Ottessa Moshfegh – Mein Jahr der Ruhe und Entspannung
Gegenwartsliteratur
Originaltitel: „My year of rest and relaxation“ (2018)
Übersetzerin: Anke Caroline Burger
Verlag: btb-Verlag
ISBN-13: 978-3-442-71945-7
Seiten: 316 Seiten
Erschienen: 7.12.2020
Umschlaggestaltung: semper smile, München
Umschlagabbildung: David, Jacques Louis / French, Portrait of a Young Women in White, National Gallery of Art, Washington DC
Zum Inhalt
„New York, am Anfang des neuen Jahrtausends. Einer jungen Frau stehen die Türen zu einer Welt aus Glanz und Glitter offen. Sie ist groß, schlank und ausgesprochen hübsch. Gerade hat sie an einer Elite-Universität ihren Abschluss gemacht und arbeitet nun in einer angesagten Kunstgalerie. Sie wohnt im teuersten Viertel der Stadt, was sie sich leisten kann, weil sie vor Jahren schon ein kleines Vermögen geerbt hat. Es könnte also nicht besser laufen in ihrem Leben ... In Wirklichkeit jedoch wünscht sie sich nichts sehnlicher, als ihrer Welt den Rücken zu kehren. Von einer dubiosen Psychiaterin lässt sie sich ein ganzes Arsenal an Beruhigungsmitteln, Antidepressiva und Schlaftabletten verschreiben. Mithilfe der Medikamente will sie »Winterschlaf halten«. Aber dann merkt sie in einem ihrer wenigen wachen Momente, dass sie im Schlaf ein eigenes Leben führt. Sie findet Kreditkartenabrechnungen, die auf Shoppingtouren und Friseurbesuche hindeuten. Und scheinbar chattet sie regelmäßig mit wildfremden Männern in merkwürdigen Internetforen. Erinnern kann sie sich daran aber nicht.“ (Quelle: Liebeskind-Verlag)
Meine Meinung
Schon sehr lange wollte ich dieses Buch lesen, nicht, weil es hochgelobt ist, sondern weil ich den Plot sehr interessant fand. Die Lobeshymnen kann ich aber leider nicht verstehen, dafür war es mir dann doch zu langweilig und vor allem alles zu überzeichnet.
Im Mittelpunkt steht eine 25-jährige, namenlose Ich-Erzählerin, deren einziges Bedürfnis ist, eine Art Winterschlaf zu beginnen. Dass sie in einer tiefen Depression steckt, ergibt sich im Laufe des Buches – vieles hat sie mitgemacht, angefangen vom Elternhaus mit einer alkoholkranken Mutter über eine toxische Liebesbeziehung, und dann die selbstgewählter sozialer Isolation. Die Idee, dass nach einem monatelangen Schlaf alles gut sein wird, ist absurd, wird hier aber nicht weiter thematisiert. Sie gerät an eine Therapeutin, der sie von einer schweren Schlaflosigkeit berichtet, die von nun an mit diversen Medikamenten behandelt wird. Und letztlich kommt es dann tatsächlich zu dem langersehnten Schlaf.
Ich weiß nicht recht was ich von der Geschichte halten soll. Liest sich alles ganz einfach und flüssig, wird doch relativ schnell klar, dass man keinen Satz wirklich so nehmen sollte, wie er da steht. So bleibt also viel Raum für eigene Interpretation und Platz, um zwischen den Zeilen zu lesen. Es gibt nur wenige Figuren, die eine Rolle spielen in diesem Buch, keine davon ist aber wirklich sympathisch angelegt, und obwohl ja aus Ich-Perspektive geschrieben, konnte ich mich überhaupt nicht mit der Ich-Erzählerin identifizieren. Und über zwei Drittel ist die Geschichte dann auch eher langweilig. Zwar erfährt von den Gründen der Depression, letztlich aber steht der immer gleiche Alltag im Vordergrund – die Protagonisten nimmt diverse Medikamente in verschiedenen Kombinationen, schläft zwar auch, wird dann aber ihrer Meinung nach viel zu früh wieder wach. Nachschub bekommt sie völlig problemlos von der (auch eher verrückten) Therapeutin, ansonsten ist sie damit beschäftigt Pizza zu essen, Kaffee zu trinken und ihre Lieblingsfilme zu schauen. Ab und an bekommt sie Besuch von einer Freundin, die eine Essstörung hat und nicht bemerkt, dass die Freundschaft nur von ihrer Seite aus gelebt wird. Erst im letzten Drittel wird dieser Alltag unterbrochen, ein neuer Plan gefasst und umgesetzt. Das Ende war dann schon unerwartet, aber mir zu plakativ und pathetisch.
Die Autorin hat sich entschieden, alles zu überzeichnen, vermutlich, um die Botschaft klar zu setzen. Mir aber war das zu läppisch und jeder, der mit den Themen Depression oder Essstörung schon mal konfrontiert war, wird diese Form hier vermutlich wie einen Schlag ins Gesicht empfinden. Mir war das zu respektlos und als vermeintliche Lösung auch banal. Vielleicht aber habe ich die Autorin auch gehörig missverstanden oder ihre Intention nicht begriffen…
Mich konnte das Buch weder unterhalten noch hat es mir eine gute Botschaft vermittelt – daher kann ich es auch leider nicht empfehlen.
Mein Fazit
Ein interessanter Plot, dessen Potential in meinen Augen aber nicht ausgeschöpft wurde. Zu überzeichnet sind die Figuren und auch die Situationen, die ersten zwei Drittel sehr repetitiv sind, und auch das in meinen Augen pathetische Ende – mich konnte dieses Buch leider nicht überzeugen, obwohl es leicht und einfach zu lesen war – weder hat es eine gute Botschaft, noch konnte es mich unterhalten. Schade.
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