[Leseeindruck] Markus Orths - "Catalina"

Markus Orths - Catalina
Historischer Roman
 

ISBN-13: 978-3-442-46159-3
Seiten: 313 Seiten
Erschienen: 1.9.2006
Umschlaggestaltung: Design Team München
Umschlagabbildung: Corbis /Listri

   
Buchrückentext
„San Sebastián, im April 1585: An einem strahlend blauen Sonnenregentag wird Catalina als sechstes und letztes Kind in eine wohlhabende baskische Familie geboren. Untröstlich über die Abreise ihres älteren Bruders in die Neue Welt flüchtet sich das unscheinbare Mädchen ins Klosterleben. Als sie mit sechzehn Jahren von dort ausreißt, ahnt keiner, dass in einer nächtlichen Verwandlung aus der frommen Catalina der gefürchtete Leutnant Francisco Loyola wird, der sich auf den Weg macht nach West-Indien, den geliebten Bruder zu suchen ...“

Meine Meinung
Mich hat  kürzlich der Autor mit einem neueren Buch sehr begeistert – und da ich auch gerne historische Romane lese, war ich neugierig auf dieses, schon ältere Werk von ihm. 

Im Mittelpunkt steht Catarina de Erausos, die Ende des 16. Jahrhunderts gelebt hat – ihre Geschichte ist eine besondere, denn sie hat fast ihr ganzes Leben als Mann verkleidet verbracht. Warum sie sich dazu entschieden hat, erfährt man in diesem Buch, das Wahrheit und Fiktion geschickt miteinander verknüpft, so geschickt, dass man beim Lesen dazwischen kaum unterscheiden kann. 

Die Figur Catalinas zu zeichnen ist sicher ein schwieriges Unterfangen, das der Autor aber sehr gut gemeistert hat. Er hat viel recherchiert (und seine Quellen auch im Nachwort angehangen) und aus den ganzen Informationen einen authentischen Charakter geschaffen, den ich als sehr realistisch empfunden habe. Einige Situationen erscheinen vielleicht ein wenig übertrieben und weit hergeholt, manchmal aber schreibt das Leben eben genau solche Geschichten. 

Catalinas Entwicklung zu erleben ist schmerzhaft – sie trägt anfangs große Hoffnungen in sich, hat eine starke Motivation, die sie einige Hürden überwinden lässt; aber so groß die Hoffnung ist, so groß ist dann auch die Enttäuschung, als sie erkennen muss, dass es nicht nur ihre Wahrheit gibt. Das Loch, in das sie dann fällt, ist groß, ihr Schmerz geradezu spürbar, genau wie ihre Ziellosigkeit, die sie und ihr weiteres Handeln dann prägen. 

Sprachlich ist das Buch ein Genuss – nur leider passt sie für mich nicht zu einem historischen Roman. Eher hatte ich den Eindruck eines Berichtes, denn zwischen einigen durchaus romanhaften Kapiteln gibt es auch immer wieder sachliche Schilderungen, zum Beispiel von Krankheiten oder Blicken in die Zukunft, also von Dingen, die in der Zeit, in der das Buch spielt, einfach noch nicht bekannt waren. Insgesamt nutzt der Autor viele Bilder, interessante Beschreibungen und bedient sich meist eines distanzierten Blicks auf die Dinge. 

Da ich mit einem historischen Roman gerechnet hatte, war ich verwundert über den Erzählstil – und so war das Buch für mich kein spannender Roman um die historische Persönlichkeit Catalina de Erausos, sondern eher eine Mischung aus Sachbuch und Roman mit einem beeindruckenden und mich packenden Schreibstil. Wer sich für das Leben Catalinas interessiert, dem empfehle ich dieses Buch daher gerne weiter. 


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