Mignon Kleinbek – Wintertöchter – Die Gabe (Forstau-Saga #1)
Familiensaga
Verlag: Pinguletta-Verlag
ISBN-13: 978-3-981-76786-5
Seiten: 372 Seiten
Erschienen: 20.11.2017
Umschlaggestaltung: © Sabrina Weber
Umschlagabbildung: © Fabian Irsara | https://fabianirsara.com/
Buchrückentext
„Die Forstau – ein kleines verborgenes Bergdorf am Fuße der österreichischen Tauern. Drei besondere Frauen: Barbara, die saelbstbewu0te Hebamme, ihre schwermütige Ziehschwester Maire und Anna, das Kind mit der besonderen Gabe, die sowohl Geschenk als auch Fluch bedeutet. Sie stellen sich dem harten Leben in den Bergen sowie gegen althergebrachte Traditionen in einer männerdominierten Welt. Als Roman in Maries Leben tritt, scheint sich alles zum Guten zu wenden. Doch die Verbindung bringt kein Glück...“
Meine Meinung
Schon sehr lange steht dieser Auftaktband auf meinem Wunschzettel, wegen der angedeuteten „Gabe“ der Hauptfiguren war ich jedoch skeptisch – völlig unnötig, denn sie spielt nur eine untergeordnete Rolle.
Diese Familiengeschichte beginnt im Jahr 1940. Marie und ihr Mann leben abgelegen von Forstau auf einem eigenen Hof. Als die Wehen der hochschwangeren Sennerin beginnen, macht sich ihr Mann auf den Weg, die Ziehschwester und Hebamme Barbara zu holen – doch es ist tiefer Winter und der Weg beschwerlich. Und noch bevor Hilfe kommt, erblickt die kleine Anna das Licht der Welt – und direkt ist klar: auch sie hat die Gabe, andere Seelen zu spüren und zu erkennen.
Das Buch beginnt sehr spannend und hat mich direkt in seinen Bann gezogen – die Autorin hat die Atmosphäre wunderbar eingefangen: Die winterliche Kälte, der abgelegene Hof und die Not der gebärenden Marie; schon nach den ersten Abschnitten konnte ich nicht aufhören zu lesen, weil ich natürlich wissen wollte, ob die Geburt gut verläuft. Und so bleibt es dann auch im ganzen Buch – spannend, atmosphärisch und interessant.
Im Mittelpunkt stehen Barbara, Marie und Anna. Barbara und Marie sind eigentlich Basen, bezeichnen sich aber gerne als „Ziehschwestern“. Barbara ist Hebamme und eine selbstbewusste Frau, die sich ihren Namen in Forstau gemacht hat. Bei allen medizinischen Problemen – nicht nur Geburten – wird sie gerufen und hat schon vielen geholfen. Dass sie die Gabe besitzt, sich in Menschen hineinzuversetzen und sie zu spüren, weiß keiner – denn in Zeiten, in denen „Anders-sein“ bestraft wird, behält man so etwas besser für sich. Ich habe Barbara sofort in mein Herz geschlossen – ihre zupackende Art, ihre direkte und dennoch liebenswerte Art und vor allem ihre Hilfsbereitschaft machen sie zu einem ganz besonderen Menschen. Ganz anders ist Anna, ihre Ziehschwester – sie wirkt meist mürrisch, weil sie mit Worten nicht so gewandt ist, und strahlt eine gewisse Härte und Distanziertheit aus. Erst auf den zweiten Blick erkannt man ihr weiches Herz, das sie gut zu verstecken weiß. Bei ihr hat es ein bisschen gebraucht, bis ich warm wurde mit ihr, dann aber habe ich auch mit ihr gefiebert und gelitten. Denn leicht meint es das Schicksal nicht mit ihr. Ihre Tochter Anna ist ein sehr lebendiges Kind, sie strahlt so eine Freude und Kraft aus, dass es mir sehr viel Spaß gemacht hat, sie beim Großwerden zu begleiten. Sie kämpft sehr mit ihrer Gabe und muss erst schmerzhaft lernen, mit ihr umzugehen.
Der erste Band umfasst einen Zeitraum von etwa 14 Jahren. Wer jetzt denkt, es handelt sich um einen „Heimatroman“ mit sorgenfreien Dorfbewohnern, irrt gewaltig. Es gibt viele schöne Momente, aber auch Schicksalsschläge, und als Leser bekommt man ein gutes Gefühl für das anstrengende und harte Leben in dem österreichischen Bergdorf. Die Autorin hat einen sehr kraftvollen Schreibstil, der die immer etwas bedrückende und melancholische Atmosphäre sehr gut einfängt, und der mich richtiggehend in die Geschichte gesogen hat. Dabei ist der Schreibstil gut lesbar, kommt ohne Dialekt aus (was ich begrüße und der Stimmung auch nichts genommen hat) und ist kraftvoll und emotional, ohne aber kitschig zu sein. Zur Stimmung trägt sicher auch bei, dass die Figuren sehr gut gestaltet sind – nicht nur die drei Hauptfiguren, sondern auch die anderen Dorfbewohner – jeder hat eine eigene Geschichte, die man nach und nach erfährt, und keiner ist einfach nur stereotyp gestaltet.
Spannend ist das Buch vor allem, weil es viele Wendungen und Überraschungen gibt – die meisten habe ich nicht vorhergesehen und nicht immer sind es erfreuliche Wendungen - die Autorin geht mit ihren Hauptfiguren wahrlich nicht zimperlich um.
Das Buch endet mit einem scheußlichen Cliffhänger – zum Glück habe ich Band zwei schon hier und kann direkt weiterlesen. Mich hat das Buch begeistert und ich empfehle es gerne weiter, wenn man Famliensagen mag.
Mein Fazit
Ein atmosphärischer dichter Roman, der in einem österreichischen Bergdorf spielt – im Mittelpunkt stehen drei Frauen, die unterschiedlichen Alters und auch ganz unterschiedlichen Charakters sind. In diesem ersten Band begleitet man sie über etwa 14 Jahren, beginnend im Jahr 1940 – und lernt so nicht nur den harten Alltag kennen, sondern auch, wie sie mit einigen Schicksalsschlägen umgehen.
Forstau-Saga
1. Die Gabe
2. Die Kinder
3. Die Frauen
WERBUNG: Vielen Dank an den Pinguletta-Verlag und an Netgalley für die Bereitstellung des Rezensionsexemplar.
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