrechtzuerhalten, ich aber fand es genau so richtig und absolut authentisch.  Es ist kein Buch, das man hören sollte, wenn es im Leben gerade eh nicht so gut läuft, da die Atmosphäre insgesamt eher bedrückend und oft auch frustrierend ist, dennoch mochte ich es gerade wegen dieser absolut authentischen Geschichte, die die Autorin verfasst hat. 

Mein Fazit
Ein authentisches Buch über eine moderne und selbstbewusste Frau, die in den sozialen Medien durch anonyme Nachrichten diffamiert wird – kein leichtes und einfaches Buch und auch keines, das gute Laune macht, dafür aber ein glaubhaftes und stimmiges Werk, das mir viele Denkanstöße gegeben hat. 

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