[Rezension] Toine Heijmans - "Der unendliche Gipfel"

Toine Heijmans - Der unendliche Gipfel
Gegenwartsliteratur
 

Originaltitel: „Zuurstofschuld“ (2022)
Übersetzerin: Ruth Löbner
Verlag: Mairisch-Verlag      
ISBN-13: 978-3-94872-238-8
Seiten: 352 Seiten
Erschienen: 7.3.2023
Umschlaggestaltung: Carolin Rauen | www.carolinrauen.com

   
Buchrückentext
„Der Tag, an dem Walter Welzenbach seinen ersten Berg bestieg, sollte sein ganzes Leben bestimmen: Nie wieder würde er etwas anderes wollen. Jetzt steht er auf seinem letzten Gipfel, der 8188 Meter hoch ist, und blickt auf seine Einsamkeit.“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Ich weiß nicht, warum ich einen Hang dazu habe, mich mit dem Bergsteigen und speziell der Erklimmen der 8000er zu beschäftigen, da ich selber weder klettere noch in den Bergen unterwegs bin - als ich dann dieses Buch mit dem eher unscheinbaren Cover gesehen habe, wusste ich, dass ich es lesen muss. Und ich bin begeistert. 

Walters Leben ist geprägt vom Bergsteigen – jetzt erklimmt er seinen letzten Gipfel, 8188 Meter hoch. Und während der Route blickt er zurück auf sein Leben – wie er Lenny kennenlernte, den Freund, der ihn zum Bergsteigen gebracht hat, der aber jetzt nicht dabei ist, dafür aber Monk, ein junger Mann, der ihn ein wenig an Lenny erinnert und den er eigentlich gar nicht dabei haben will. Auf dem Weg zum Gipfel erinnert er sich an die Geschichte seines Lebens, aber auch an die Geschichte des Bergsteigens, mit all seinen Erfolgen und Niederlagen.

Mich hat das Buch gefesselt, von der ersten bis zur letzten Seite. Walter ist nicht unbedingt ein sympathischer Protagonist, aber ein authentischer, dem ich gerne gefolgt bin. Er hat eine schonungslose Art zu erzählen – sowohl in Bezug auf sein eigenes Leben, als auch bei seinem Blick auf den Bergsport. Dass Lenny bei seinem letzten Gipfel nicht dabei ist, verwundert, wenn man erfährt, wie eng die beiden Freunde sich standen, dass sie ein eingespieltes Team waren und nur gemeinsam die Gipfel erklommen. Warum er nun nicht dabei ist, erfährt man im Laufe des Buches – und nicht nur das. 

Gerade die Achttausender zu bezwingen, ist wie eine Sucht, sowohl heute als auch schon in der Vergangenheit. Das weiß der Autor wunderbar zu beschreiben – und blickt dabei zurück auf diverse Bergsteiger, ihre Erfolge, aber auch ihre Niederlagen. Dabei schafft er so unglaubliche Bilder, dass ich mich inmitten des Geschehens gefühlt habe – schroffe Felsen, eisige Kälte, stürmische Böen, das Knirschen des Schnees unter den Schuhen und das Schnaufen beim Kampf gegen die menschliche Natur. 

Jeder Schritt kann in den Tod führen – auch das spürt man beim Lesen und erfährt von den vielen Opfern, die es schon gegeben hat. Und mit dem Tod  im Auge sinniert Walter über sein Leben – und erzählt von seiner Einsamkeit und inneren Zerrissenheit.  

Das Buch bietet viele verschiedene Aspekte und ist so eine Mischung aus emotionalen Innenansichten und einem historischen Abriss der Geschichte des Bergsteigens bis hin zu den aktuellen Problemen des Himalaya-Tourismus. Mich haben alle Themen interessiert, so dass ich während des Lesens parallel sogar immer noch ein bisschen recherchiert habe. 

Auch sprachlich hat mich das Buch überzeugt, es ist eine klare, sehr präzise Sprache, die die Atmosphäre sehr gut einfängt – egal, ob es um die Einsamkeit in den Höhen geht, den Überlebenskampf im Schneesturm oder um die Schilderung dessen, was anderen Bergsteigern alles geschehen ist. Und obwohl die Sprache fast schon nüchtern erscheint und den Finger immer wieder in wunde Stellen legt, hat sie mich doch ergriffen und gepackt. 

Mich hat das Buch absolut begeistert und gefesselt – und schon jetzt überlege ich, es gleich noch einmal zu lesen.

Mein Fazit
Eine gelungene Mischung aus Einblicken in die Geschichte des Bergsports und Rückblicken des Ich-Erzählers auf sein eigenes Leben. Atmosphärisch ist dieser Roman sehr dicht, die Sprache klar und ehrlich, und trotzdem packend und fesselnd – von mir auf jeden Fall eine Leseempfehlung. 

1 Kommentar:

  1. Faszination der Berge
    Vielleicht bist Du Widder oder Steinbock wollen hoch hinaus allerdings hält Dich ja etwas im Lesesessel 🧐🙋Grüße Eva

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