[Rezension] Klara Jahn - "Die Farbe des Nordwinds"

Klara Jahn - Die Farbe des Nordwinds
2 Zeitebenen

Verlag: Heyne-Verlag
Umschlaggestaltung: FAVORITBUERO, München
Umschlagabbildung: © Collin Key/sab/Getty Images
ISBN-13: 978-3-453-27313-9
Seiten: 400 Seiten
Erschienen: 8. März 2021

Buchrückentext
„Nach zwanzig Jahren kehrt Ellen zurück auf die Hallig, in die sie sich als Jugendliche verliebt hat. Nie hat sie die raue Schönheit dieser sturmumtosten Flecken im Wattenmeer vergessen, wo der Halligflieder blüht. Sie hofft, hier endlich anzukommen. Nicht alle sind begeistert von ihrer Rückkehr: Ihre ehemalige Stiefschwester Liske macht es Ellen nicht leicht, denn sie weiß noch genau, wie verlassen sie sich gefühlt hat, als Ellen damals gegangen ist. Doch so wie die kleinen Marschinseln, die regelmäßig von der Nordsee überschwemmt werden, lässt auch Ellen sich nicht unterkriegen. Diese Landschaft gibt ihr Kraft, hier will sie bleiben.“

Meine Meinung
Ich finde das Cover wunderschön, so dass ich neugierig war auf diese Geschichte, die auf der Hallig spielt, und in eine Leseprobe reingelesen habe. Und sofort war ich gefangen von der wundervollen Sprache – und meine Begeisterung hat gehalten, bis zum Schluss.

Es gibt zwei Zeitebenen, die zunächst parallel verlaufen, sich dann aber nach und nach verknüpfen. Die eine spielt Ende des 18. Jahrhunderts und erzählt die Geschichte von Arjen Martenson, der auf der Hallig aufwächst, sie dann aber verlässt, um zu studieren, der dann aber Jahre später wieder zurückkehrt und Zeuge der großen Flut wird. Dieser Teil ist in Ich-Perspektive aus Arjens Sicht geschireben, und ich fühlte mich ihm so sehr nahe. In dem anderen Erzählstrang steht Ellen in der Gegenwart im Mittelpunkt, die als Jugendliche kurz auf der Hallig gelebt hat, sich dort auch heimisch fühlte, sie dann aber mit ihrer Mutter auch wieder verlassen musste. Jahre später kehrt sie zurück, um als Lehrerin zu arbeiten. In diesem Erzählstrang gibt es einen allwissenden Erzähler, was aber der Atmosphäre und der Möglichkeit sich einzufühlen keinen Abbruch tut.

Von der ersten Seite an war ich gefesselt – von der Geschichte und auch von dem Schreibstil, der warm und wohlig ist, voller schöner Bilder und der vor allem eins schafft – die Stimmung und Atmosphäre einzufangen, von der Hallig und auch den unterschiedlichen Zeiten, in denen die Handlungsstränge spielen. Mich hat er umarmt und ich habe mich geborgen gefühlt – und konnte so richtig in die Geschichte eintauchen.

Ich mochte beide Erzählstränge sehr gerne, weil man so unglaublich viel lernt, über die Lebensbedingungen auf der Hallig damals und heute und auch über die Menschen, die eigen und anders sind, dafür aber nicht minder liebenswert. 

Ellen habe ich sehr gemocht – mit all ihren Zweifeln, die sie mit sich rumträgt und die ihr das Leben schwermachen. Sie ist ein wundervoller Mensch mit einem großen Herz, das merkt man vor allem dann, wenn sie auf Kinder trifft. Und da passt es natürlich gut, dass sie als Lehrerin zurückkehrt. So gefühlvoll sie aber ist, reflektiert sie auch ihr Verhalten und kann so vermitteln, Kluften überwinden und Menschen zusammenbringen. Es war sehr schön, sie dabei zu begleiten. 

Aber auch Arjen aus dem Erzählstrang der Vergangenheit mochte ich sehr gerne. Ein sehr verletzlicher und auch verletzter Charakter, der Großes bewegen will, aber gebremst wird – von den Menschen, aber auch den Gepflogenheiten, die die Zeit mit sich brachten. Trotzdem gibt er nie auf und muss schließlich auch einen großen Preis bezahlen.

Die Geschichte ist eine ruhige, und dennoch bin ich in einen Sog geraten und konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Es ist eine subtile, untergründige Spannung, die mich gefesselt hat und die sich am Ende in einem großen Finale entlädt. Das letzte Kapitel aus der Vergangenheit hat mich dann sehr berührt und mich das Buch mit einem warmen Gefühl zuschlagen lassen. 

Eine wundervolle Geschichte, das ich gerne empfehle – 5 von 5 Sternen.  

Mein Fazit
Ein wundervolles Buch, das zwei Handlungsstränge hat, die nach und nach aufeinander zulaufen – beide spielen auf der Hallig, der eine in der Gegenwart, der andere im späten 18. Jahrhundert. Die Charaktere sind toll gezeichnet, der Schreibstil warm und atmosphärisch, dazu herrscht eine subtile untergründige Spannung. Ich gebe 5 von 5 Sternen.

WERBUNG: Vielen Dank an den Heyne-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars. 

4 Kommentare:

  1. Guten Morgen liebe Sabine,

    ein mir bis eben unbekanntes Buch stellst du hier vor und hast dabei auch noch meine Neugier geweckt. Wird vermerkt, damit ich es in ruhigeren Zeiten lesen kann.

    Aber auch dein aktuelles Buch mag ich gern lesen. Auf dem Wunschzettel ist es schon. Bin auf deine Rezi dazu gespannt.

    Jetzt wünsche ich dir aber erstmal eine wundervolle Woche.
    Sei mir ganz lieb gegrüßt, Hibi

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    1. Huhu liebe Hibi,

      ich könnte mir gut vorstellen, dass dich der Nordwind auch begeistert. Bei "Das Leben ist zu kurz für irgendwann" bin ich noch sehr unentschlossen. Sollen wir das Buch tauschen?

      LG Sabine

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  2. Liebe Sabine,
    da ich weiß, wer hinter dem Pseudonym steckt, habe ich das Buch, das man momentan in den medien sieht, links liegen gelassen. Obwohl Julia Kröhn eine österreichische Autorin ist und bei mir "Heimvorteil" hätte ;) werde ich das Buch nicht lesen, denn ich habe mich durch ihre Riviera Saga gequält. Ich komme mit ihrem Schreibstil nicht zurecht, auch wenn er eigentlich nicht anders ist, aber diese beiden Bücher haben mich sowas von gelangweilt...
    Es freut mich aber, dass du so schöne Lesestunden mit diesem Roman hattest.
    Liebe Grüße
    Martina

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    1. Liebe Martina,

      du wirst es nicht glauben - ich habe von ihr (bzw. einem ihrer Pseudonymen) auch schon ein Buch abgebrochen. :-) Und ich ahne auch, welche Reihe du meinst - die spricht mich vom Inhalt her überhaupt nicht an. Aber wenn sie als Klara Jahn noch ein Buch schriebt - da wäre ich wieder dabei.

      Liebe Grüße
      Sabine

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