[Leseeindruck] Markus Berges - "Irre Wolken"

Markus Berges - Irre Wolken
Gegenwartsliteratur
 

 Verlag: Rowohlt-Verlag
 ISBN-13: 978-3-737-10103-5
 Seiten: 288 Seiten
 Erschienen: 30.1.2024
 Umschlaggestaltung: Anzinger und Rasp, München
 Umschlagabbildung: Clare Rae

   
Zum Inhalt
„Ein schüchterner Neunzehnjähriger, Dienst in der Psychiatrie; überraschend langweilige Psychosen, echte Risiken und Elektroschocks. Und dann kommt Anne Schmidt auf die Station. Die Patientin ist gefährlich wie ein Sturm, aber sie zieht den jungen Pfleger in ihren Bann. Es sind die Tage der Tschernobyl-Katastrophe im April 1986, da läuft Anne bei einem Spaziergang davon. Als der Junge sie einfängt, fleht sie ihn an, sie laufen zu lassen, beschwört in seinen Armen ihre Genesung. Gegen alle Regeln lässt er sie gehen, um sie gleich am Abend wiederzusehen. Der kurze Frühling ihrer verbotenen Liebe beginnt.“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Eine Coming-of-Age-Geschichte aus den 1980er Jahren – und gerade die Atmosphäre der Zeit ist sehr gut eingefangen. 

Im Mittelpunkt steht ein 19-jähriger Ich-Erzähler – er hat sich entschieden, ein freiwilliges soziales Jahr in der Psychiatrie abzuleisten und lernt dort die junge Patientin Anne kennen. Er ist fasziniert von der Frau und erlebt zum ersten Mal das Gefühl von Schmetterlingen im Bauch. Seine Hormone spielen verrückt und so macht er vieles, was dumm und naiv erscheint.

Ich bin selbst ein Kind der Achtziger und konnte daher vieles sehr gut nachvollziehen – und Markus Bergs hat die Atmosphäre der Zeit sehr gut eingefangen. Der namenlose Ich-Erzähler ist ein sympathischer Kerl an der Schwelle zum Erwachsenwerden, und in vielen Situationen konnte ich seine Unsicherheiten, Verzweiflung, aber auch seine Verliebtheit und Glückseligkeit gut nachempfinden. 

Die Psychiatrie wird dagegen nur wenig beleuchtet – man erfährt zwar, was ein Pfleger dort macht, und aus eigener Tätigkeit in der Psychiatrie zu dieser Zeit hatte ich das Gefühl, dass der Alltag auch gut und authentisch dargestellt ist. Über die Krankheitsbilder oder die medizinischen Optionen der 1980er wird dagegen nicht viel gesagt – wer das erwartet, wird enttäuscht werden. Es ist wirklich ein Roman über die erste Verliebtheit, über das Glücksgefühl, die seelischen Qualen und die damit verbundene Hilflosigkeit. All diese Gefühle prägen den Ich-Erzähler, lassen ihn aber auch wachsen – seine Entwicklung in diesem prägnanten Jahr hat mir sehr gut gefallen - sie ist realistisch und authentisch, und so wird aus dem erst naiven und hilflosen Anti-Helden dann ein junger Mann, der sich in der Welt zu behaupten weiß und nicht mehr so verloren ist. 

Der Schreibstil ist locker und leicht, so dass ich schnell durch das Buch geflogen bin. Viele kleine Details haben mich in die 1980er zurückversetzt, die Atmosphäre der Zeit, aber auch das Gefühl der ersten Liebe wurden wunderbar transportiert. 
Wer Coming-of-Age Romane mag und selber in der 1980ern aufgewachsen ist, der wird das Buch mögen.


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