[Rezension] Rena Rosenthal - "Der Eispalast"

Rena Rosenthal - Der Eispalast (Eispalast #1)
Historischer Roman
 

ISBN-13: 978-3-328-11064-4
Seiten: 540 Seiten
Ersterscheinung: 15.11.2023
Umschlaggestaltung: FAVORITBUERO, München
Umschlagabbildung: Sophia Molek/Arcangel; mauritius images/PhotoStock-Israel/Alamy/Alamy Stock Photos; Roman Chekhovskoi, Aleksandr Ozerov, Baturina Yuliya, GLYPHstock, Here, Rob Wilson, Yakovlev Sergey/Shutterstock.com

   
Buchrückentext
„Wien, im ausgehenden 19. Jahrhundert: Schlittschuhfahren bedeutet Nikolett alles. Sobald die Kufen das Eis berühren, ist sie glücklich du frei. Doch sie kann ihrer Leidenschaft nur heimlich nachgehen, wegen eines Unfalls lebt sie ein zurückgezogenes Leben – so zurückgezogen, dass sie dreiundzwanzig Arten von Stille unterscheiden kann. Auf keinen Fall möchte sie daher auf dem Wiener Opernball debütieren und zum Gerede der Gesellschaft werden. Erst recht nicht, da sich János, in den sie schon lange insgeheim verliebt ist, mit Händen und Füßen dagegen wehrt, mit ihr zu tanzen. Als sie sich verzweifelt zu ihrem See flüchtet, stößt Nikolett auf eine Eislaufgruppe und ist fasziniert von den fließenden und anmutigen Bewegungen. Begeistert schließt sie sich ihnen an und ahnt nicht, dass diese Begegnung ihr Leben für immer verändern wird… “

Meine Meinung
Die Geschichte spielt in Wien, Ende des 19. Jahrhunderts. Im Mittelpunkt stehen Nikolett und Julianna, zwei junge Frauen, die unterschiedlicher nicht sein können: Nikolett gehört zur „höheren Schicht“ und soll jetzt bald auf dem Wiener Opernball debütieren – das zumindest will ihre Mutter. Sie selber möchte lieber weiter zurückgezogen leben, sich ihren Büchern und ihrem Hund Max widmen, und natürlich auch dem Eislaufen, eine Leidenschaft, die sie seit Kindheit an lebt. Durch einen Unfall hat sie eine Narbe am Hals, die immer wieder Anlass gab, sie auszugrenzen und zu hänseln – das möchte sie nie wieder erleben, daher meidet sie die Öffentlichkeit oder ist dort – wenn es sich nicht vermeiden lässt - immer sehr schüchtern und zurückhaltend; und versucht vor allem, durch ein Tuch diese „Entstellung“ zu verbergen. 

Julianna ist ganz anders – ihre Mutter hat sie direkt nach der Geburt abgegeben und so ist sie in einem Waisenhaus aufgewachsen und hatte keine leichte Kindheit. Nun arbeitet sie als Dienstmädchen in einer höheren Familie, durch ihr lebendiges und oft auch vorlautes Mundwerk fängt sie sich aber immer Ärger ein. Sie hat nur eine Information über ihre Mutter: Sie war eine bekannte Eisläufern – und klar, dass auch sie das Eislaufen liebt. Zufällig lernen sich Julianna und Nikolett kennen und wollen unbedingt beim Eis-Schaulauf des Wiener Eislaufvereins mitmachen. Doch es werden ihnen viele Steine in den Weg gelegt. 

Es ist eine Wohlfühlgeschichte, in die man richtig eintauchen kann. Wien im 19. Jahrhundert ist eine interessante Zeit und man bekommt viele Einblicke in die damaligen Konventionen und Lebensumstände – und zwar sowohl aus Sicht eines Dienstmädchens als auch aus Sicht einer Tochter aus gutem Hause. Aber auch die Geschichte des Eislaufens kommt nicht zu kurz, und hier hat die Autorin geschickt Wirklichkeit und Fiktion miteinander verknüpft. 

Der Schreibstil ist leicht, einfach zu lesen und sehr atmosphärisch – gerade die Szenen auf der Eisfläche fand ich immer sehr schön und hatte viele Bilder vor Augen. Erzählt wird die Geschichte aus Sicht mehrerer Figuren, wobei meistens Nikolett und Julianna das Wort ergreifen. Dabei bekommt der jeweilige Erzähler immer ein eigenes Kapitel, und der Name ist auch vorangestellt, so dass man genau weiß, aus wessen Sicht gerade erzählt wird. 

Neben Nikolett und Julianna gibt es natürlich auch noch weitere Figuren und man ahnt sicher auch, dass es nicht nur um das Eislaufen geht. Ein Jugendfreund von Nikolett, János, soll ihr Partner auf dem Opernball sein, er jedoch hat sich sehr von Nikolett zurückgezogen, was sie auf ihre „Entstellung“ zurückführt. 

Jackson ist Eisläufer durch und durch, kommt eigentlich aus Amerika und will in Wien seinen eigenen Eislaufstil bekannt machen. Ihn mochte ich in der ganzen Geschichte tatsächlich am meisten, weil er auf Konventionen nichts gibt, die Menschen annimmt, wie sie sind und irgendwie immer den richtigen Ton findet, mit ihnen umzugehen. Julianna war mir auch gleich sympathisch mit ihrer direkten Art, auch wenn sie damit manchmal andere verletzt und vor allem sich selber ins eigene Fleisch schneidet. Nikolett war mir ein wenig zu selbstmitleidig, und irgendwann konnte ich es auch nicht mehr gut lesen, wie schlimm das alles ist mit ihrer Narbe – ja, sie hat hässliche Situationen ertragen müssen, aber ihr Jammern und Selbstmitleid hat die Situation auch nicht verbessert. 

Man ahnt als Leser natürlich, wie die Geschichte enden wird, und tatsächlich nimmt dann auch alles ein gutes Ende. Und ja – wirklich alles. Das war mir zu viel des Guten, insbesondere da mir die Erklärungen auch zu weit hergeholt, unrealistisch und konstruiert erschienen.

Trotzdem habe ich die Geschichte gerne gelesen, und insbesondere die winterliche Atmosphäre sehr gemocht. Wer also mit einem doch eher konstruierten Happy End gut leben kann, dem empfehle ich diesen leichten historischen Roman gerne weiter. 

Mein Fazit
Ein historischer Roman im winterlichen Wien des 19. Jahrhunderts – leicht zu lesen und mit viel winterlicher Atmosphäre. Die kurzen Kapitel lassen den Leser durch das Buch fliegen, die Charaktere sind liebenswert, wenn auch manchmal etwas anstrengend. Neben dem Thema Eislaufen kommt auch die Liebe nicht zu kurz – nur das vorhersehbare Ende war mir zu konstruiert. Trotzdem eine unterhaltsame Geschichte, die mir schöne Lesestunden geschenkt hat. 

Der Eispalast
1. Der Eispalast
2. erscheint voraussichtlich Herbst 2024
3. erscheint voraussichtlich Herbst 2025

WERBUNG: Vielen Dank an die Autorin Rena Rosenthal und den Penguin-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars. 

2 Kommentare:

  1. Liebe Sabine,
    das Buch habe ich shcon ins Auge gefasst und habe auf deine Rezension gewartet. ich denke es wird jetzt im Winter einziehen.
    Liebe Grüße
    Martina

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    1. Es ist wirklich ein schöner Wohlfühlroman, eine Liebesgeschichte im winterlichen Wien. :-)

      Viel Spaß dabei!

      LG Sabine

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