Haruki Murakami - Die Ermordung des Commendatore
Fantasy
Originaltitel: „Kishidancho goroshi“ (2017)
Übersetzer: Ursula Gräfe
Verlag: Hörbuch Hamburg
ISBN-13: 978-3-86909-258-4 (Band 1), 978-3-86909-259-1 (Band 2)
Dauer: 781 Minuten + 831 Minuten
Erschienen: 13.9.2019 und 2.12.2019
Sprecher: David Nathan
Zum Inhalt (Band 1)
„Nach der Trennung von seiner Frau gibt ein erfolgreicher Maler seine Arbeit auf – bis ein reicher Mann ihn bittet, ein Gemälde von ihm anzufertigen. Doch der Künstler kann das Gesicht des Unbekannten nicht erfassen. Wer ist dieser Mann?
Durch einen Zufall entdeckt der Maler auf dem Dachboden ein Gemälde mit dem Titel Die Ermordung des Commendatore. Er ist wie besessen von dem Bild, mit dessen Auffinden zunehmend merkwürdige Dinge um ihn herum geschehen, so als würde sich eine andere Welt öffnen. Soll er sich dem Mann anvertrauen?“ (Quelle: Verlagsseite)
Meine Meinung
Haruku Murakami schreibt ja Bücher, die ausschließlich in der Gegenwart spielen, aber auch solche, in denen es fantastisch zugeht oder sich Parallelwelten auftun Als Fan seines Schreibstils habe ich mich nun an diese Geschichte gewagt, wissend, dass es auch eine Parallelwelt gibt und das für mich immer ein wenig „experimentell“ ist. So gut ich die Idee des Buches fand und so wenig mich der Aspekt einer zweiten Wirklichkeit gestört hat, so langatmig war dann aber doch die ganze Geschichte, die sich häufig in Kleinigkeiten verliert.
Die Geschichte ist langsam erzählt – sehr langsam; immer wieder verliert sich der Autor in Nebensächlichkeiten: vielleicht fehlt mir auch das Verständnis für Kunst und Maltechniken, aber diese beiden Themen werden immer wieder sehr ausführlich behandelt und haben für mich die Spannung aus der eigentlich interessanten Geschichte genommen Ein Portrait, das nicht den Standards entspricht, ein Bild, aus dem die Figuren als „Idee“ und „Metapher“ in unsere Realität eintreten, ein Mädchen das verschwindet – eigentlich ein guter Stoff. Und tatsächlich ist der Plot auch gut und interessant, aber eben wird die Spannung immer wieder genommen durch langes Eintauchen in künstlerische Belange. Hätte man beide Bücher um einige Seiten bzw. die Hörbücher um einige Minuten gekürzt, hätte mich die Geschichte sicher gepackt und nicht immer wieder zwischendrin verloren.
Die Charaktere sind interessant und gut gezeichnet. Man bekommt einige Einblicke in ihre Gedanken und das war wirklich interessant – es geht um Realität und Fiktion, um fremde Welten, Ideen und Metaphern, um Liebe und Zugehörigkeit, um Wissen und Geheimnisse. Und manche der Figuren haben Meinungen, die für mich ganz neu und anders waren und die mich auch nachdenklich gemacht haben.
Der Schreibstil ist typisch Murakami, ruhig und gewählt, oft poetisch und auch ein bisschen schnörkelig, ohne aber kitschig zu sein. Gestört haben mich aber wirklich die langen Abhandlungen von Themen, die die Geschichte nicht voranbringen. Gestört hat mich auch, dass der Plot ja auf zwei (Hör)bücher aufgeteilt ist – es ist aber nicht so, dass der erste Teil mit einem Cliffhanger endet oder irgendwie abgeschlossen ist, er hört einfach auf, so als ob ein ganz normaler Absatz oder ein normales Kapitel endet, als ob der Rest einfach fehlen würden. Sehr ärgerlich – und deshalb bezieht sich meine Meinung hier auch auf beide Teile zusammen. Grundsätzlich hat mir der zweite etwas besser gefallen, da hier einfach mehr passiert, aber auch hier gibt es sehr langatmige und langweilige Passsagen. Das Ende war mir dann zu banal und hat für mich auch nicht gut gepasst – irgendwie war es kein richtiger Abschluss, sondern hat auf mich wie eine „Verlegenheitslösung“ gewirkt.
David Nathan liest sehr häufig die Bücher des Autors; ich bin kein Fan von ihm, habe mich aber arrangieren können (und müssen); seine Stimme empfinde ich oft als monoton, das war für mich dann hier also doppelt schwer, da schon die Geschichte langatmig ist.
Mich konnte der Autor diesmal leider nicht überzeugen, da ich aber Schreibstil und Plot mochte, gebe ich 3 von 5 Sternen.
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