[Rezension] Tina Uebel – "Dann sind wir Helden"

Tina Uebel – Dann sind wir Helden
Gegenwartsliteratur
 

Verlag: C. H. Beck
ISBN-13: 978-3-406-76519-3
Seiten: 269 Seiten
Deutsche Ersterscheinung: 22.2.2021 
Umschlaggestaltung: Rothfos & Gabler, Hamburg
Umschlagabbildung: Shutterstock, © Nejron Photo

   
Buchrückentext
„Ruth, alleinstehend, wohlhabend und nicht mehr jung, vertreibt sich ihre Zeit mit belanglosen Affären. Als einer ihrer Liebhaber sie für ein Wochenendseminar in die Schweiz einlädt, bei einem Glücks-Guru der fragwürdigeren Sorte, wecken die Berge in ihr eine Sehnsucht nach Erhabenheit, Herausforderung und Gefahr, und sie bricht zu einer langen Wanderung auf. Kathrin hingegen, kaum jünger als Ruth, Hausfrau und verheiratet, stürzt sich Hals über Kopf in die Heilslehren und Erfolgsversprechen dieser Seminare und beginnt eine unwahrscheinliche Karriere als Internet Influencerin. Simon, ihr siebzehnjähriger Sohn, der das wahre Leben außerhalb seiner Heimatstadt Hannover sucht, findet schließlich in der Julihitze bei den Hamburger G20-Krawallen den Ausnahmezustand, den er sich immer erhofft hat. Jero, der vierte im Bunde, ist Bergführer in der dramatisch schönen Bergwelt der Schweiz. Er führt fast beiläufig das intensive, erfüllte und gefährliche Leben, nach dem sich die anderen sehnen. Ruth wird ihn für eine herausfordernde Bergtour engagieren.“ (Quelle: Verlagsseite) 

Meine Meinung
Ich bin zu dem Buch über einen Lesekreis gekommen und habe ohne große Erwartungen angefangen zu lesen. Die ersten Seiten waren etwas schwierig, da die Autorin schon einen besonderen Schreibstil hat, dann aber hat sie mich mit ihrer Geschichte völlig eingenommen.

Es gibt mehrere Protagonisten in diesem Buch – und allen ist eins gemeinsam: Jeder stellt in irgendeiner Weise einen Helden dar, zwar keinen klassischen, wie man ihn aus Sagen kennt, aber jeder hat für sich einen Platz gefunden, an dem er sich wohlfühlt und nach dem er sich gesehnt hat. Die einzelnen Charaktere sind locker miteinander verbunden, letztlich aber kann man ihre Geschichten auch isoliert betrachten. 

Jero ist Bergführer und gibt seine Leidenschaft an andere weiter, kann aber auch immer wieder selber Kraft schöpfen aus der Natur, in der er sich bewegt. Ruth gelangt zufällig das Seminar eines „Glücks-Guru“ in der Schweiz, entdeckt dort ihre Sehnsucht nach den Bergen, macht sich auf die Suche nach ihrem eigenen Selbst – und stößt dabei auf Jero. Auch Kathrin ist beseelt von dem Glücks-Guru und versucht sich als Vloggerin im Internet. Ihr Sohn Simon dagegen hat ganz anderer Träume – und auch er erlebt eine ganz besondere Zeit. 

Ich denke, jeder wird bei den unterschiedlichen Figuren einen Favoriten haben – meiner war Jero. Ich habe es geliebt, in seinen Kapiteln mit ihm durch die Berge zu streifen, da hatte da viele Bilder vor Augen und mochte auch einfach den Menschen Jero, der auf mich eine unglaubliche Ruhe und Sicherheit ausstrahlte. Aber auch die anderen Figuren waren interessant, wenn mir auch nicht unbedingt sympathisch. Kathrin auf dem Weg zur Influencerin – mit ihr hat die Autorin einen aktuellen Trend aufgenommen und durch ihren Schreibstil auch sehr gut rübergebracht – auch bei ihr hatte ich Bilder vor Augen, oder besser Videos mit Kathrin als Hauptperson, die gerade über sich, ihren Alltag und ihre Gedanken vloggt. Ihr Sohn Simon ist mir sehr fremd geblieben, seine „Reise“ konnte ich am wenigsten fühlen, aber auch er steht für eine Art Helden, in dem er ein lang ersehntes Abenteuer tatsächlich durchlebt. Ruth ist eine Frau, die mich erst auf den zweiten Blick überzeugt hat – erst wirkt sie oberflächlich und gelangweilt, dann aber zeigt sie eine unglaubliche Kraft und Ausdauer und lässt von ihrem selbst gesteckten Ziel nicht ab. 

Das besondere an diesem Buch ist für mich der Schreibstil – oder vielleicht muss ich besser sagen, die unterschiedlichen Schreibstile. Denn die Autorin hat es geschafft, jedem einzelnen einen eigenen Stil zuzuschreiben, der genau passt und die Atmosphäre, die Szenerie genau einfängt. So hat man für jede einzelne Figur eine ganz eigene Stimme – und auch wenn dem Kapitel nicht vorangeschrieben gewesen wäre, um wen es geht, man hätte es sofort an Stil erkennen können. Das fand ich wirklich großartig und ausgezeichnet umgesetzt.

Ich werde die Autorin sicher weiter im Blick behalten, diesem Buch gebe ich 4 von 5 Sternen, weil es doch 2 Figuren gab, die ich nicht richtig fühlen konnte und die mir sehr fremd geblieben sind.

Mein Fazit
Ein interessantes Buch, in dem mehrere Protagonisten im Mittelpunkt stehen und jeder eine Art Held darstellt. Das Besondere war für mich der Schreibstil, der den Figuren einzeln auf „den Leib geschrieben“ ist – und das ist großartig gelungen. Ich empfehle das Buch auf jeden Fall und gebe 4 von 5 Sternen.

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