[Rezension] Paul Auster – "Mond über Manhattan"

Paul Auster – Mond über Manhattan
Gegenwartsliteratur 

Umschlaggestaltung: Hauptmann & Kompanie, Werbeagentur, Zürich
Umschlagabbildung: © Shutterstock /Milena
ISBN-13: 978-3-499-25793-3
Seiten: 416 Seiten
Erschienen: 2. Januar 2012
Originaltitel: „Moon Palace“
Übersetzer: Werner Schmitz

Zum Inhalt
„Der Student Marco Stanley Fogg wohnt in einem leeren Apartment mit Ausblick auf einen Hinterhof und ein China-Restaurant. Seit sein Onkel und Ersatz-Vater gestorben ist, hat er die Wohnung nicht mehr verlassen. Einem Zusammenbruch nahe beginnt er, überall Zeichen zu sehen: Die Leuchtreklame «Moon Palace» scheint geheimnisvoll mit den Moon Man, der Jazz Band seines Onkels, verbunden. Diese wieder mit der ersten Mondlandung. Marco macht sich auf, um das Rätsel zu lösen - vielleicht ist es auch das seiner Herkunft.“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Mein erstes Buch von Paul Auster, und – obwohl es mich nicht ganz überzeugen konnte – sicher nicht mein letztes.

Obwohl man meinen könnte, dass der Erzähler Fogg den Mittelpunkt der Geschichte bildet, erfährt man von ihm eigentlich am wenigsten. Lediglich am Anfang lernt man ihn ein bisschen kennen und begleitet ihn ein Stück weit auf der Suche nach sich selbst. Zwei weitere Menschen rücken dann mehr und mehr in den Vordergrund der Geschichte und nach und nach verstricken sich die ganz unterschiedlichen Schicksale, die am Ende dann ein großes Ganzes ergeben. 

Ich mochte vor allem den Schreibstil Austers, der unglaublich atmosphärisch und warm ist, Situationen gut einzufangen weiß und mich wirklich zu fesseln vermochte. Dabei ist er trotz langer Sätze leicht zu lesen, vor allem aber hat er viele Bilder in meinem Kopf entstehen lassen durch Beschreibungen, die zwar lang, aber nie langatmig waren. 

Nicht so überzeugend fand ich die Charaktere selber – Fogg ist schon sehr eigenartig mit seinen Vorstellungen vom Leben und von Beziehungen, die so gar nicht zu meinen eigenen passen. Zwar ist er konsequent in seinen Entscheidungen, dennoch aber war er mir zu passiv und hat sich zu oft von Zufällen lenken lassen. Der alte Effing, bei dem er einzieht und dessen Memoiren er aufschreibt, ist auch nicht gerade ein sympathischer Mensch, ihn aber habe ich als stark und entschieden empfunden, was nicht heißt, dass ich sein Handeln (zum Beispiel seiner Frau gegenüber oder in einer speziellen Situation in der Höhle) gutheiße. Im letzten Viertel kommt eine weitere Figur ins Spiel, Solomon Barber, der mir noch am liebsten war – er ist von den dreien am warmherzigsten und wertschätzensten anderen Menschen und dem Leben gegenüber – und seine Geschichte ist wirklich tragisch. Gelungen fand ich, wie Auster die drei Lebensgeschichten miteinander verknüpft hat – und auch, dass der Leser das „Wie“ erst nach und nach erfährt.

Leider gab es aber auch langatmige Passagen, die nicht den Beschreibungen geschuldet sind, sondern eher dem zähen Geschehen und Handeln der Charaktere. Und so muss ich sagen, dass ich froh war, endlich am Ende angekommen zu sein. 

Paul Auster ist ja bekannt dafür, dass er sich oft verschrobenen Charakteren widmet und das macht mich skeptisch, dennoch möchte ich wegen des tollen Stils ein weiteres Buch von ihm probieren; diesem hier gebe ich 3 von 5 Sternen.

Mein Fazit
Unsympathische Charaktere, deren Lebensentwürfe mich nicht überzeugen konnten, deren Schicksale aber geschickt miteinander verknüpft sind – dazu ein toller Schreibstil, der leicht zu lesen, dabei aber sehr atmosphärisch ist und viele Bilder in meinem Kopf hat entstehen lassen. Ich gebe diesem Buch 3 von 5 Sternen.


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