[Höreindruck] Jan Weiler - "Der Markisenmann"

Jan Weiler - Der Markisenmann 
Gegenwartsliteratur
 

 Verlag: Der Hörverlag
 ISBN-13: 978-3-844-54546-3
 Dauer: 557 Minuten
 Erschienen: 21.3.2022
 Sprecherin: Lisa Hrdina

   
Zum Inhalt
„Was wissen wir schon über unsere Eltern? Meistens viel weniger als wir denken. Und manchmal gar nichts. Die fünfzehnjährige Kim hat ihren Vater noch nie gesehen, als sie von ihrer Mutter über die Sommerferien zu ihm abgeschoben wird. Der fremde Mann erweist sich auf Anhieb nicht nur als ziemlich seltsam, sondern auch als der erfolgloseste Vertreter der Welt. Aber als sie ihm hilft, seine fürchterlichen Markisen im knallharten Haustürgeschäft zu verkaufen, verändert sich das Leben von Vater und Tochter für immer.“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Ich hatte viele positive Stimmen zu den Buch gehört, auch den Hinweis, dass das Cover – so schrecklich es ist – sehr gut zur Geschichte passt; was das Cover angeht, stimme ich zu, die Geschichte selber hat mich zweigespalten zurückgelassen. 

Kim lebt mit ihrer Familie in Köln. Vom Leben eher verwöhnt, weiß sie nicht so recht, was sie mit ihrem Leben anfangen soll, die Schule ist ihr egal und so nimmt sie sich, was sie meint, dass ihr zusteht. In den Sommerferien macht ihre Familie Urlaub in Miami, wegen eines Vorfalls fährt Kim jedoch nicht mit, sondern verbringt die Ferien bei ihrem ihr bisher unbekannten leiblichen Vater im Ruhrgebiet – und erleidet dort nach Ankunft einen Kulturschock. Die eher kärglichen Lebensumstände erschrecken sie, und es braucht auch ein wenig Zeit, bis sie den Charme des Ruhrgebiets erkennt und sich mit dem erfolglosen Markisenverkäufer zusammenrauft, dann aber entspinnt sich zwischen ihnen ein zartes Band an Freundschaft – und nachdem Kim die ganze Geschichte von ihrem Vater erfahren hat, entsteht auch Verständnis für sein Los. 

Der Einstieg ist mir nicht leicht gefallen, da ich mit Kim und ihren Einstellungen nichts anfangen konnte. Sie ist wirklich ein verwöhntes Gör, und erst als sie im Ruhrgebiet landet und ihren Vater Ronald kennenlernt, wurde die Geschichte auch für mich zugänglicher. Vater und Tochter vertreten hier ganz unterschiedliche Welten – während Kim verwöhnt ist und abfällig über die Menschen denkt, dabei immer nur ihr eigenes Wohl im Blick hat, lebt Ronald zurückgezogen und bescheiden, ist aber trotz seiner wirklich erniedrigenden Situation irgendwie auch mit sich im Reinen. Gefallen hat mir, dass Kim sich auf die Menschen einlässt und so auch Freunde findet – etwas, dass sie aus ihrer Heimatstadt Köln so nicht kennt. Gelungen ist, wie Jan Weiler zwischen Vater und Tochter langsam ein zartes Freundschaftsband spinnt, und so unterschiedlich die beiden sind, sie dann doch einen gemeinsamen Weg finden. 

Eigentlich sind es sehr ernste Themen, die angesprochen werden, der Autor schafft es aber, es doch in einem leichten Ton zu erzählen und einige wirklich lustige Situationen zu schaffen – ich denke hier an die gemeinsamen Verkaufstouren von Kim und Ronald und die wirklich lustigen Ideen, wie sie die hässlichen Markisen an den Mann bzw. die Frau bringen. Dann plötzlich aber ist der heitere Erzählton verschwunden und es kommt eine sehr tragische und ernste Geschichte zu Tage, die nicht so recht zum Rest passen will – ich fand die Auflösung, warum Kim ihren Vater nie kennengelernt hat, zwar sehr interessant und die Geschichte dahinter tragisch, ich mochte aber nicht diesen Wechsel von „Coming-of-Age“ zu „heiterer Familiengeschichte“  und „dramatische Tragödie“ – lieber wäre mir gewesen, dass alles in einem Erzählton geblieben wäre.

Dennoch muss ich sagen, dass mich gerade das letzte Drittel sehr berührt hat und auch noch lange nachhallte – eigentlich ja ein gutes Zeichen für ein Buch. Kurz zusammengefasst fand ich den Einstieg schwach und langatmig, den Mittelteil lustig und amüsant, das Ende dann berührend und tragisch. Ich glaube, von diesem Buch muss sich jeder ein eigenes Bild machen. 

2 Kommentare:

  1. Schönen guten Morgen!

    Ich finde das Cover ja extrem schrecklich *lach* Erinnert mich aber an meine Kindheit, in der gefühlt jeder solche Markisen auf seiner Terrasse hatte :D
    Es klingt an sich nach einer guten Mischung! Ich finde es tatsächlich gar nicht schlimm, wenn sich Humor mit Tragik mischt, das macht es nicht so schwermütig insgesamt beim Lesen, wenn es zwischendurch solche Auflockerungen gibt.
    Kim scheint ja sehr unsympathisch zu sein. Erstmal. Leider trudeln sehr viele Menschen so durchs leben, zumindest mein Eindruck nach deinen Worten zu ihr und der Bezug, dem einfachen Leben den Weg zu öffnen und dadurch etwas "herunter zu kommen" finde ich auf jeden Fall eine tolle Botschaft!

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. Das Cover ist schrecklich - und es geht auch um genau diese Markisen, die du da in deiner Erinnerung hast. *lach*

      Die Botschaft ist auch gut. Mich hat der erste Teil nur einfach nicht gepackt, so dass ich fast aufgeben wollte - und dann wurde es wirklich gut. Zum Glück bin ich dran geblieben.

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