[Rezension] Ulf Schiewe - "Land im Sturm"


Ulf Schiewe - Land im Sturm
Historischer Roman
 

 Verlag: Lübbe-Verlag
 ISBN-13: 978-3-404-17973-2
 Seiten: 925 Seiten
 Erschienen: 30.4.2020
 Ersterscheinung: 31.8.2018
 Umschlaggestaltung: Johannes Wiebel | punchdesign, München
 Umschlagabbildung: © jocic /shutterstock.com (2); steve estvanik /shutterstock.com; David M. Schrader /shutterstock.com; © akg-images /Erich Lessing

   
Buchrückentext
„Sie ziehen mit den Truppen Ottos des Großen bei Augsburg in die Entscheidungsschlacht gegen die Ungarn. Wagen sich noch in der Frühzeit der Hanse mit ihren Schiffen über die Ostsee bis ins Baltikum vor und schließen sich dem Zweiten Kreuzzug an, um die ungläubigen Wenden zu bekehren. Sie kämpfen im Dreißigjährigen Krieg gegen die eigenen Landsleute und keine zweihundert Jahre später im Befreiungskrieg gegen die französischen Besatzer unter Napoleon. Sie haben Erfolg. Sie leiden. Und rappeln sich immer wieder auf. Bis sie schließlich in der Deutschen Revolution erneut entscheiden müssen, auf welcher Seite sie stehen: auf der Seite der Fürsten oder auf der den für die Demokratie kämpfenden Volkes.“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Ulf Schiewe gehört zu meinen Lieblingsautoren, weil er es immer wieder schafft, mich in seine Geschichten zu ziehen und zu fesseln – so auch bei diesem fast 1000seitigen Wälzer, in dem er wichtige Epochen deutscher Geschichte auf interessante Weise miteinander verknüpft.

Das Buch beginnt mit dem Einfall der Ungarn im Jahr 995 n. Chr., setzt sich fort mit dem Kampf gegen die Wenden im Jahr 1146, um dann über den Dreißigjährigen Krieg und den Napoleonfeldzug schließlich in der Berliner Revolution 1848 zu enden. Natürlich gibt es nicht einen Protagonisten, der das alles erlebt hat, die einzelnen Abschnitte sind aber locker durch einen bestimmten Säbel verbunden, der über Generationen von Familienmitgliedern weitergereicht wird. In jedem Abschnitt lernt man etwas über die jeweilige Zeit, die Lebensbedingungen und den damaligen Alltag, politische Umstände und Motivationen zum jeweiligen kriegerischen Ansehen – mal ist es ein Handwerk, das die Protagonisten ernährt, mal aber auch werden höhere gesellschaftliche Schichten beleuchtet. In den ersten Abschnitten liegt der Schwerpunkt mehr auf den kriegerischen Handlungen und dem daraus resultierenden Geschehen, in den letzten beiden spielt eine Liebesgeschichte eine größere Rolle.

Ulf Schiewe hat sehr gut recherchiert und so wahre geschichtliche Ereignisse in eine fesselnde Handlung umgesetzt, so dass man ganz nebenbei eine Menge über deutsche Geschichte lernt. Gerade die ersten drei Abschnitte habe ich sehr gerne gelesen, sicher auch, weil ich die Charaktere dort sehr mochte und sie rasch ins Herz geschlossen habe. Ich finde, die Figuren sind trotz der Kürze der einzelnen Abschnitte sehr vielschichtig gezeichnet, so dass sie mir glaubhaft und authentisch erschienen – Klischees werden nicht bedient, vielmehr Menschen mit Ecken und Kanten. Leider muss man sich dann aber immer schnell wieder von ihnen verabschieden, was natürlich der Idee des Romans, knapp 1000 Jahre deutscher Geschichte in Episoden zu erzählen, geschuldet ist. 

Der Schreibstil ist sehr leicht zu lesen, in den ersten Abschnitten vielleicht nicht ganz zur Zeit passend, was ich aber verschmerzen konnte. Der Autor versteht, Szenerien nicht nur gut zu beschreiben, sondern auch die jeweilige Atmosphäre sehr gut einzufangen – das fällt mir vor allem immer bei Kriegsszenen auf: Was auf einem Schlachtfeld passiert, wie sich die Truppen sammeln, wie sie dann miteinander kämpfen und was das dann abschließend mit allen Beteiligten macht – selten habe ich das alles so bildgewaltig gelesen, so dass ich mich wie in einem Film gefühlt habe. 

Ich habe das Buch sehr gerne gelesen, auch wenn mich die beiden letzten Abschnitte nicht mehr ganz so fesseln konnten – das lag aber an der mir zu sehr im Vordergrund stehenden Liebesgeschichte. Die Idee aber, verschiedene Epochen durch eine Familiengeschichte und einen über Generationen weitergereichten Gegenstand miteinander zu verbinden, hat mir sehr gut gefallen – dazu die Erzählkunst des Autors, der mich immer wieder zu fesseln weiß. Wenn man sich auf den ungewöhnlichen Aufbau des Buches einlassen kann, empfehle ich dieses Buch sehr gerne weiter!

Mein Fazit
Fast 1000 Jahre deutscher Geschichte werden in diesem Epos behandelt – und  die einzelnen Abschnitte sind durch verschiedene Generationen einer Familie miteinander verbunden. So lernt man eine ganze Menge über deutsche Geschichte, muss aber auch in Kauf nehmen, dass man liebgewonnen Charaktere relativ schnell wieder loslassen muss. Durch den angenehmen und vor allem spannenden Schreibstil bin ich rasch durch die Seiten geflogen und empfehle das Buch gerne, wenn man sich auf dieses Experiment der verschiedenen Zeiten einlassen möchte.

WERBUNG: Vielen Dank an den Lübbe-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.




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