Nadine J. Cohen - Gute Gründe
Gegenwartsliteratur
Originaltitel: „Everyone and everything“ (2023)
Übersetzerin: Wiebke Pilz
Verlag: Lübbe Audio
ISBN-13: 978-3-7540-1679-4
Dauer: 524 Minuten
Erschienen: 29.11.2024
Sprecherin: Regine Pilz
Zum Inhalt
„Yael hat Nein gesagt. Nein zum Leben. Nun soll sie lernen, Ja zu sagen. Dabei will sie nur, dass man sie in Ruhe lässt. Denn sie sieht keinen Grund, Ja zu sagen. Wozu auch immer. Doch ihre Schwester lässt nicht locker. Deshalb sucht Yael nach Gründen, für die es sich zu leben lohnt, und sie findet sie dort, wo sie sie niemals vermutet hätte: in einer unkonventionellen neuen Freundschaft, sehr, sehr vielen Smoothies, trashiger Erotikliteratur, beim Meeresschwimmen vor Sonnenaufgang ... und immer wieder in der tiefen Bindung zu ihrer Schwester.“ (Quelle: Verlagsseite)
Meine Meinung
Angekündigt als „tiefgründiger und humorvoller Roman“ hat mir das Buch zwar gefallen, als humorvoll würde ich es aber nicht bezeichnen.
Die junge Yael leidet unter Depressionen und würde ihr Leben am liebsten beenden. Doch sie gibt nicht kampflos auf – mit Hilfe ihrer Therapeutin und auch ihrer Schwester kämpft sie sich ins Leben zurück. Und das mit vielen kleinen Schritten. Sie lenkt sich mit Lesen ab, verbringt Zeit mit den Kindern ihrer Schwester, geht regelmäßig ins Frauenschwimmbad und lernt dort eine ältere Frau kennen, mit der sie sich anfreundet. Und so erlebt sie viele kleine Momente, die ihr das Leben wieder lebenswert erscheinen lassen.
Es ist ein berührendes Buch, das an vielen Stellen traurig macht, letztlich aber doch auch Mut und Hoffnung schenkt und mich mit einem guten Gefühl im Bauch zurücklässt. Yael ist keine einfache Protagonistin – in vielen Rückblenden lernt man sie näher kennen und versteht dann auch besser, warum sie ist, wie sie ist. Die Rückblenden sind oft nur kurz und im Hörbuch leider auch nicht gekennzeichnet, so dass mich das anfangs etwas verwirrt hat. Erst mit der Zeit konnte ich mich in der Geschichte dann besser orientieren und die Sprünge zwischen Gegenwart und Vergangenheit besser erkennen. Yael wirkt oft distanziert und zurückgezogen, in sich gekehrt, dann aber lernt man sie auch als lebendige und offene Frau kennen – das besonders in den Situationen, in denen sie mit den Kindern ihrer Schwester zusammen ist, die sie liebevoll die „Tintenfische“ nennt. Ihre Schwester macht leider immer einen etwas strengen Eindruck – das ist aber der Situation geschuldet, denn sie hat eine tiefe Verbindung zu Yael und ist in großer Sorge. Und diese Sorge äußert sich bei ihr mit Unverständnis, Strenge und oft auch Vorwürfen. Letztlich aber lieben sich die beiden – auch wenn das häufig nicht so erscheint.
Yael kommt aus einer jüdischen Familie – zwar lebt sie nicht streng in ihrem Glauben, dennoch aber erfährt man viel über jüdische Traditionen, was ich interessant fand und mir sehr gefallen hat.
In der zweiten Hälfte des Hörbuchs wird es dann noch mal richtig emotional – und hier ist es wunderbar zu erleben, wie Yael trotz ihrer eigenen Probleme für eine Freundin da ist, ist Kraft spendet und an ihrer Seite ist. Und so schenkt es auch dem Leser bzw. Hörer am Ende Hoffnung, ohne dass es dafür einen unrealistischen Abschluss oder gar ein kitschiges Happy End braucht.
Der Schreibstil ist eingängig, oft melancholisch, aber auch mit ironischen und sarkastischen Absätzen. Für mich hat das sehr gut die Stimmung Yaels gezeigt – humorvoll würde ich es aber auf keinen Fall nennen.
Gelesen ist das Hörbuch von Regine Pilz – sie hat eine junge Stimme, die gut zu Yael passt, und die die vielen Nuancen an Stimmungen sehr gut einfangen konnte.
Ein ernstes Thema mit vielen traurigen, aber auch positiven Momenten. Nur die oft kurzen Sprünge in den Erzählebenen haben mir es gerade zu Beginn etwas schwer gemacht – trotzdem empfehle ich dieses Hörbuch gerne weiter.
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