[Rezension] Sarah Waters - "Die Frauen von London"

Sarah Waters - Die Frauen von London
Roman
 

Umschlaggestaltung: Atelier Bea Klenk unter Verwendung eines Fotos von Getty/Hulton Archive, Bert Hardy
ISBN-13: 978-3-378-00672-0
Seiten: 502 Seiten
Erschienen: 1. April 2007
Originaltitel: „The Night Watch“
Übersetzerin: Andrea Voss

   
Zum Inhalt
London 1947: Julia kann endlich wieder Bücher schreiben, Viv und Helen arbeiten in einer Partnervermittlungsagentur. Auch Vivs Bruder Duncan, der während des Krieges im Gefängnis saß, scheint im Leben wieder Fuß zu fassen. Nur Kay, die im Krieg einen Krankenwagen fuhr, findet sich im Leben noch nicht wieder zurecht. Alle fünf ließen sich auf verbotene Liaisons und sexuelle Abenteuer ein. Und Liebe, Leidenschaft und Verrat von damals wirken fort bis in ihre Gegenwart. 

Meine Meinung
Dieses Buch hat eine interessante Erzählweise – es wird nämlich rückwärts erzählt, so dass sich einige Fragen, die sich im ersten Teil ergeben, im Laufe der Geschichte klären – trotz dieses interessantes Stilmittels und auch interessanter Themen ist das Buch insgesamt ein ruhiges, und tatsächlich war es mir an vielen Stellen zu ruhig und langatmig.

Die Geschichte beginnt im Jahr 1947 und endet 1941 – im Mittelpunkt stehen nicht eine Figur, sondern vier Frauen und ein Mann. Viv und Helen sind Arbeitskolleginnen in einer Partnervermittlung, Vivs Bruder Duncan lebt zurückgezogen und meidet Kontakte, Helen ist liiert mit der Autorin Julia - dies natürlich im Geheimen - und Kay hat im Krieg als Krankenwagenfahrerin viel Leid gesehen; sie findet nun keinen richtigen Platz im Leben. Man taucht in den Alltag der Nachkriegszeit in London ab und lernt nach und nach die verschiedenen Charaktere kennen. Bei allen spürt man irgendein Geheimnis, das sich dann im Laufe der Geschichte auch auflöst, es passiert aber im ersten Teil nicht wirklich viel, so dass ich hier schon einige Längen verspürt habe. Mal einen Blick in den Alltag der Nachkriegszeit zu werfen, fand ich interessant, und vor allem auch die Charakterzeichnung ist der Autorin sehr gut gelungen – nur gepackt war ich leider nicht, so dass ich selten das Bedürfnis hatte, zum Buch zu greifen um weiterzulesen.  

Spannend fand ich neben den schon genannten Themen auch, dass die Autorin sich (wieder) dem Thema Homosexualität gewidmet hat – sicherlich gab es auch schon in der Nachkriegszeit gleichgeschlechtliche Liebe, aber – und das kommt hier sehr gut heraus – war es ein Tabuthema und eben in der Öffentlichkeit nicht präsent. Das hat mir gefallen, dass die Autorin auch vor solchen Tabuthemen nicht halt macht. 

Der Schreibstil von Sarah Waters ist besonders, und ich mag ihn sehr gerne. Er ist eindringlich und dicht, aber nicht hochgestochen, sondern gut lesbar – und sie schafft es, unterschiedlichen Stimmungen gut einzufangen. Die erste Hälfte war mir nur zu langatmig, einfach weil zu wenig passiert, die zweite Hälfte hat mich dann gefesselt, weil die Geheimnisse, die jeder der Figuren umgibt, langsam aufgelöst werden - das war dann schon subtil spannend. Sehr interessant fand ich auch, wie Alltag während des Kriegs ausschauen kann – bisher kannte ich nur Geschichten, wo es um Hunger und Armut und Zerfall geht, hier aber gibt es tatsächlich einen Alltag, in dem Liebe und Arbeit beschrieben werden und wie dabei mit Bombenangriffen umgegangen wird.

Für mich ist dies ein eher schwächeres Buch der Autorin, weil sie mich trotz vieler positiver Punkte nicht richtig gepackt hat – daher gebe ich 3 von 5 Sternen. 

Mein Fazit
Nicht nur die Erzählweise ist interessant, auch die Charaktere sind sehr gut gezeichnet und Tabuthemen werden angeschnitten – trotzdem hatte das Buch für mich viele Längen und gepackt war ich erst in der zweiten Hälfte. Ich gebe 3 von 5 Sternen.

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