[Rezension] Susanne Abel – "Stay away from Gretchen – Eine unmögliche Liebe"

Susanne Abel – Stay away from Gretchen – Eine unmögliche Liebe
Zwei Zeitebenen

Verlag: dtv
Umschlaggestaltung: semper smile, München, unter der Verwendung von Motiven von Getty Images /timnewman und shutterstock.com
ISBN-13: 978-3-423-28259-8
Seiten: 496 Seiten
Erschienen: 18.3.2021

Buchrückentext
„Tom Moderath, der bekannte Nachrichtenmoderator aus Köln, macht sich Sorgen um seine Mutter Greta, die an Demenz leidet. Als sie vergisst, was sie alles vergessen musste, um weiterleben zu können, erzählt sie erstmals aus ihrem Leben – von ihrer Kindheit on Ostpreußen, der Flucht im eisigen Winter und den Jahren im besetzten Heidelberg. Bis das Foto eines kleinen Mädchens mit dunkler Haut auftaucht und Greta verstummt…“

Meine Meinung
Eine Geschichte auf zwei Zeitebenen, die mir ganz neue Aspekte aus dem Nachkriegsdeutschland gezeigt hat, die mich aber sehr gefesselt und auch erschüttert haben.

Tom Monderath ist ein bekannter Nachrichtenmoderator, der völlig in seiner Arbeit aufgeht und auch darin erstickt – dass seine Mutter Greta mehr und mehr verwirrt ist, fällt ihm zunächst gar nicht auf. Erst als sie von der Polizei orientierungslos aufgegriffen wird, erkennt Tom den Ernst der Lage. Doch er steht nicht nur vor dem Problem, seine Mutter irgendwie sicher zu versorgen, sondern erfährt aus ihrer Vergangenheit Dinge, die alles bisherige in ein neues Licht rücken.

Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen – einmal jetzt in der Gegenwart und dann in Gretas Vergangenheit, die ihre Geschichte ab dem 2. Weltkrieg nach und nach erzählt. Dabei habe ich ganz neue Einblicke in das Nachkriegsdeutschland bekommen, denn ich hatte noch nie von dem Phänomen der „Brown Babies“ gehört.

Den Erzählstrang der Vergangenheit fand ich großartig – nicht nur, weil ich ihn thematisch sehr interessant fand, sondern auch weil die Autorin durch ihre Art zu schreiben und zu beschreiben viele Bilder in meinem Kopf hat entstehen lassen. Dabei ist der Schreibstil der Zeit angepasst, dennoch aber sehr lebendig und locker – einfach angenehm zu lesen. Die junge Greta ist eine fantastische Figur – so lebensfroh und voller Energie, dass ich mich richtig hab anstecken lassen von ihrem Tatendrang. Sie ist keine, die sich einfach unterkriegen lässt, sondern macht aus jeder Situation das Beste – und das war zu der Zeit nicht immer einfach. Greta in der Gegenwart fällt zunehmend in die Demenz, und es hat wehgetan, wie sie die Verbindung verliert und dadurch auch die Orientierung in der Gegenwart. Das ist aber nicht der Grund, dass mir der aktuelle Erzählstrang nicht gefallen hat, gestört hat mich hier vielmehr Sohn Tom. Ich mochte ihn überhaupt nicht, vielleicht weil ich seine Figur gnadenlos überzeichnet fand, vor allem aber weil er eine so unsympathische Art hat, mit anderen Menschen umzugehen. Er ist überheblich, wirkt wie ein alternder Gockel, der sich zwar jugendlich ausdrückt (ich weiß nicht, wie oft er in diesem Buch „Fuck“ gesagt hat …), dem man das aber überhaupt nicht abnimmt. Zwar lernt er aus der Misere mit seiner Mutter auch vieles dazu, trotzdem wäre er im realen Leben ein Mann, um den ich einen großen Bogen machen und die Augen rollen würde. 

Während der Handlungsstrang von Greta in sich total schlüssig ist, ist mir bei dem der Gegenwart das Ende zu dick aufgetragen, so dass ich das dann leider nur noch als kitschig und unglaubwürdig empfunden habe. Gretas Geschichte würde ich sofort 5 Sterne geben, der von Tom dagegen nur knappe drei, so dass ich insgesamt 4 von 5 Sternen vergebe, das Buch aber gerade wegen Gretas ungewöhnlicher Geschichte gerne empfehle.

Mein Fazit
Eine Geschichte auf zwei Zeitebenen, wobei die Ebene der Vergangenheit ins Nachkriegsdeutschland entführt und das interessante Thema der „Brown Babies“ aufgreift. Gerade diesen Erzählstrang fand ich großartig, den der Gegenwart dagegen zu dick aufgetragen und am Ende auch zu kitschig. Insgesamt empfehle ich das Buch dennoch gerne weiter und gebe 4 von 5 Sternen.

WERBUNG: Vielen Dank an die Buchflüsterer und an den DTV-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

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