Amélie Nothomb - Mit Staunen und Zittern
Gegenwartsliteratur
Originaltitel: „Stupeur et Tremblements“ (1999)
Übersetzer: Wolfgang Krege
Verlag: Diogenes Verlag
ISBN-13: 978-3-257-23325-4
Seiten: 160 Seiten
Erschienen: 28.6.2002
Zum Inhalt
„Sie hat es sich selbst eingebrockt: Aus Übermut und Neugier hat Amélie eine Stelle beim japanischen Unternehmen Yumimoto angenommen. Dort lernt sie zwar nichts in Sachen Buchhaltung, dafür wird ihr ein Crash-Kurs in Sachen Hierarchie erteilt. Eines ist von Anfang an klar: Eine Frau, zumal eine aus Europa, kann nur ganz unten einsteigen. Und noch tiefer fallen.“ (Quelle: Verlagsseite)
Meine Meinung
In diesem Roman entführt die Autorin den Leser in die Arbeitswelt Japans – und gibt so Einblick in die japanische Kultur und den Umgang mit Hierarchien. Die Ich-Erzählerin Amélie hat einen Arbeitsvertrag für ein Jahr in einem großen japanischen Unternehmen erhalten. Als Europäerin ist dies schon etwas Besonderes und Amélie gibt alles. Doch schon bald merkt sie, dass sie die an sie gestellten Anforderungen nicht erfüllen kann – und wird so immer wieder anderen Bereichen zugeordnet – bis sie irgendwann die unterste Stufe erreicht.
Ich weiß nicht, inwieweit dieser Roman tatsächlich autobiografisch ist, obwohl es bei Name und Herkunft der Protagonistin naheliegend erscheint, genau wie ich nicht weiß, ob und wenn ja wie stark die Autorin die Situation überspitzt hat. Klar wird aber, dass der Umgang mit Hierarchien in Japan ein anderer ist als ich ihn kenne – insbesondere „nach unten“ wird Macht gerne ausgelebt, „nach oben“ gibt man sich dem Schicksal hin und nimmt devot an, was gewünscht wird. Amélie ist Belgierin, lebt aber schon länger in Japan und weiß um die kulturellen Umstände – und dieser immer mal wieder angesprochene Konflikt von europäischer Kultur in japanischen Landen war interessant. Denn Amélie versucht, sich ausgesprochen „japanisch“ zu verhalten, will aber auch ihr Gesicht nicht verlieren – und so wird ihr Jahr in dem Unternehmen zu einer Farce; und trotzdem verlässt sie nach Ablauf des Jahres die Firma hocherhobenen Hauptes.
Ich konnte mich nicht gut in sie hineinversetzen, weil ich mich Japan nicht so verbunden fühle und demnach ihre Handlungen nicht verstehen konnte. An manchen Stellen war die Situation wirklich komisch, und ich musste auch schon mal schmunzeln, an anderen Stellen aber waren der Machtmissbrauch und die Unterwürfigkeit kaum auszuhalten.
Die Geschichte liest sich schnell und leicht – oft schreibt die Autorin auch mit einem versteckten Witz, dann wieder mit brutalem Ernst. Sie verliert sich nicht in Beschreibungen, bietet aber trotzdem - wie nebenbei - Einblicke in die japanische Kultur. Das Ende hat mich ein wenig ratlos zurückgelassen, und obwohl das Buch ganz unterhaltsam ist, weiß ich nicht so recht, was es mir sagen soll – oder ob es das überhaupt soll und es nicht einfach nur eine Schilderung einer aus westlicher Sicht ungewöhnlichen Situation ist.
Für Fans von Amélie Nothomb sicher ein Muss, mich konnte diese Geschichte nicht ganz überzeugen.
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