Kira Mohn - Die Nacht der Bärin
Gegenwartsliteratur
Verlag: Saga Egmont
ISBN-13: 978-8-72726-711-1
Dauer: 427 Minuten
Erschienen: 15.7.2025
Ersterscheinung: 20.8.2024
Sprecherin: Anne-Sofie Schietzold
Zum Inhalt
„Die sechsundzwanzigjährige Jule flüchtet nach einem heftigen Streit mit ihrem Freund aus der gemeinsamen Wohnung. Niemals hätte geschehen dürfen, was geschehen ist. Bei ihren Eltern will sie in Ruhe entscheiden, wie es weitergehen soll. Dann trifft die Nachricht vom Tod ihrer Großmutter ein, und damit tun sich Abgründe auf. Warum hat Jules Mutter nie von ihr oder der eigenen Kindheit erzählt? Als sie gemeinsam den Nachlass der Großmutter in dem Haus am Waldrand ordnen, findet Jule Spuren lang zurückliegender Ereignisse, die bis in die Gegenwart hinein ihre zerstörerische Macht entfalten.“ (Quelle: Harper Collins)
Meine Meinung
Kira Mohn schreibt sonst eher im Genre New Adult, umso mehr habe ich mich gefreut, nun einen „ernsten“ Roman von ihr zu finden – und ich bin begeistert!
Jule kehrt nach einem Streit mit ihrem Freund zu ihren Eltern zurück um nachzudenken – scheinbar eine gewöhnliche Rückkehr in das alte Zuhause. Doch als die Nachricht vom Tod der Großmutter eintrifft, setzt eine Reise in die Vergangenheit ein, die viel mehr enthüllt als bloße Familiengeschichte. Jule und ihre Mutter begeben sich ins Haus der Verstorbenen, und mit jedem Raum, jeder Erinnerung entwirrt sich ein dunkles Familiengeflecht. Parallel dazu erzählt ein zweiter Erzählstrang die Geschichte der jungen Großmutter Anna – einer Kindheit geprägt von psychischer und physischer Gewalt, von Angst, Schweigen und dem Auseinanderbrechen einer Schwesterbeziehung.
Der Plot entfaltet sich langsam, beinahe tastend. Rückblenden geben Einblick in die verstörende Familiengeschichte, ohne dabei reißerisch zu wirken. Und durch die dosierte Erzählweise entsteht eine beklemmende, aber auch tief menschliche Atmosphäre.
Die Charaktere wirken durchweg authentisch. Jule als suchende, verletzliche junge Frau, ihre Mutter zwischen Schweigen und Offenbarung, und vor allem Anna, deren Perspektive mich lange beschäftigt hat. Die emotionale Tiefe der Geschichte wird zudem vom Schreibstil getragen: eindringlich, detailverliebt, aber nie ausufernd.
Diese besondere Atmosphäre hat die Sprecherin Anne-Sofie Schietzold sehr gut eingefangen. Ihre Stimme trifft den Ton des Buches mit großer Präzision: mal einfühlsam und nah, dann wieder bewusst distanziert, wenn die Thematik es erfordert – eine sehr stimmige Balance zwischen Nähe und Zurückhaltung.
In dem Buch geht es um schwere Kost, die die Autorin feinfühlig und gleichzeitig unerschrocken thematisiert: Gewalt in der Familie, Missbrauch und emotionale Entfremdung sind nur einige. Dabei liegt der Fokus stets auf dem Erleben der Figuren, nicht auf den Taten an sich – und das macht das Hörbuch umso eindringlicher.
Mein Fazit
Keine leichte Kost – eine leise, intensive Geschichte, die lange nachwirkt. Dabei stehen authentische, vielschichtige Figuren im Mittelpunkt, mit denen ich gut fühlen und leiden konnte – sicher auch Dank des einfühlsamen, aber auch klaren Schreibstils. Von mir eine Empfehlung.
Hallo liebe Sabine,
AntwortenLöschenich habe bislang noch nichts von der Autorin gelesen, aber schon viel Gutes von ihren Büchern gehört. Umso mehr freut es mich, dass dich "Die Nacht der Bärin" so angesprochen hat.
Ich lese sehr gerne Geschichten, die sich mit auch mit Themen beschäftigen, die nicht so leicht daherkommen. Dass dieses Buch so gut umgesetzt wurde, macht neugierig.
Ich danke dir für diesen sehr interessanten und neugierig machenden Eindruck vom Buch.
Liebe Grüße
Tanja :o)
Liebe Tanja,
Löschenich war selber positiv überrascht, wie sehr mich die Geschichte gepackt hat - es war eine ganze eigene, subtile und einnehmende Atmosphäre. Ich hoffe sehr, dass die Autorin noch weitere Romane dieser Art schreiben wird.
LG Sabine