Kerstin Duken - Jahrhundertsommer
Gegenwartsliteratur
Verlag: Random House Audio
ISBN-13: 978-3-866-04727-3
Dauer: 285 Minuten
Erschienen: 24.9.2007
Sprecherin: Jasmin Tabatabai
Zum Inhalt
Iris ist jung und sie ist Single. Neu in Berlin scheinen ihr alle Türen offenzustehen. Doch dann wird sie eines Nachts brutal überfallen. Sie fühlt sich wie erstarrt und tot und zieht sich völlig zurück, auch wenn draußen ein Jahrhundertsommer die Stadt beherrscht. Aber das Leben geht weiter. Und Schritt für Schritt macht sich Iris auf den unendlich langen Weg zur Heilung ihrer Wunden...
Meine Meinung
Das Hörbuch habe ich zufällig beim Stöbern in der Bibliothek entdeckt, der Klappentext hat mich angesprochen. Vieles im Hörbuch hat mir auch gefallen, einiges aber leider auch nicht.
Iris wird in Berlin überfallen und zieht sich danach völlig zurück. Sie geht nicht zur Polizei, scheut die Menschen und verletzt sich selber, um den Schmerz überhaupt aushalten zu können. Nach einigen Gelegenheitsjobs bekommt sie eine eigene Kolumne, in der sie über Gerichtsfälle schreibt – und langsam findet sie in ins Leben zurück.
Die Autorin hat einen tollen Schreibstil und gerade wenn es um die Gedanken und Gefühle der Ich-Erzählerin geht, bin ich völlig versunken und konnte mich sehr gut einfinden. Dabei gibt es auch Szenen, wenn es ums “Ritzen“ geht, die schon fies sind und einiges abverlangen, die aber den Schmerz von Iris sehr gut transportieren.
Mit Iris bin ich nicht warm geworden, weil ich sie in ihren Handlungen nicht verstehen konnte – sie geht nach ihrem Überfall nicht zur Polizei, sie geht Beziehungen ein, in denen sie mir nur als Nutznießerin vorkommt, sie lässt sich rumschupsen und erpressen; alles Dinge, die ich nicht nachvollziehen konnte. Es kann natürlich sein, dass sie sich durch das Trauma sehr verändert hat, und da man sie nur eine kurze Zeit vor dem Überfall begleitet, weiß man nicht viel über sie. Auch die Art, wie sie mit ihrem Schmerz umgeht und wie sie verzweifelt versucht, wieder ins Leben zurückzufinden, das habe ich oft nicht nachvollziehen können. Was aber sehr gut rüberkommt ist ihr Schmerz, ihr täglicher Kampf mit sich selbst und der verzweifelte Versuch, ein wenig Normalität zurückzubekommen.
Es gibt viele Innenansichten der Protagonistin und viele eigene Erklärungsversuche, die mir nicht verständlich waren. Dazu kommt, dass ich die Erzählweise sehr sprunghaft empfunden habe, was vielleicht auch am Medium Hörbuch liegt, denn manchmal musste ich mich erst neu orientieren, wo ich mich gerade mit Iris befinde. Dass das Ende dann ganz plötzlich einfach da ist und für mich auch kein Ende darstellt, hat mir zudem nicht gefallen.
Sehr passend gewählt ist die Sprecherin Jasmin Tabatabai, die die durchs ganze Buch sich ziehende Melancholie sehr gut erfasst und stimmlich rübergebracht hat und der ich es abgenommen habe, auch wirklich Iris zu sein.
Ich gebe 3 von 5 Sternen.
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