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[Rezension] Simone van der Vlugt – "Rembrandts Geliebte"

Simone van der Vlugt – Rembrandts Geliebte
Historischer Roman, Romanbiographie 

Umschlaggestaltung: Hafen Werbeagentur, Hamburg
Umschlagabbildung: Mr und Mrs. Martin A Ryerson Collection /Bridgeman Images
ISBN-13: 978-3-959-67542-0
Seiten: 272 Seiten
Erschienen: 23.3.2021
Originaltitel: „Schilderslief“
Übersetzer: Eva Schweikart

Buchrückentext
„Aus heiterem Himmel wird Geertje Dircx verhaftet. Die Anklage: Diebstahl, Betrug, Hurerei. Schnell stellt sich heraus, dass der Maler Rembrandt van Rijn hinter den Vorwürfen steckt. Den bejubelten Künstler und die wissbegierige Frau aus einfachen Verhältnissen verband lange eine Liebesbeziehung – bis Rembrandt sich einer jüngeren Frau zuwandte und Geertje, die sich trotz zahlreicher Schicksalsschläge stets treu geblieben ist, ihr Leben neu aufbauen musste. Doch auf Drängen des Malers wird sie in einem Schauprozess zu einer unverhältnismäßig hohen Strafe verurteilt: zwölf Jahre Zuchthaus…“

Meine Meinung
Von Simone van der Vlugt habe ich schon einige Romane gelesen – und ich finde, sie wird immer besser! Mit diesem Buch hat sie mich wieder packen und fesseln können – eine sehr interessante, fast vergessene (oder besser ignorierte) historische Persönlichkeit steht im Mittelpunkt der Geschichte: Geertje Dircx, die Geliebte Rembrandts. 

Ich hatte noch nie von Geertje gehört und die Erklärungen im Nachwort liefern auch den Grund dafür. Natürlich bietet eine historische Persönlichkeit, über die nicht viel überliefert ist, viel schriftstellerischen Freiraum – ich finde, die Autorin hat hier aber ein glaubwürdiges Portrait gezeichnet, auch wenn Geertje hier ganz anders dargestellt wird als in historischen Berichten.

Man kann gar nicht anders, als sie ins Herz zu schließen – die Geschichte beginnt mit der Verhaftung Geertjes und damit sehr spannend. Denn natürlich will man wissen, warum sie festgenommen wurde – und das erfährt man dann in der nachfolgenden Erzählung. Geertjes Leben ist ungemein interessant. Sie ist eine starke Frau, die sich Mitte des 17. Jahrhunderts in den Niederlanden durchs Leben kämpft, denn es gibt einige Höhen und Tiefen, die sie durchläuft. Doch Geertje ist keine, die schnell aufgibt, sondern ihr Leben in die Hand nimmt, und es auch mit Stärkeren auf sich nimmt. Auch ihre Zeit als Geliebte Rembrandts ist nicht nur eine glückliche, und Rembrandt kommt hier auch nicht sonderlich gut weg – als Künstler ist er großartig, als Mensch jedoch handelt er egoistisch und unmenschlich.

Die Charaktere sind großartig gezeichnet – Geertje als liebenswerte Frau, die sich den Schwierigkeiten stellt und sich nicht so schnell unterkriegen lässt, die manchmal aber auch nachgiebig ist und andere Entscheidungen treffen lässt, die nicht gut für sie sind. Damit ist sie sehr authentisch und glaubwürdig und ich fand es spannend, sie in ihrem Leben zu begleiten. Auch Rembrandt ist eindrücklich gezeichnet – dabei ist es weniger der großartige Maler, sondern eher der Mensch dahinter. Wie er mit anderen umgeht, mit seiner Frau, seinen Geliebten, seinen Schülern – das wirft ein für mich neues Licht auf seine Person. Er behandelt Geertje nicht sehr nett, trotzdem wird er nicht als Unmensch dargestellt, sondern als einer, der sich Obrigkeiten nicht unterwirft und zu seinen eigenen Werten und Moralvorstellungen steht. 

Toll ist auch die Atmosphäre, die die Autorin geschaffen hat – ich habe schon viele historische Romane gelesen, aber irgendwie ist die Stimmung hier in den Niederlanden anders und es hat Spaß gemacht, auch mal in die Vergangenheit dieses Landes zu schauen. Dabei ist der Schreibstil toll – er fängt Stimmungen wunderbar ein, vermittelt ein Gefühl für das Land und die Leute und ist zu guter Letzt auch sehr gut lesbar. Durch die Erzählung in Ich-Form fühlt man zudem noch mal mehr mit Geertje, und ich konnte mich sehr gut in sie hineinversetzen.

Ich habe dieses Buch sehr gerne gelesen – nicht nur, weil ich Geertje mochte, sondern weil es eine ganz eigene Faszination hat und ich von der ersten Seite an gefesselt war. Ich gebe 5 von 5 Sternen. 

Mein Fazit
Ein toller historischer Roman, der in die Niederlanden entführt, ins 17. Jahrhundert. Erzählt wird die Geschichte von Geertje Dircx, die es wirklich gegeben hat, über die aber wenig bekannt ist und wenn sie erwähnt wird, dann leider in schlechtem Licht. Simone van der Vlugt hat der jungen Frau eine eigene Stimme gegeben, in dem sie sie selbst erzählen lässt – und heraus gekommen ist ein spannendes Portrait von Rembrandts Geliebte. 5 von 5 Sternen.

WERBUNG: Vielen Dank an den Harper-Collins-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

2 Kommentare:

  1. Oh, das hört sich interessant an! Von der Autorin habe ich bereits "Nachtblau" gelesen, das hat mir sehr gut gefallen und nach deiner Rezension nach könnte mir "Rembrandts Geliebte" auch gefallen und es muss es mir wohl auf meine Merkliste setzen :-)

    Liebe Grüsse
    Anya

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    1. Nachtblau fand ich auch toll - und von der Atmosphäre her war es dem hier sehr ähnlich. Hier hat mir gefallen, dass es Geertje ja wirklich gegeben hat. Bin gespannt, ob es dir auch gefällt, wenn es bei dir einziehen darf. :-)

      LG Sabine

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