[Rezension] Maja Lunde - "Für immer"

Maja Lunde - Für immer
Gegenwartsliteratur, Utopie
 

 Originaltitel: „Lukkertid“ (2023)
 Übersetzerin: Ursel Allenstein
 Verlag: Der Hörverlag
 ISBN-13: 978-3-844-55282-9
 Dauer: ungekürzt, 422 Minuten
 Erschienen: 13.1.2025
 Sprecherin: Simone Kabst

   
Zum Inhalt
„An einem gewöhnlichen Tag Anfang Juni kommt die Zeit zum Stehen. Niemand stirbt, niemand wird mehr geboren. Die neue Ewigkeit verändert das Lebensgefühl der Menschen: Für Jenny, die an einer unheilbaren Krankheit leidet, gibt es nichts Schöneres als die geschenkte Zeit. Rentnerin Margo will noch einmal ausgelassen das Leben feiern. Krankenschwester Eva erlebt die Sorge der Schwangeren, die nicht wissen, wann die Babys zur Welt kommen. Überall rätselt man, was Ursache der Zeitlosigkeit sein könnte: Ein Virus, eine Verschwörung, ein Zauber?“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Es ist nicht mein erstes Buch von der Autorin, daher war ich neugierig, wie sie dieses schon von vielen behandelte Thema „Stillstand der Zeit“ behandelt. Und den Ansatz, den sie gewählt hat, finde ich auch richtig gut. 

Irgendwann in einem Juni bleiben plötzlich alle Uhren stehen, Menschen sterben nicht mehr, werden nicht mehr geboren. Sie altern nicht, Haare und Nägel wachsen nicht mehr – doch wie gehen Menschen mit der Situation um? Arrangieren sie sich, lehnen sie sich auf oder versuchen sie, eine Lösung für die Situation zu finden?

Es sind mehrere Hauptfiguren, die in eigenen Kapiteln zu Wort kommen und die ihre Sicht der Dinge schildern. Da vor jedem Kapitel gesagt wird, wer jetzt im Mittelpunkt steht, war es einfach, mich zu orientieren und den Faden nicht zu verlieren. Es gibt die todkranke Jenny, die nun schmerzfrei ist und den Stillstand als gewonnene Zeit empfindet. Sie versucht, mit ihrer Kamera diese unwirkliche Situation festzuhalten. Margo und Oscar haben in hoher Alter gerade ihr Haus verlauft – und während Oskar sich vor allem seinen Blumen widmet, möchte Margo in der stillgestandenen Zeit die Welt entdecken. Jakob ist ein werdender Vater, der sich Sorgen um das ungeborene Kind macht, während Hebamme Eva gerade nichts mehr zu tun hat, da Kinder nicht mehr geboren werden. Genau wie Ellen – sie arbeitet in einem Bestattungshaus und auch dort kehrt Ruhe ein, weil die Menschen nicht mehr sterben. 

Das Buch regt zum Nachdenken an, denn natürlich ist man irgendwann bei sich selbst und fragt sich, was man selber machen würde. Im Buch bekommt man eine Vielzahl an Herangehensweisen geboten – die einen leben im Augenblick und versuchen, das Beste aus der Situation zu machen, die anderen vermuten eine Verschwörung und lehnen sich auf, wieder andere empfinden die Zeit als geschenkt, andere als unerträglich, weil es keine Entwicklung gibt. Und man kann nicht sagen, dass es ein Muster gibt – es gibt ältere und jüngere Menschen, totkranke und gesunde, Kinder und Alte – und  so unterschiedlich sie sind, so unterschiedlich sind auch ihre Empfindungen. Nicht jeder hat mich emotional berühren können, sicher aber wird jeder eine Figur finden, mit der er fühlen und sich vielleicht sogar identifizieren kann. Bei mir war es der kleine Konrad, der schmerzlich merkt, dass er nichts dazulernt – egal wie sehr er sich auch bemüht. Das hat mir schier das Herz zerbrochen. 

Der Schreibstil ist angenehm und flüssig, gewünscht hätte ich mir nur, dass jede Figur eine eindeutigere eigene Erzählstimme bekommen hätte. 

Sprecherin Simone Kabst hat eine angenehme Stimme, warm und schmeichelnd – ihr habe ich gerne gelauscht und fühlte mich von ihr eingesogen in die Geschichte. 

Das Thema ist sehr interessant, und Maja Lunde beleuchtet sowohl Vor-, aber auch Nachteile des Stillstands, des nicht mehr Altern und des nicht mehr Sterbens. Ich war natürlich neugierig, wie sie diese Situation auflösen wird – und leider muss ich sagen, dass mich das Ende nicht überzeugen konnte. Es kam mir zu plötzlich und hat mich ein wenig ratlos zurückgelassen. Wenn die Geschichte einfach nur anregen will, über diese besondere Situation nachzudenken, dann hat sie ihr Ziel erreicht, wer aber Lösungen erwartet oder eine Konsequenz der verschiedenen Sichtweisen der Charaktere, der wird vermutlich ein wenig enttäuscht sein. 

Nichtsdestotrotz hat mich das Buch gut unterhalten und auch nachdenklich gemacht -  und deshalb empfehle ich es gerne weiter. 

Mein Fazit
Ein interessanter Plot: Die Zeit bleibt stehen, Menschen werden nicht geboren und sterben auch nicht – es gibt keine Schmerzen keine Erkrankungen, aber auch keine Entwicklung. Es sind verschiedene Charaktere, die ganz unterschiedlich mit der Situation umgehen – und natürlich denkt man auch als Leser bzw. Hörer, was man selber machen würde. Ich fand das Hörbuch interessant und auch unterhaltsam – nur das Ende hat mich nicht überzeugen können. Empfehlen kann ich es  aber trotzdem!

WERBUNG: Vielen Dank an den Hörverlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars. 

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