Rebekka Frank - Stromlinien
Gegenwartsliteratur
Verlag: Argon Hörbuch
ISBN-13: 978-3-732-47870-5
Dauer: 1019 Minuten
Erschienen: 26.3.2025
Sprecherin: Ulrike Kapfer
Zum Inhalt
„Enna und Jale sind in den Elbmarschen zu Hause. Sie leben im Rhythmus von Ebbe und Flut, beobachten Kormorane und Austernfischer – und zählen die Tage, bis ihre Mutter Alea aus der Haft entlassen wird. Doch als es endlich so weit ist, verschwindet nicht nur Alea spurlos, sondern auch Jale. Entschlossen durchkämmt Enna auf der Suche nach ihnen das Alte Land, ohne zu ahnen, dass dieser Weg sie für immer verändern wird.“ (Quelle: Verlagsseite)
Meine Meinung
Die 17-jährigen Zwillinge Enna und Jale wachsen nach einem familiären Schicksalsschlag bei ihrer Großmutter Ehmi in den Elbmarschen auf. Ihre Mutter Alea sitzt im Gefängnis, warum, erfährt man erst nach und nach – es sind auf jeden Fall viele Menschen ums Leben gekommen. Nun steht Aleas Entlassung bevor – ein Moment, auf den die Mädchen seit Jahren hinfiebern. Doch am Tag der Freilassung ist Jale plötzlich verschwunden, und auch Alea taucht nicht auf - Enna wartet vergeblich vor dem Gefängnistor. Gemeinsam mit ihrem Klassenkameraden Luca, dessen Mutter ausgerechnet bei der Polizei arbeitet, begibt sich Enna auf die Suche – nicht nur nach ihrer Schwester und Mutter, sondern auch nach der ganzen Wahrheit.
Die Geschichte spielt auf mehreren Zeitebenen und verwebt ein dichtes Netz aus tragischen Familienereignissen, Schuld und unausgesprochenen Wahrheiten. Dabei bestimmen bei den Frauen der verschiedenen Generationen immer wieder Katastrophen das Leben - bis hin zu einer historischen Schiffstragödie, die wie ein Damokles-Schwert über allem schwebt.
Trotz dieses vielversprechenden Ansatzes konnte ich keine richtige Beziehung zu den Figuren aufbauen. Enna ist eine eher zickige Jugendliche, deren Schmerz ich zwar verstehen konnte, nicht aber ihre Reaktionen darauf. Sie macht eine positive Entwicklung durch im Laufe der Geschichte, dennoch blieb für mich wenig Raum für echte Anteilnahme. Großmutter Ehmi ist irgendwie immer nur mürrisch, und auch den Zwillingen gegenüber, denen sie ja eine Mutter sein sollte, ist sie immer verschlossen und maulfaul. Dass die Ursache, warum Mutter Alea im Gefängnis sitzt, den beiden Töchtern unbekannt ist, kann ich kaum glauben – sicher kein Thema, das man kleinen Kindern erklärt, aber als Jugendliche sollten sie doch auch die Wahrheit kennen. Denn ansonsten hätten sie mit der Wahrheit auch durch die Schule oder das eigene Umfeld konfrontiert werden können.
Es gibt eine Vielzahl von Nebenhandlungen und Schauplätzen, so dass der Erzählfluss immer wieder ausgebremst wird. Viele Stränge greifen zwar am Ende ineinander, doch der Weg dorthin ist mühsam – und gerade im Hörbuch ist es schwierig, den roten Faden nicht zu verlieren.
Ulrike Kapfer als Sprecherin verleiht der jugendlichen Hauptfigur mit ihrer jungen Stimme Authentizität, doch auch sie kann dem verwirrenden Aufbau der Geschichte kaum Struktur verleihen – gerade das Hörbuch leidet an der Komplexität der Erzählweise. Dazu kommt, dass ich das Gefühl hatte, dass die Geschichte kaum voran kommt, sondern sich immer wieder im Kreis dreht – und so hatte ich das Gefühl, in einer Endlosschleife zu stecken.
Mein Fazit
Ein interessanter und komplexer Plot mit ernsten Themen und einem dichten Geflecht familiärer Tragödien. Leider verliert sich die Geschichte in erzählerischer Weitschweifigkeit und zu vielen Nebenschauplätzen – zumindest im Hörbuch ist es schwer, da nicht den Überblick zu verlieren. Die Figuren sind zwar gut ausgearbeitet, aber zu keiner konnte ich eine emotionale Nähe aufbauen – und so konnte mich dieser Roman leider nicht überzeugen. Schade, vielleicht hätte es als selbst gelesenes Buch besser für mich funktioniert.
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