[Rezension] Ariel Lawhon - "Der gefrorene Fluss"

Ariel Lawhon - Der gefrorene Fluss
Historischer Roman
 

 Originaltitel: „The frozen river“ (6.10.2023
 Übersetzerin: Rena Zienert
 ISBN-13: 978-3-8449-4079-4
 Dauer: 933 Minuten
 Erschienen: 6.12.2024
 Sprecherin: Sandrine Mittelstädt

   
Buchrückentext
„Maine, 1789: Als der Kennebec River zufriert und die Leiche eines toten Mannes im Eis sichtbar wird, soll Martha Ballard den Leichnam untersuchen und die Todesursache feststellen. Als Hebamme und Heilerin ist sie in vieles eingeweiht, was sich hinter verschlossenen Türen in der Kleinstadt Hallowell abspielt. Ihr Tagebuch ist eine Aufzeichnung aller Geburten und Todesfälle, Verbrechen und Debakeln, die sich in der engen Gemeinschaft ereignen. Monate zuvor dokumentierte Martha die Einzelheiten einer angeblichen Vergewaltigung, die von zwei der angesehensten Herren der Stadt begangen wurde – einer von ihnen wurde nun tot im Eis aufgefunden. So ist Martha sich sicher, dass sie es hier mit einem Mord zu tun hat. Doch ein örtlicher Arzt widerlegt ihre Schlussfolgerung und erklärt den Tod für einen Unfall. Martha ist entschlossen, den schockierenden Mord auf eigene Faust zu untersuchen.
Im Laufe eines Winters, während der Prozess näher rückt und Gerüchte und Vorurteile zunehmen, ist Martha beharrlich auf der Suche nach der Wahrheit. Ihr Tagebuch gerät bald in den Mittelpunkt des Skandals, verwickelt diejenigen, die sie liebt, in die Sache und zwingt Martha, zu entscheiden, wo ihre eigene Loyalität liegt.“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Ich hatte keine großen Erwartungen, als ich zu diesem Hörbuch gegriffen habe – und wurde positiv überrascht!

Die Autorin entführt nach Maine, ins Jahr 1789. Die Hebamme Martha Ballard findet die Leiche eines Mannes im eisigen Kennebec River – sie sagt, dass es sich um einen Mord handelt, der neue Arzt im Ort ist jedoch anderer Meinung. Für Martha beginnt ein unerbittlicher Kampf gegen die vorherrschenden Konventionen und die männlich dominierte Justiz. Ihre täglichen Aufzeichnungen, in denen sie Geburten, Todesfälle und die dunklen Geheimnisse ihrer kleinen Gemeinde festhält, werden zu einer gefährlichen Waffe im Streben nach Wahrheit; und deckt Geheimnisse auf, die den Tod des Mannes in ein neues Licht rücken. 

Ich bin wirklich positiv überrascht: Ich war von der ersten Minute an gefesselt und konnte mich der Geschichte kaum entziehen. Die Art und Weise, wie Ariel Lawhon historische Fakten mit einem fesselnden Kriminalfall verwebt, ist gut gelungen. Dabei beruht die Geschichte auf wahren Begebenheiten, denn Martha Ballard und ihre Tagebücher hat es tatsächlich gegeben. Die Handlung ist voller Wendungen und Überraschungen, die mich immer wieder auf falsche Fährten lockten und die die Spannung hoch hielten. Ich empfand die Geschichte als ungemein facettenreich, da sie nicht nur einen Kriminalfall beleuchtet, sondern auch das damalige Gesellschaftssystem und die Rolle der Frau beschreibt.

Die Charakterzeichnung, allen voran die der Protagonistin Martha Ballard, empfand ich als sehr gut gelungen. Martha ist klug und mutig, sie setzt sich entschlossen für das Recht und ihre Patientinnen ein – gegen die damals geltenden Konventionen. Es war faszinierend zu erleben, wie sie als Frau in einer von Männern dominierten Welt ihren Weg geht und sich Gehör verschafft. Man kann sich ihrer inneren Stärke und ihrem Willen, die Wahrheit ans Licht zu bringen, kaum entziehen - auch wenn dies bedeutete, sich selbst in Gefahr zu begeben. Auch die Unterstützung, die sie von ihrem Mann Ephraim erfährt, fand ich bemerkenswert und als Zeichen einer für die damalige Zeit außergewöhnlichen Ehe.

Der Schreibstil ist dicht und atmosphärisch, was mich gut in die raue und kalte Welt des kolonialen Maine versetzt hat. Ich spürte die winterliche Kälte, die unterschwellige Bedrohung und die allgegenwärtige Ungerechtigkeit. Die Autorin kombiniert geschickt historische Detailtreue mit dem Kriminalfall, so dass ich stets gefesselt war. Was mich besonders beeindruckt hat, war das Nachwort. Erst dort ist mir klar geworden, dass es Martha tatsächlich gegeben hat – und so bekommt die Geschichte natürlich noch mal eine viel tiefere Bedeutung. 

Die lebendige Beschreibung der Szenen und Landschaften, gepaart mit der angenehmen Stimme von Sandrine Mittelstädt, die Marthas Charakter so nuanciert und überzeugend zum Leben erweckte, haben maßgeblich dazu beigetragen, dass ich mich gut in die Geschichte vertiefen konnte. 

Mein Fazit
Eine im gefrorenen Fluss gefundene Leiche, eine engagierte und sympathische Hebamme und viel Atmosphäre und Spannung haben das Hörbuch zu einem packenden Historienkrimi werden lassen. Die Autorin hat sehr gut recherchiert und Wahrheit und Fiktion geschickt miteinander verknüpft – denn die Protagonistin hat es wirklich gegeben. Ein gelungenes Hörbuch, das mich gefesselt und in eine eisige Vergangenheit geführt hat. 
 

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