[Rezension] Anne Freytag - "Lügen, die wir uns erzählen"

Anne Freytag - Lügen, die wir uns erzählen
Gegenwartsliteratur
 

 Verlag: Saga Egmont
 ISBN-13: 978-8-727-15201-1
 Dauer: 646 Minuten
 Erschienen: 1.4.2024
 Sprecher: Stefanie Wittgenstein, Lara Hoffmann

   
Zum Inhalt
„Helene hätte ihren Mann verlassen sollen. Für Alex. Aber sie hat es nicht getan. Und jetzt hat ihr Mann sie verlassen – weil er sich in eine andere verliebt hat. »Es ist einfach passiert.« Mit diesem Satz zerreißt Georg das Gefüge, das Helene immer versucht hat zusammenzuhalten. Aber vielleicht ist das Ende gar kein Ende? Vielleicht ist es ein Anfang. Etwas, das Helene gebraucht hat, um sich aus dem gesellschaftlichen Korsett zu befreien, aus ihren ewigen Versuchen, den Bildern einer Frau zu entsprechen: als Ehe- und Karrierefrau, als Mutter und Tochter …“ (Quelle: Kampa-Verlag)

Meine Meinung
Ich habe mich sehr gefreut, als ich ein neues Buch von Anne Freytag entdeckt habe, das sich primär an erwachsene Leser richtet – und mir hat das Buch auch sehr gut gefallen! 

Helene ist Schriftstellerin und lebt von ihrem Mann Georg getrennt. Eigentlich hätte sie ihn schon vor Jahren verlassen sollen, als ihr klar war, dass sie emotional noch in einer anderen Liebe feststeckt – doch jetzt ist ihr Georg zuvorgekommen. Bei ihm und seiner neuen Freundin wohnt die gemeinsame Tochter, bei ihr der gemeinsame Sohn – und beiden Kinder geben so ein Statement ab, wie sie über das jeweilige Elternteil denken. Doch was ist eigentlich passiert, dass die Familie zerbrechen konnte und wie steht Helene denn nun wirklich zu ihrem alten Liebhaber Alex – Helene will neu durchstarten und sich über ihr Gefühlschaos klarwerden.

Anne Freytag hat einen Roman geschrieben, der sehr authentisch und glaubhaft ist – eine Familiengeschichte, wie es sie sicher zuhauf gibt, ein Drama um Liebe und Betrug, um Vertrauen und Zweifel, um Missverständnisse und Lügen. Erzählt wird alles aus verschiedenen Perspektiven, wobei einem Kapitel immer vorangestellt ist, aus wessen Sicht es geschrieben ist. Zudem gibt es auch verschiedene Zeitebenen mit Kapiteln, die in der Gegenwart spielen und solchen, die die Vergangenheit beschrieben. So ergibt sich nach und nach ein Gesamtbild – zum einen zeitlich, aber auch ein Bild der Familie aus Sicht unterschiedlicher Familienmitglieder. Dabei bedient sich die Autorin einer sehr authentischen Sprache und man bekommt viele Innenansichten der jeweilig erzählenden Person. 

Helene wirkt anfangs etwas kühl – erst im Laufe der Geschichte zeigt sich auch bei ihr eine emotionale Seite – und je mehr ich sie kennengelernt habe, ihre Geschichte und ihre Erfahrungen erzählt bekam, um so mehr konnte ich mit ihr fühlen und ihre Gedanken und Handlungen teilen. Auch wenn es verschiedene Perspektiven gibt, ist es doch Helene, um die sich alles primär dreht. Trotzdem waren auch die anderen Sichtweisen interessant – gerade die der beiden pubertierenden Kinder - wie haben sie die Trennung empfunden, wie nehmen sie die Eltern wahr und mit welchen Gründen positionieren sie sich so, wie sie es eben tun. Das war zum Teil sehr schmerzhaft zu hören, und ein bisschen Mitleid habe ich da schon gerade auch mit Helene gehabt; gleichzeitig fand ich das alles sehr realistisch und glaubhaft und könnte mir genau so eine Geschichte auch bei Freunden oder Bekannten in meinem Umfeld vorstellen. 

Der Schreibstil ist modern, ohne dabei umgangssprachlich zu sein, angenehm zu hören und angepasst an die jeweilig erzählende Person. Stefanie Wittgenstein und Lara Hoffmann als Sprecherinnen haben mir gut gefallen, ihre Stimmen sind aber sehr ähnlich, so dass ich nicht direkt an der Stimme erkennen konnte, wer gerade erzählt – das fand ich ein wenig schade. Beide Stimmen aber sind klar und weich und beide haben die Emotionen sehr gut transportieren können. 

Ich habe das Hörbuch gerne gehört und empfehle es gerne weiter, wenn man sich auf ein Familiendrama, das sehr realistisch und authentisch ist, einlassen mag. 

Mein Fazit
Eine Familiengeschichte, die den ganz normalen Wahnsinn des Lebens aufzeigt, mit vielen Alltagsdramen, aber auch großen Herausforderungen einer Familie, aus dem Leben gegriffen und bewegend, dabei nicht durch einen Spannungsbogen punktend, sondern durch die Geschichte selber.

WERBUNG: Vielen Dank an SAGA Egmont und an Netgalley für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.


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