[Höreindruck] Albert Camus - "Der Fremde"

Albert Camus - Der Fremde
Zeitgenössische Litertatur
 

 Originaltitel: „L’Étranger“ (1942)
 Verlag: Patmos-Verlag      
 ISBN-13: 978-3-491-91148-2
 Dauer: 223 Minuten
 Erschienen: 12.2.2004
 Sprecher: Ulrich Matthes

   
Zum Inhalt
„«Mir wurde klar, dass ich das Gleichgewicht des Tages zerstört hatte, die außergewöhnliche Stille eines Strandes, an dem ich glücklich gewesen war. Da habe ich noch viermal auf einen leblosen Körper geschossen, in den die Kugeln eindrangen, ohne dass man es ihm ansah. Und es war wie vier kurze Schläge, mit denen ich an das Tor des Unglücks hämmerte.»
Die Geschichte eines jungen Franzosen in Algerien, den ein lächerlicher Zufall zum Mörder macht, wurde 1942 im besetzten Frankreich zu einer literarischen Sensation. Der Roman bedeutete den schriftstellerischen Durchbruch für Albert Camus und gilt heute als einer der Haupttexte des Existenzialismus.“ (Quelle: Rowohlt-Verlag)

Meine Meinung
Zum Inhalt dieses Romans möchte ich gar nicht viel sagen, denn unbedarft kommt man meiner Meinung nach viel mehr in den Genuss nicht nur des wunderbar aufgebauten Romans, sondern auch in den so passend gewählten Stil, auch wenn der etwas sperrig ist und gerade am Anfang auch verwundert. Nur so viel: Im Mittelpunkt steht ein junger Mann, der in Notwhr einen anderen getötet hat – und diese Tat wir nun vor Gericht verhandelt.

Es ist kein Buch, in dem es um Handlung oder sympathische Charaktere geht. Vielmehr stehen tiefgründige Fragen rund um die Existenz eines Menschen und seine Moral im Vordergrund – und dafür hat Camus mit Meursault einen großartigen Charakter geschaffen. Während man ihn im ersten Teil kennenlernt und da schon denkt, was für ein Kauz, ist es im zweiten Teil die absurde Gerichtsverhandlung, die die moralische Bewertung des Täters über den eigentlichen Tatbestand der Notwehr stellt. 

Meursault ist kein Sympathieträger – bereits in den ersten Sätzen spürt man seine Gleichgültigkeit, seine fehlenden Emotionen; das merkt man zum einen daran, wie er handelt, zum anderen aber durch den sehr nüchternen und klaren Schreibstil, den Camus hier gewählt hat. Doch so fremd mit Meursault gewesen ist, so sehr hat mich dann die Gerichtsverhandlung gepackt, geärgert und zum Nachdenken gebracht: Meursault entspricht in keinster Weise den moralischen Konventionen - das wird ihm zum Verhängnis und macht die ganze Verhandlung zu einem absurden Spektakel. 

Camus „Der Fremde“ ist kein Roman, der mir beim Lesen Freude gebracht hat, es ist aber einer, über den ich noch lange nachgedacht habe und der mir immer wieder neue Impulse bringt. Einmal Feuer gefangen habe ich dann auch weiter recherchiert und bin über den Existenzialismus zum Wertenihilismus gelangt, alles Ideen, die auch in diesem Roman wiederzufinden sind. 

Für mich ein besonderes Buch, das viel mit mir gemacht hat und das – immer noch – in meinen Gedanken aufpoppt und mich nachdenken lässt. Von meiner Seite daher ein absolute Empfehlung.

2 Kommentare:

  1. Schönen guten Morgen!

    Manchmal gibt es so witzige Zufälle - das Buch hab ich zufällig bei meiner Tochter entdeckt vor ein paar Tagen, als ich ihre Bücher durchgeschaut hab. Allerdings hat sie es auf englisch und ich denke nicht, dass ich das hier schon lesen könnte. Es klingt doch etwas anspruchsvoller und soweit bin ich, glaube ich, noch nicht.
    Aber insgesamt klingt es nach einer guten Geschichte - ich mag es ja, wenn gesellschaftliche Fragen aufgeworfen werden und grade die Themen, die du hier ansprichst, sind essenziell.
    Ich muss es zwar jetzt nicht unbedingt sofort lesen, aber mal sehen ob ich mal Lust drauf habe, ich denke, da muss für mich der richtige Zeitpunkt sein :)

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. Der erste Teil ist vom Stil her sehr einfach - weil Camus damit auch die Gleichgültigkeit des Protagonisten ausdrückt. Der zweite Teil ist dann vom Stil her nicht mehr so trivial, und zwischen den Zeilen steckt sehr viel. Bin gespannt, wann du - wenn - dazu greifst und ob es etwas für dich ist.

      LG Sabine

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