[Rezension] Christoph Poschenrieder - "Mauersegler"

Christoph Poschenrieder - Mauersegler
Gegenwartsliteratur
   

ISBN-13: 978-3-257-24390-1
Seiten: 219 Seiten
Erschienen: 26.4.2017
Covermotiv: Gemälde von  Erich Heckel, „Fasanenschlösschen bei Moritzburg“, 1910, © ProLitteris, Zürich Museum Ludwig, Köln

   
Buchrückentext
„Fünf Männer gründen eine Alten-WG in einer Villa am See. Zusammen wollen sie die verbleibenden Jahre verbringen, zusammen noch einmal das Leben genießen. Für den letzten – selbstbestimmten – Schritt zählen sie auf die Hilfe der Mitbewohner. Denn es kommt nicht darauf an, wie man alt wird, sondern wie und mit wem man alt wird.“

Meine Meinung
Fünf Freunde aus Kindertagen haben den Kontakt zueinander nie verloren und beschließen, ihren Lebensabend gemeinsam in einer Art „Alten-WG“ zu verbringen – doch damit nicht genug; sie einigen sich zudem darauf, dass man einander beim letzten Schritt, den sie alle für sich selbstbestimmt ausführen wollen, hilft. Doch geht der Plan wirklich auf und was ist mit dem, der am Schluss dann alleine zurückbleibt?

Christoph Poschenrieder hat sich bereits 2017 eines im Moment sehr aktuellen Themas angenommen – dem assistierten Suizid. Dabei ist aber sein Erzählstil eher locker und oft auch komisch, so dass man keine Angst haben muss, dass das Buch beim Leser selber bedrückende Gedanken auslöst. Es braucht auch ein bisschen, bis die Alten-WG dann endlich gegründet wird – zuvor blickt der Autor zurück in die Kindheit der Freunde, wo sie sich kennengelernt haben und zu einem Ereignis, dass die fünf zusammengeschweißt hat. Das eigentlich Leben in der WG dann ist sehr authentisch: Es werden Themen wie Schlaganfall oder Demenz aufgegriffen, auch die Suche nach Unterstützung bei der täglichen Versorgung durch eine Pflegekraft, die in das für die WG ausgewählte Domizil einzieht. 

Die einzelnen Figuren werden sehr früh mit einem kurzen „Lebenslauf“ vorgestellt, richtig kennenlernen wird man sie dann aber erst in der Senioren-Lebensgemeinschaft. Und obwohl der Autor das alles gut darstellt, bleiben mir vier der fünf Freunde doch fremd – zwar werden sie mit Charakterzügen belegt, richtig nahe gekommen bin ich ihnen aber nicht. Lediglich der Ich-Erzähler Carl war für mich fassbarer, wahrscheinlich weil man seinen Gedanken und Gefühlen doch deutlich näher ist als denen seiner Freunde. 

Der Schreibstil ist locker, was erstmal nicht zum Thema zu passen scheint. Ich aber fand diesen Gegensatz sehr gut, weil es dem Thema die Schwere nimmt, ohne dass es aber zu einem rein lustigen Buch wird. Man fliegt so auch regelrecht durch die Seiten, weil der Stil sehr leicht zu lesen ist. 

Warum das Buch „Mauersegler“ heißt ergibt sich übrigens aus der Geschichte – es ist zwar ein passender Titel, aber so recht gefallen hat er mir dennoch nicht und ich hätte mir viele andere, passendere vorstellen können.

Am Ende wird es dann doch ernster, weil es in der Natur der Vereinbarung liegt, dass einer übrigbleiben wird – und das langsame Zusammenschrumpfen der WG hat mich dann doch zum Nachdenken gebracht. Am Ende muss sich dazu aber jeder eine eigene Meinung bilden, dennoch hat mir gefallen, dieses ernste Thema auf eine unterhaltsame und leichte Art anzugehen. Ich empfehle das Buch daher gerne weiter. 

1 Kommentar:

  1. Liebe Sabine,

    dieses Buch hat wirklich Tiefgang und ich habe es total begeistert gelesen, weil das Thema Tod hier, wie du schon sagst, irgendwie unterhaltsam erzählt wird. Das lenkt von traurigen Gefühlen ab und zeigt dennoch die Vereinsamung und Probleme im Alter auf.

    Der Erzählstil von Poschenrieder liegt mir und ich möchte bald mal wieder ein Buch von ihm lesen.

    Liebe Grüße
    Barbara

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