[Rezension] Valérie Perrin - "Unter den hundertjährigen Linden"

Valérie Perrin - Unter den hundertjährigen Linden 
Gegenwartsliteratur
 

 Originaltitel: „Changer l’eau de fleurs“ (2018)
 Übersetzer: Katja Hald, Elsbeth Ranke
 Verlag: Knaur-Verlag
 ISBN-13: 978-3-426-22693-3
 Seiten: 507 Seiten
 Erschienen: 4.11.2019
 Umschlaggestaltung: Isabella Materne
 Umschlagabbildung: Shutterstock, Masson

   
Buchrückentext
„Violette Toussaint ist Friedhofswärterin in einem kleinen Ort in Burgund. Dort lebt und arbeitet sie, kümmert sich liebevoll um die Gräber und die Trauernden. Julien Seul ist Kommissar und hat ein ungewöhnliches Anliegen: Seine Mutter ist gestorben und möchte neben einem Mann beerdigt werden, den Julien nicht kennt. Seine Geschichte weckt Violettes Interesse, und bald verbringen sie immer mehr Zeit miteinander, während das Tagebuch von Juliens Mutter eine berührende Liebesgeschichte offenbart. Violette jedoch trauert selbst um einen geliebten Menschen und hat Angst, Julien ihr Herz zu öffnen. Schafft sie es, noch einmal neu anzufangen?“ 

Meine Meinung
Das Buch ist eines der Bücher, die schon lange ungelesen bei mir stehen, und die sich dann als echter Schatz entpuppen – ich mochte die Geschichte sehr gerne!

Im Mittelpunkt steht Valérie Toussaint, eine Frau, die in ihrem Leben schon viel mitgemacht und eine ganz eigene Art hat, mit Schmerz und Trauer umzugehen. Mit Menschen tut sie sich manchmal schwer, hat sich aber in ihrem Leben eingerichtet – als Friedhofswärterin führt sie nun ein ruhiges und zurückgezogenes, aber vor allem glückliches Leben. Bis ihr eines Tages Julien über den Weg läuft und ihre eigene Ordnung durcheinanderbringt.

Ich habe ein paar Seiten gebraucht, um in die Geschichte reinzukommen, was dem Schreibstil geschuldet ist – der ist nämlich Valérie geradezu auf den Leib geschnitten: Sie erzählt in Ich-Form und sehr kurzen Sätzen, oft nur mit drei Worten – das wirkt oft abgehackt und kühl, erklärt sich aber, wenn man Valéries Geschichte hört. Und zum Glück ändert sich auch der Stil – die Sätze werden auch mal länger und wirken dann nicht mehr so kühl und unemotional, sondern schaffen Stimmung und Atmosphäre. 

Valérie ist ein besonderer Charakter, in den ich mich aber erst auf den zweiten Blick verliebt habe – sie wirkt zunächst distanziert und kühl, ihr großes Herz weiß sie gut zu verstecken. Sie ist einfach zu oft verletzt worden, als dass sie Menschen weiter schnell vertraut – erfährt man ihre Geschichte, ist es nicht verwunderlich, dass Valérie so vorsichtig ist. Dann aber lernt man sie auch von einer ganz anderen Seite kennen – offen und zugewandt, hilfsbereit und freundlich, wenn sie nur auch ihren Rückzug hat, denn den braucht sie, um bei sich bleiben zu können. So schlicht ihre Sprache anfangs war, so sehr ändert sich diese – aus der Kühle entsteht Wärme und von Seite zu Sete habe ich Valérie immer mehr in mein Herz geschlossen. 

Auch die Nebenfiguren sind liebevoll gestaltet, nicht ganz so ausgefeilt wie Valérie, aber so, dass sie ein Gesicht bekommen haben, und das dann auch fernab jeglicher Stereotypen. 

In der ersten Hälfte geht es vor allem um Valéries Leben, ihre Vergangenheit und wie sie dort gelandet ist, wo sie nun steht – dabei gibt es immer zeitliche Rückblenden, in denen sie erzählt, was ihr widerfahren ist. In der zweiten Hälfte kommt dann noch eine Art Krimi-Aspekt hinzu – denn ein Mensch stirbt unter merkwürdigen Umständen und die offizielle Version des Todes wird hinterfragt. Es ist nicht so, dass wie in einem Krimi ein Mörder gesucht wird, es ist aber ein Geheimnis, dem gewisse Charaktere auf der Spur sind – mehr will ich dazu gar nicht verraten. 

Was ich auch mochte war die Atmosphäre – es ist ein ruhig erzähltes Buch, das nicht von Höhepunkt zu Höhepunkt springt, dass aber sehr atmosphärisch ist und voller einhüllender Stimmungen. Ich habe es als sehr „französisch“ empfunden, vor allem aber auch mochte ich die Atmosphäre auf dem Friedhof, die gar nicht traurig und von Verlust geprägt ist, sondern eher ein bisschen mystisch und mit vielen liebevollen Augenblicken. 

Das Buch hat mich Seite um Seite mehr gefesselt und einen leisen Sog auf mich ausgeübt – ich mochte es wirklich gerne und freue mich, eine solche Perle bei mir im Bücherregal entdeckt zu haben.    

Mein Fazit
Eine sympathische Protagonistin, die ihren Weg gefunden hat, mit Trauer und Schmerz umzugehen – eine ruhige Geschichte mit viel Atmosphäre, liebevoll gestalteten Charakteren und einem interessantem Plot um Liebe, Trauer und Freundschaft. Ich mochte es sehr gerne!



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