[Leseeindruck] Vladimir Nobokov – "Lushins Verteidigung"

Vladimir Nobokov – Lushins Verteidigung
Zeitgenössische Literatur

Umschlaggestaltung: any.way, Cordula Schmidt
Umschlagabbildung: bpk /Staatsbibliothek zu Berlin
ISBN-13: 978-3-499-22550-5
Seiten: 320 Seiten
Erschienen: 1. April 1999
Originaltitel: „The Defense“
Übersetzer: Dietmar Schulte, Dietmar E. Zimmer

Buchrückentext
„Ein kleiner verschlossener Junge findet an nichts Vergnügen außer an Puzzlespielen und Zaubertricks. Mit vierzehn Jahren schon holt sich Lushin den ersten Schachturnier-Preis, mit zwanzig gehört er zu jenen gefeierten Matadoren, die von Turnierbrett zu Turnierbrett hetzen.“

Meine Meinung
Ich hatte begeisterte Stimmen von diesem eher frühen Werk Nabokovs gehört, und da es ein eher dünnes Buch ist, hielt ich es für einen guten Einstieg in sein Gesamtwerk. 

Aber eins vorweg – mir hat es nicht gut gefallen. Erzählt wird die Geschichte von Lushin, einem Mann, der dem Schachspiel verfallen ist und der sich gedanklich zunehmend in dem Spiel verläuft – bis er eines „normalen“ Lebens nicht mehr fähig ist. 

Es gibt mehrere Punkte, warum ich mit dem Buch so Probleme hatte. Zum einen ist es der Schreibstil von Nabokov – er neigt in dieser Geschichte zu langen Beschreibungen von Gegenständen und auch Menschen, die für die Geschichte völlig irrelevant sind und die mich nur gelangweilt haben. Der rote Faden der eh schon dürftigen Handlung hat sich so völlig verloren und als Leser haben diese Beschreibungen auch nicht dazu gedient, eine Stimmung oder Atmosphäre einzufangen. Zum anderen sind es die Figuren selber, die ich nicht gut gezeichnet fand und die mir alle sehr fremd und fern geblieben sind. Lushin selber wirkt immer abwesend und scheint andere Menschen zu brauchen, die ihn durchs Leben führen. Soll es eine Form von Autismus sein, oder ist es eher eine Art Wahn oder Psychose? Es bleibt offen – lediglich am Ende trifft Lushin eine eigene Entscheidung und lässt sich von diesem Gedanken, der aber wenig durchdacht ist, sondern ganz plötzlich auftaucht und dann auch von ihm umgesetzt wird, nicht abbringen. Was das ist, verrate ich natürlich nicht. Seine Frau fand ich ebenfalls sehr flach gezeichnet – ich habe nicht verstanden, was die beiden miteinander verbindet, denn wie eine liebevolle Beziehung wirkt es nicht, eher eine abhängige, wobei sie den führenden Teil übernimmt und Lushin oft wie ein Kind behandelt, leitet und führt. Viele andere Figuren, die in der Geschichte auftauchen und durchaus auch mal ein paar Seiten intensiv in Anspruch nehmen, haben kaum Relevanz und auch sie bleiben flach. Amüsant waren dagegen Lushins Mutter und Schwiegermutter, die so dramatisch waren, dass es mich schon wieder zum Schmunzeln brachte.

Ich weiß nicht, ob Nabokov in seinen späteren Werken weniger ausschweifend und stringenter erzählt – diese Geschichte fand ich aber leider nur mühsam, obwohl der Plot ein interessanter ist. Ich gebe daher gut gemeinte 3 von 5 Sternen.

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