[Rezension] Gaea Schoeters - "Das Geschenk"

Gaea Schoeters - Das Geschenk
Gegenwartsliteratur, Satire
 

Originaltitel: „Het geschenk“ (2025)
Übersetzerin: Lisa Mensing
ISBN-13: 978-3-732-48313-6
Dauer: 218 Minuten
Erschienen: 29.7.2025
Sprecher: Johann von Bülow

   
Zum Inhalt
„Elefanten mitten in der Großstadt, und es werden immer mehr. Was geht hier vor? Rasch muss der Bundeskanzler erkennen, dass die Tiere nicht aus dem Zoo entkommen, sondern ein Geschenk des Präsidenten von Botswana sind. 20 000 Elefanten hat er nach Deutschland geschickt, nachdem die deutsche Regierung ein Einfuhrverbot von Jagdtrophäen beschlossen und damit den armen Regionen Botswanas die Lebensgrundlage entzogen hat. »Ihr Europäer wollt uns vorschreiben, wie wir zu leben haben. Vielleicht solltet ihr es einmal selbst versuchen …«“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Ich war sehr gespannt auf diese neue Geschichte von Gaea Schoeters, weil ich von „Trophäe“ sprachlich sehr begeistert war und ich das geschilderte moralische Dilemma sehr gut gefühlt habe. In ihrem neuen Buch ist der Fokus aber ein ganz anderer – es ist eine gelungene gesellschaftspolitische Satire, die überraschenderweise in Berlin spielt; ein interessanter Schauplatz für eine flämische Autorin, der die internationale Dimension der verhandelten Themen unterstreicht. 

Es sind viele Themen, die die Autorin aufgreift, zu viele, um sie in einem so schmalen Büchlein bzw. kurzen Hörbuch wirklich tiefgreifend behandeln zu können. Außenpolitik, Klimaschutz, Artenschutz und politisches Handeln sind dabei nur die wichtigsten. Dabei  geht es vor allem um die Darstellung politischer Mechanismen und Machtspiele, die sich aus der abzureden Situation ergeben, weniger um die eigentliche Konflikt und deren Lösungen. Böse Zungen könnten behaupten, wie im richtigen Leben… 

Sehr gefallen hat mir die kluge, oft bissige Erzählweise. Die erste Hälfte des Hörbuchs ist geprägt von treffsicherem Wortwitz, ironischen Spitzen und einem feinen Gespür für satirische Zuspitzung. Immer wieder musste ich schmunzeln über die klarsichtigen, überzeichneten Figuren und Situationen, die doch allzu nah an der Realität zu liegen scheinen. In der zweiten Hälfte verliert sich das ein wenig, und die Machtspiele treten in den Vordergrund, das Ende ist dann eine Überraschung, aber sehr passend zu dem Szenario. 

Im Aufbau zeigt sich der Roman straff erzählt, vielleicht an manchen Stellen etwas zu stringent, um allen aufgeworfenen Themen gerecht zu werden. Da mehr die Sache als denn die Charaktere im Vordergrund stehen, sind diese zwar sehr pointiert gezeichnet, aber eben nur so weit wie notwendig. Dabei hat die Autorin aber ein sehr gutes Gefühl „für uns Deutsche“ bewiesen und manche Eigenschaft hervorragend, sicher auch überspitzt, dargestellt.

Der Schreibstil ist pointiert und der Gattung entsprechend spitz und auf den Punkt. Das Buch lebt von Tempo, Ironie und situativer Schärfe und kann daher gar nicht mit dem so besonderen und ganz anderen Schreibstil in ihrem Vorgänger-Buch verglichen werden.

Die Umsetzung als Hörbuch ist sehr gelungen. Der Sprecher Johann von Bülow bringt die sprachlichen Nuancen gut zur Geltung und trifft den Ton der Satire sicher und zuverlässig.

Mein Fazit
„Das Geschenk“ ist eine scharf beobachtete, satirisch zugespitzte Auseinandersetzung mit politischem Machtgebaren und moralischen Abgründen im Gewand aktueller Themen. Ein Hörbuch, das zum Nachdenken anregt – und zwischendurch durchaus auch zum Lachen.

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