[Rezension] Yuko Kuhn - "Onigiri"

Yoko Kuhn - Onigiri
Gegenwartsliteratur
 

ISBN-13: 978-3-44628-311-4
Seiten: 208 Seiten
Ersterscheinung: 22.7.2025
Umschlaggestaltung und Motiv: Simon Gehrke, München

   
Zum Inhalt
„Als Aki erfährt, dass ihre Großmutter gestorben ist, bucht sie zwei Flüge. Ein letztes Mal will sie ihre Mutter zu ihrer Familie in Japan bringen, auch wenn sie weiß, wie riskant es ist, einen dementen Menschen aus der gewohnten Umgebung zu reißen. Und wirklich hat sie Keiko noch nie so verloren erlebt wie in der ersten Nacht im Hotel. Doch dann sitzen sie beim Essen im alten Elternhaus, und plötzlich spricht sie, die so still geworden ist, fröhlich und klar für sich selbst. Erst auf dieser Reise erkennt Aki in ihrer Mutter die mutige und lebenshungrige Frau, die sie einmal war, bevor sich in Deutschland diese große, für Aki so bedrohliche Müdigkeit über sie legte.“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Ich hatte in eine Leseprobe reingelesen, die mir sehr gut gefallen hatte – umso mehr hat mich dann überrascht, dass mich das Buch beim weiteren Lesen verloren hat.

Aki und ihre Mutter Keiko reisen noch einmal in die japanische Heimat, als Aki erfährt, dass ihre Großmutter gestorben ist. Eine riskante Reise, denn ihre Mutter ist demenzkrank, und sie aus dem gewohnten deutschen Umfeld zu reißen und nach Japan zu bringen, kann auch eine Verschlechterung der Situation nach sich ziehen. Doch Mutter Keiko lebt in Japan zunächst auf eine Weise auf, die Aki überrascht. 

Ich hatte gedacht, es drehe sich viel mehr um die Reise von Mutter und Tochter und um das Wiederfinden der Familie. Die Reise ist jedoch nur ein kleiner Teil der Erzählung, die stattdessen zahlreiche Zeitsprünge zwischen Vergangenheit und Gegenwart macht. Leider war mir die Beleuchtung der japanischen Kultur, der Krankheit Demenz und der zwischenmenschlichen Beziehungen zu oberflächlich - ich hatte mir mehr Tiefe versprochen. Vielmehr erinnert die Erzählung an Schilderungen von Alltagsszenen – und nur dadurch kommt die Demenz der Mutter zur Darstellung.

Die Charaktere sind zwar gut gezeichnet, konnten mich aber nicht richtig berühren. Gerade bei Aki konnte ich die Emotionen nicht wirklich nachempfinden – sehr schade, da Demenz eine so wichtige und schwere Krankheit für alle Beteiligten ist. Auch in Mutter Keiko konnte ich mich nicht richtig reinfühlen, sie habe ich – obwohl doch mit der Mittelpunkt der Geschichte – immer nur auf Distanz wahrgenommen. Ich hatte mir versprochen, mitgenommen zu werden in diese komplexe und schwierige Situation, leider aber war für mich das emotionale Erleben Akis weder spür- noch greifbar.

Der Schreibstil der Autorin ist an sich sehr gefühlvoll, atmosphärisch und hat eine poetische Seite. Gleichzeitig waren aber die vielen nicht angekündigten Zeitsprünge sehr herausfordernd. Dabei gibt es keine Überschriften vor Kapiteln oder eine optische Anpassung durch zum Beispiel Änderung der Schriftart. Und so liest sich das Buch sehr episodenhaft, manchmal sogar wie eine Sammlung ungeordneter Gedanken. Das hat meinen Lesefluss immer wieder unterbrochen und mich dazu gebracht, darüber nachzudenken, in welchem Zeitraum ich mich mit den Figuren gerade befinde, anstatt in die Geschichte selber einzutauchen.

Mein Fazit
Der Plot hat mir sehr gut gefallen, denn das Thema Demenz ist ein interessantes und vor allem aktuelles. Leider fiel es mir schwer, richtig in die Geschichte einzutauchen, da sie sehr sprunghaft erzählt ist und die so wichtige Thematik der Demenz, der Kulturen und der Familie nur oberflächlich behandelt wurden. 

WERBUNG: Vielen Dank an Vorablesen.de und den Hanser Berlin-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

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