[Höreindruck] Tommie Goerz - "Im Schnee"

Tommie Goerz - Im Schnee
Gegenwartsliteratur
 

 Verlag: Osterwold Audio       
 ISBN-13: 978-3-869-52616-4
 Dauer: 248 Minuten
 Erschienen: 10.1.2025
 Sprecher: Tobias Loibl

   
Zum Inhalt
„Der alte Max hat alle Zeit. Draußen vor dem Fenster legt sich der Schnee wie eine Decke über das Dorf. Da dringt das Läuten des Totenglöckchens durch die Stille. Es schlägt für den Schorsch, der viel mehr war als nur ein Freund, ein Leben lang. So macht sich Max am Abend auf zur Totenwacht, wo die Alten zusammenkommen, um des Verstorbenen zu gedenken und sich zu erinnern. Eine ganze Nacht erzählen sie von den Freuden bei der Ernte, von Abenden in der Wirtsstube, vom kleinen Glück. Und vom Schorsch. Aber auch von der Enge im Dorf und dem eisigen Schweigen. Erst im Morgengrauen kehrt der Max heim. Im Licht des neuen Tages ist ihm klar: Nichts davon wird wiederkommen. Nur die Erinnerungen an dieses Leben bleiben, so lange er da ist …“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
In einem kleinen Dorf läutet das Totenglöckchen, weil Schorsch verstorben ist. Unerwartet, obwohl er doch schon an die 80 Jahre alt war. Es ist Tradition, eine Totenwacht zu halten und so dem Verstorbenen zu gedenken – daher kommen die Dorfbewohner zusammen und tauschen Erinnerungen aus. Jeder erzählt eine Geschichte, manche waren gar nicht bekannt, an andere erinnert man sich gemeinsam. 

Es ist ein leises Buch, in dem nicht viel passiert, das aber durch die Erinnerungen lebt. Mich hat die Totenwacht sehr berührt, weil es ein sehr schönes Abschiednehmen ist – aber auch die Erinnerungen an Geschehenes lassen eigene Erinnerungen aufkommen. Zwar bin ich nicht in einem Dorf aufgewachsen, dennoch aber bin ich auch selber in der eigenen Vergangenheit zurückgegangen und habe mich an verschiedene Dinge erinnert. 

Es sind „die Alten“ des Dorfes, die sich zusammengefunden haben - sie haben keine Eile, sie haben ihr Leben gelebt, sie sind zufrieden mit dem, was sie haben. Und so wie „die Neuen“ im Dorf das nicht verstehen, so verstehen auch die Alten die Neuen nicht – sie gehören einfach nicht zu der eingeschworenen Gemeinschaft, und auch darüber sinnieren sie bei der Totenwacht. 

Obwohl das Buch so dünn und die Geschichte so ruhig ist, sind die Charaktere wundervoll gezeichnet – durch das, was sie erzählen und wie sie es machen, fühlte ich mich ihnen sehr nah – denn man erfährt ja auch von ihnen persönliche Dinge, was sie in ihrem Leben gemacht haben, wie sie leben, was sie verloren, aber auch gewonnen haben. Es sind so unterschiedliche Figuren, und jeder mit einer eigenen Geschichte. 

Dazu hat der Autor sich einer sehr schönen Sprache bedient. Sie passt zu den Dorfbewohnern, hat einen schwelgenden, eher melancholischen Grundton und fängt diese besondere Atmosphäre sehr gut ein. 

Der Sprecher Tobias Loibl hat all das sehr gut mit seiner Stimme weitergeben können – es ist eine warme Stimme, die sowohl die Trauer, genauso aber die Liebe wunderschön ausdrückt, so dass er mich mit seiner Stimme im Herzen berührt hat – eine perfekte Wahl!

Ein leises, wunderbares Buch, das lange bei mir nachhallt. Auf jeden Fall eine Empfehlung!

1 Kommentar:

  1. Liebe Sabine,
    mir hat das Buch nachdenkliche, melancholische, aber schöne Lesemomente geschenkt. Wie die Figuren erzählerisch zum Leben erweckt werden, ist ein Kunststück und hat mir richtig gut gefallen.
    Alte Traditionen sterben immer mehr aus, genau wie die Dörfer. Da ist es zu loben, wenn sich heute noch Menschen finden, die in die Fußstapfen ihrer Vorfahren treten und alte Handwerke weiter führen.

    Liebe Grüße
    Barbara

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