[Rezension] Zadie Smith - "Der Betrug"

Zadie Smith - Betrug
Historischer Roman
 

Originaltitel: „The Fraud“ (7.9.2023)
Übersetzerin: Tanja Handels
ISBN-13: 978-3-462-00544-8
Seiten: 524 Seiten
Erschienen: 2.11.2023
Covergestaltung und -motive: © gray 318

   
Buchrückentext
„London 1873. Mrs. Eliza Touchet ist die schottische Haushälterin und angeheiratete Cousine des einstmals erfolgreichen Schriftstellers William Ainsworth. Eliza ist aufgeweckt und kritisch. Sie zweifelt daran, dass Ainsworth Talent hat. Und sie fürchtet, dass England ein Land der Fassaden ist, in dem nichts so ist, wie es scheint. Mit ihrer Schwägerin besucht sie die Gerichtsverhandlungen des Tichborne-Falls, in der ein ungehobelter Mann behauptet, der seit zehn Jahren verschollene Sohn der reichen Lady Tichborne zu sein. Andrew Bogle, ehemaliger Sklave aus Jamaika, ist einer der Hauptzeugen des Prozesses. Eliza und Bogle kommen ins Gespräch und der Wahrheit näher. Doch wessen Wahrheit zählt?“

Meine Meinung
Eine Leseprobe zu dem Buch hatte mir sehr gut gefallen und da ich historische Romane gerne lese, war ich neugierig auf dieses Buch von Zadie Smith. Leider aber muss ich sagen, dass ich doch sehr kämpfen musste bei der Lektüre…

Im Wesentlichen gibt es drei Handlungsstränge: Zum einen wird das Leben von Eliza Touchet erzählt, eine angeheiratete Cousine von William Ainsworth. Er war Zeitgenosse von Dickens und Thackeray  - hat aber an Popularität verloren, als Charles Dickens immer beliebter wurde. Eliza zieht bei ihm ein, so erfährt man von seinem Leben, aber auch aus ihrer Vergangenheit. Auch aus ihrer Sicht wird der „Tichborne-Prozess“ beleuchtet, ein Prozess, den es Mitte des 19. Jahrhunderts wirklich gegeben hat und bei dem ein australischer Mezger, Roger Castro, behauptet, der wahre Lord Tichborne zu sein. Der Prozess hat die Bevölkerung in zwei Lager gespalten, die einen, die ihm glauben und ihn unterstützen, und die anderen, die alles, was er sagt, als Betrug und Lüge sehen. In diesem Prozess taucht ein ehemaliger jamaikanischer Sklave auf, Andrew Bogle – er schwört, dass Roger Castro wirklich Lord Tichborne ist – und auch die Geschichte des jamaikanischen Sklaven wird in einem dritten, eher kurzen Handlungsstrang erzählt.

Es klingt nach einem spannenden Plot – und mit einer anderen Umsetzung wäre es auch spannend gewesen. Zadie Smith hat einen tollen Schreibstil, der die Atmosphäre gut einfängt, der immer ein bisschen ironisch und sarkastisch ist, dabei leider aber sehr ausschweifend und langatmig. Es gibt sehr viele Kapitel, die eher kurz gehalten sind, selten länger als 2-3 Seiten, und man ahnt schon, dass es bei einer Neigung zu ausschweifenden Sätzen schwer ist, mit dieser Form den roten Faden zu behalten. Dass es dann auch noch zu Sprüngen in der Zeit kommt, es Rückblicke gibt, insbesondere in das Leben von Eliza oder Bogle, macht das Lesen wirklich nicht leichter. 

Ich hatte meine Probleme, mit diesen kurzen Kapiteln, den Zeitsprüngen und vor allem auch den vielen Charakteren, denen hier und da ein bisschen Zeit gewidmet wird, ohne dass es für die Geschichte relevant gewesen wäre - da selber dranzubleiben, mich in der Geschichte nicht zu verlieren und vor allem nicht den roten Faden, das ist mir kaum gelungen. Und das hat leider meinen Lesespaß erheblich gemindert. Mit einer anderen Struktur hätte mich dieser Plot sicher packen können, so aber bin ich durch die Geschichte geschlängelt, immer mit großer Not, den Faden nicht zu verlieren.

Auch die Figuren bleiben alle ein wenig blass und fad – keinen konnte ich so richtig fassen und keiner ist mir so richtig nahe gekommen oder hat sich gar in mein Herz geschlichen.- Auch das macht es natürlich nicht einfacher, bei einer Geschichte dranzubleiben. 

Ich kann dieses Buch daher nur bedingt empfehlen – der Plot ist interessant, der Schreibstil toll - das hatte mir ja auch eine Leseprobe gezeigt, aber die vielen kurzen Kapitel und das Springen in der Zeit haben es mir kaum möglich gemacht, mich irgendwo richtig einzufühlen. Ich hatte mich sehr auf dieses Buch gefreut, leider aber hat es mich nicht abholen und begeistern können.

Vielen Dank an den KiWi-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

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