Antonia Michaelis - Die Allee der verbotenen Fragen
Roman
Verlag: Droemer-Knaur-Verlag
ISBN-13: 978-3-426-65386-9
Seiten: 383 Seiten
Erschienen: 1.4.2016
Umschlaggestaltung: Sabine Kwauka
Umschlagabbildung: © Getty Images /Hans Neleman und Heinz Wohner /LOOK-fotos
Buchrückentext
„Ihr Spiegelbild in einer Schaufensterscheibe öffnet Akelei die Augen: Sie ist nicht mehr das junge Mädchen, dem die ganze Welt offen steht, sondern eine pummelige, mittelalte Frau im pastellgrünen Mantel. Als Fin, ihre Sandkastenliebe, als Spiegelung in der Scheibe hinter ihr auftaucht, kann sie es nicht glauben. Denn auf mysteriöse Weise verschwand er vor 18 Jahren aus Akeleis Leben. Sie erkennt ihre letzte Chance – auf Abenteuer, auf Glück, auf Liebe – und folgt dem Jungen, der aussieht wie Fin, ohne nachzudenken. Ohne zu wissen, wohin. So geht sie auch einen Weg zurück: in ihre Kindheit, in die Erinnerung und in die Allee der verbotenen Fragen.“
Meine Meinung
Es war mein erstes Buch der Autorin, da aber viele sehr begeistert sind, wollte ich nun auch mal eins versuchen. Leider hat vor allem der Schreibstil meinen Geschmack nicht getroffen.
Im Buch begegnen sich zwei ganz unterschiedliche Menschen: Akelei, eine Frau Ende dreißig, seit Jahren gefangen in einer eingefahrenen Ehe, und Johann, ein junger Engländer, der nach seiner Volljährigkeit auf der Suche nach seinen Wurzeln nach Deutschland reist. In Greifswald erkennt Akelei in Johann das Gesicht eines längst vergessenen Kindheitsfreundes wieder – Fin, der vor 18 Jahren spurlos verschwand. Diese Begegnung reißt sie aus ihrem fremdgesteuerten Leben. Ohne Gepäck, nur mit dem, was sie am Körper trägt und einem gerade erst erworbenen Huhn folgt sie Johann wie ein Schatten – getrieben von der vagen Hoffnung, ihre Vergangenheit aufzuarbeiten. Johann wiederum entdeckt einen mysteriösen Koffer und ein Grab. Für beide beginnt eine ereignisreiche Schnitzeljagd durch Deutschland.
Die Geschichte wird abwechselnd aus den Perspektiven der beiden Protagonisten erzählt. Die Figurenzeichnung gehört zu den stärkeren Aspekten des Romans: Akeleis stumme Anpassung, ihr Wunsch nach äußerer Perfektion und innerer Flucht – das wird glaubwürdig und feinfühlig dargestellt. Auch Johann wird mit einer gewissen Tiefe gezeichnet. Dennoch wirken viele Handlungen schwer nachvollziehbar – Akeleis spontane Selbstaufgabe erscheint eher metaphorisch als realistisch, Johanns Entdeckungsreise konstruiert und wenig greifbar. Sicher wollte die Autorin auch nicht ein realistisches Werk verfassen, mir aber war das zu mystisch und auch ein wenig zu märchenhaft.
Sprachlich konnte mich die Autorin leider nicht überzeugen – der Stil ist bildreich, fast lyrisch, mit Hang zum Schwülstigen. Beschreibungen, Gedanken und Erinnerungen sind sehr ausführlich beschrieben – so wird zwar der mystische Aspekt sehr klar, ich fand es aber fast schon kitschig und einfach langweilig. Insgesamt leidet so der Erzählfluss unter dieser überbordenden Sprache – es wird viel gesagt, ohne dass viel geschieht. Die mystische, teils surreale Stimmung wirkt aufgesetzt und trägt wenig zur Spannung bei, die der Plot eigentlich mit sich bringt – denn früh ist klar, dass Akelei irgendetwas aus ihrer Vergangenheit verdrängt hat und vergessen wollte. Die vermeintliche Schnitzeljagd durch Vergangenheit und Gegenwart hat für mich keine echte Sogwirkung entfaltet, sondern wirkte überfrachtet und stellenweise schlicht langatmig.
Die Auflösung am Ende ist zwar schlüssig und fügt die Puzzleteile zusammen, driftet jedoch ins Kitschige ab. Vieles wirkt auf mich wie ein Konstrukt, und leider nicht wie eine lebendige Geschichte. Schade.
Mein Fazit
Interessante Themen hat die Autorin sich ausgesucht - Identität, Erinnerung und Selbstbefreiung sind hier nur einige. Trotz guter Figurenzeichnung fehlt es mir aber an Spannung und Dynamik. Die Handlung wirkt oft unrealistisch und überinszeniert, der Schreibstil blumig, schwülstig und langatmig. Mich konnte die Autorin leider nicht überzeugen – schade.
Liebe Sabine,
AntwortenLöschenich habe auch Probleme mit der Autorin, denn mein erstes Buch, welches ich von ihr gelesen habe, habe ich abgebrochen bzw. die zweite Hälfte quer gelesen.
Danach habe ich aber einen sehr interessanten Jugendroman von ihr gelesen und der gefiel mir sehr gut. Sie lebt ja manchmal in Madagaskar und das Buch spielte auch auf der Insel, was sehr interessant war.
Mit ihren etwas mystischen Themen kann ich allerdings wenig anfangen.
Liebe Grüße
Martina
Liebe Martina,
Löschenich bin ja froh, dass es anderen auch so geht - ich hatte bisher fast nur positive Stimmen zu ihren Büchern gehört. Und war dennoch skeptisch. Naja - jetzt weiß ich, dass es für mich nicht die passende Autorin ist.
LG Sabine
Liebe Sabine,
AntwortenLöschenoje... das klingt leider wirklich nach einer etwas zähen Angelegenheit. :-( Schade, dass es dich nicht überzeugen konnte. Ich habe bisher noch kein Buch der Autorin gelesen, "Niemand liebt November" wartet aber bereits in den Startlöchern ... Ich bin gespannt!
Ich hoffe, dass seine nächste Lektüre dich wieder ein wenig mehr abholen kann und wünsche dir einen schönen Leseabend! ♡
Liebe Grüße
Nana
Liebe Nana,
Löschenvielleicht ist es ja für dich genau das Richtige - ich glaube, man mag entweder ihren besonderen Stil oder kommt damit eben nicht so gut klar.
Viel Spaß!
LG Sabine