Jon Krakauer - In eisige Höhen
Erfahrungsbericht
Originaltitel: „Into thin air“ (1997)
Übersetzer: Stephan Steeger
Verlag: Steinbach Sprechende Bücher
ISBN-13: 978-3-869-74064-5
Dauer: ungekürzt, 648 Minuten
Erschienen: 18.8.2011
Sprecher: Christian Brückner
Zum Inhalt
„Von der amerikanischen Zeitschrift "Outside" beantragt, nahm Jon Krakauer an einer Mount Everest Expedition teil, um über die Auswüchse des kommerziellen Bergsteigens zu berichten. Auf dieser Expedition im Frühjahr 1996 ereignete sich die schlimmste Katastrophe, die je auf dem "Dach der Welt" geschah: 12 Menschen aus einer Gruppe von 33, zum Teil "Grenzgänger" auf der Suche nach dem ultimativen Abenteuer und dem absoluten Kick, fanden dabei ihren Tod.“ (Quelle: Piper-Verlag)
Meine Meinung
Im Mai 1996 kommt es am Mount Everest zu einem der schlimmsten Unglücke in der Geschichte des Höhenbergsteigens. Mehrere kommerzielle Expeditionen geraten beim Gipfelaufstieg in einen plötzlichen Sturm – acht Menschen verlieren ihr Leben. Der amerikanische Journalist und Bergsteiger Jon Krakauer ist Teil einer dieser Expeditionen. Er rekonstruiert in seinem Buch, was genau geschah – aus Sicht eines Beteiligten, aber mit dem Anspruch, über die persönlichen Eindrücke hinaus ein umfassendes Bild zu zeichnen.
Ich hatte das Hörbuch schon einmal gehört – damals fand ich die Einführung ins Thema und die Vorstellung der vielen Personen zu lang. Jetzt habe ich aber auch deutlich mehr Hintergrundwissen über das Unglück und konnte so die Komplexität der Situation besser erfassen und die Zusammenhänge klarer einordnen. Krakauer gibt offen zu, dass seine Wahrnehmung durch Erschöpfung und Sauerstoffmangel eingeschränkt ist – und dass sein Bericht eben das ist: Eine persönliche Sicht und nicht die endgültige Wahrheit.
Gerade diese Ehrlichkeit macht das Buch für mich so glaubwürdig. Krakauers Sprache ist klar, sachlich und kommt ohne übertriebene Dramatik aus. Stattdessen steht das Geschehen selbst im Vordergrund – und das ist erschütternd genug. Besonders deutlich wird auch, wie problematisch die zunehmende Kommerzialisierung des Mount Everest bereits damals war. Es entsteht ein bedrückendes Bild davon, wie Menschen gegen hohe Summen an der Hand von Guides auf den höchsten Berg der Welt geführt werden – oft mit zu wenig Erfahrung, zu viel Ehrgeiz und manchmal auch mit fatalen Folgen. Dass sich daran bis heute wenig geändert hat, zeigen etwa die verstörenden Bilder von 2023, als sich eine Warteschlange am Hillary Step bildete – auf über 8.000 Metern Höhe.
Kritisch sehe ich allerdings Krakauers Darstellung einiger Mit-Bergsteiger. Natürlich darf er auch Kritik äußern und natürlich gibt es auch in einer solchen Gruppe Sympathien und Antipathien. Die Darstellung aber zum Beispiel von Anatoli Boukreev war mir zu negativ – er ist nach dem Unglück sehr ins Kreuzfeuer geraten, hat daraufhin auch selber ein Buch zum Unglück geschireben – er hat aber auch unter extremsten Bedingungen mehrere Menschenleben gerettet. Da hätte ich mir eine vorsichtigere, ausgewogenere Darstellung gewünscht.
Christian Brückner als Sprecher ist großartig. Ich mag einfach seine ruhige, aber doch auch raue Stimme – sie passt perfekt zu einer Bergsteigergeschichte!
Mein Fazit
Jon Krakauers Bericht ist mehr als nur die Chronik eines tragischen Ereignisses – er ist auch ein kritischer Kommentar zum Zustand des modernen Bergsteigens. Mich hat das Unglück mitgenommen und schockiert – und vor allem auch dazu gebracht, auch andere Bücher darüber zu lesen.

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