[Höreindruck] Takis Würger - "Stella"

Takis Würger - Stella
Historischer Roman
 

ISBN-13: 978-3-837-14281-5
Dauer: ungekürzt, 302 Minuten
Erschienen: 14.1.2019
Ersterscheinung: 11.1.2019
Sprecher: Robert Stadlober, Valery Tscheplanowa

   
Zum Inhalt
„Friedrich kommt aus gut behütetem Haus vom Genfer See nach Berlin, ein stiller Mann auf der Suche nach der Wahrheit. In einer Kunstschule trifft er Kristin. Sie nimmt Friedrich mit in ihre Nächte in geheimen Jazzclubs. Sie trinkt Kognak mit ihm und gibt ihm seinen ersten Kuss. Bei ihr kann er sich einbilden, der Krieg sei weit weg. Eines Morgens klopft Kristin an seine Tür, verletzt, mit Peitschenstriemen im Gesicht: „Ich habe dir nicht die Wahrheit gesagt.” Kristin ist nicht ihr richtiger Name. Sie heißt Stella und ist Jüdin. Die Gestapo hat sie enttarnt und zwingt sie zu einem unmenschlichen Pakt: Wird sie, um ihre Familie zu retten, untergetauchte Juden denunzieren? Ihre Entscheidung stellt Friedrich vor eine unmögliche Wahl.“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Stella Goldschlag ist eine Frau, deren Taten mich sehr schockiert haben – daher war ich gespannt, wie Takis Würger die Frau in seinem Roman darstellt.

Es dauert ein bisschen, bis tatsächlich Stella auf der Roman-Bildfläche auftaucht – und dann hat man auch eher das Gefühl, eine Liebesgeschichte zu verfolgen. Erzählt wird sie aus Sicht des Schweizers Friedrich, der nach Deutschland gekommen ist, um der Wahrheit in der „Judenfrage“ nachzugehen. 

Friedrich wirkt in vielen Situationen ein wenig naiv, dabei aber nicht unsympathisch, und auch Stella wirkt nicht unsympathisch, sondern eher wie ein Opfer des Regimes. Ein ganz anderer Eindruck entsteht nur durch vorgelesene Originalakteneinträge, die es schon früh in dem Roman gibt und die ich zunächst nicht zuordnen konnte, die aber in der zweiten Hälfte Sinn ergeben, da sie die Menschen aufzählen, die von Stella verraten wurden cund dadurch in den Tod gegangen sind. Das wirft ein ganz anderes Licht auf die jüdische Frau, denn es sind nicht wenige Menschen, die da genannt werden. Natürlich stellt sich die Frage, ob es moralisch vertretbar ist, andere Menschen zu verraten, um das eigene Leben zu retten – diese Frage muss aber jeder für sich selber klären. 

Stella Goldschlag wird in diesem Roman eher positiv dargestellt – liest man dagegen in anderen Quellen, wirkt Stella sehr kalt und kalkuliert und hat nichts von der hier dargestellten unschuldigen Frau, die von der Gestapo gezwungen wird. Insgesamt wirkt der Roman auch eher wie eine Liebesgeschichte und weniger wie eine Charakterdarstellung von Stella Goldschlag. Diese nicht eindeutige Zuordnung hat mich nicht überzeugt. Und auch die eingestreuten Zitate aus den Originalakten waren anfangs sehr verwirrend, weil sie nicht in die Geschichte passten.

Der Schreibstil ist zudem eigen – gerade anfangs, als die Kindheit Friedrichs geschildert wird, sind die Sätze sehr kurz und einfach so, als wolle man den kindlichen Charakter Friedrich darstellen. Aber selbst als er dann älter ist, wirkt der Schreibstil einfach und schlicht, eher kühl und wenig einfühlsam. Dadurch entsteht auch die kühle Atmosphäre, obwohl lange die Liebesgeschichte im Vordergrund steht, und ich mir hier auch eine passendere Stimmung gewünscht hätte.

Insgesamt hat mich das Hörbuch eher enttäuscht, vielleicht auch, weil ich eine falsche Erwartung hatte. Die Erzähler Robert Stadlober und Valery Tscheplanowa, die die Akteneinträge gelesen hat, haben mir beide gefallen, und beide haben die Atmosphäre, die durch den Schreibstil entstanden ist, gut einfangen können. 

Ich gebe dem Hörbuch 3 von 5 Sternen.

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