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Eowyn Ivey - "Das Leuchten am Rand der Welt"

[Rezension] Rachel Joyce – "Miss Benson Reise"

Rachel Joyce – Miss Benson Reise
Gegenwartsliteratur

Covergestaltung und -abbildung: Cornelia Niere nach einer Idee und unter Verwendung einer Abbildung von Kimberly Glyder
ISBN-13: 978-3-104-03161-3
Seiten: 480 Seiten
Erschienen: 30.12.2020
Originaltitel: „Miss Benson's Beetle“
Übersetzer: Maria Andreas

Zum Inhalt
„Margery Benson hat einen großen Traum: den goldenen Käfer in Neukaledonien zu finden, den ihr Vater ihr einst in einem Naturkundebuch gezeigt hat. Doch dieser Traum ist über die Jahre hin genauso verdorrt wie Margery selbst. Bis an einem grauen Londoner Morgen mit einem Schlag alles anders wird. Kurz darauf findet sich Margery auf einem Dampfer nach Australien wieder, an ihrer Seite die junge Enid Pretty. Die plapperhafte Sexbombe ist nicht gerade das, was sich Margery als seriöse Begleitung auf ihrer Expedition vorgestellt hat. Doch auch Enid hat ein Geheimnis und hegt einen Traum. Zusammen begeben sich die beiden ungleichen Frauen in ein Abenteuer, das die kühnsten Erwartungen übertrifft. Eine hinreißende Geschichte über Freundschaft und Freiheit: Wie wir den Mut finden, an Träume zu glauben und einander zu helfen, sie zu verwirklichen.“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Bei mir hat es ein bisschen gebraucht, bis ich den Charme des Buches auch wirklich spüren konnte, denn am Anfang hat es mich doch sehr an „Harold Fry“ erinnert – aber dann entwickelt sich die Geschichte doch ganz anders, und irgendwann hat es mich dann doch gepackt und vor allem berührt.

Margery Benson ist 47 Jahre alt und arbeitet in Londons Nachkriegszeit als Hauswirtschaftslehrerin. Als ihr der Spott der Schüler nochmal mehr vor Augen geführt wird, geht sie einem alten Kindheitstraum nach: Sie möchte den goldenen Käfer von Neukaledonien finden. Dafür braucht sie natürlich einen Assistenten – und der ist auf Umwegen dann auch gefunden: Enid Pretty ist ihre Begleiterin, und zusammen sind sie ein ulkiges Paar – beide vor allem eins: Auf der Suche nach sich selbst und dem Traum ihres Lebens.

Vieles ist wirklich überspitzt und man sollte nicht den Maßstab setzen, ob das alles so wirklich hätte geschehen können – wohl eher nicht. Trotzdem zeichnet die Autorin ein interessantes Bild der Nachkriegszeit – Männer und Frauen sind auch noch im Jahr 1950 gezeichnet durch den Zweiten Weltkrieg, Lebensmittel immer noch rationiert und die Städte noch längst nicht wieder aufgebaut. Was die Kriege mit den Menschen und ihren Seelen gemacht hat – das steht noch mal auf einem ganz anderen Blatt – und auch hier hat die Autorin sich eine Figur einfallen lassen, die ein solches Schicksal näher bringt. Natürlich aber stehen Margery und Enid im Mittelpunkt, ihre Reise ans andere Ende der Welt. Aber es gibt neben diesem wirklich großartigen Abenteuer auch Krimi-Elemente, die ich nicht gebraucht hätte, die aber gerade im letzten Drittel noch mal Spannung in die Geschichte zaubern.

Mir hat aber vor allem gefallen, die beiden so ungleichen Frauen kennen- und auch lieben zu lernen. Sie könnten unterschiedlicher nicht sein: Margery ist eher der Typ „alte Jungfer“, pragmatisch veranlagt, überlegt und durchdacht, immer auf Sicherheit gemünzt und vor allem praktisch denkend. Enid dagegen ist sehr bunt – nicht nur im äußeren Sinne; sie macht sich nicht viele Gedanken und stapft einfach los, lässt dabei auch Fettnäpfe nicht aus, plappert munter vor sich hin und wirkt dadurch oberflächlich, zumindest auf den ersten Blick. Gemein haben die Frauen nur eins – ein großes Herz. Und es hat mich sehr berührt, wie sie sich auf der Reise durchbeißen und irgendwie zusammenwachsen, ohne dass eine der beiden sich selber aber untreu wird.

Der Schreibstil ist lebendig und locker und lässt sich sehr leicht lesen. Immer blitzt auch eine Prise Humor durch, auch wenn es oft eine Art Situationskomik ist, die mich zum Schmunzeln gebracht hat. Es ist aber beileibe kein humoristisches Buch, denn es gibt viele wirklich tiefgründige Ideen und warmherzige Szenen, die berühren und sehr besonders sind. War ich am Anfang noch skeptisch, ob mich die Geschichte packen wird, hat sich das dann zum Glück doch geändert, und ich war gefesselt und gebannt von dieser charmanten und warmherzigen Geschichte, diesem Lebensabenteuer zweier ganz unterschiedlicher Frauen. Ich gebe gute 4 von 5 Sternen.

Mein Fazit
Der Einstieg in das Abenteuer zweier ganz unterschiedlicher Frauen, die vordergründig auf der Suche nach einem Käfer sind, aber eigentlich ihre Lebensträume verfolgen, ist mir schwer gefallen. Dann aber konnte ich mich dem Charme und der Wärme der Geschichte nicht mehr entziehen. Die Charaktere sind so besonders, dass ich sie einfach ins Herz schließen musste und dann auch gerne begleitet habe – ich gebe diesem leicht zu lesenden und sehr warmherzigen Roman gute 4 von 5 Sternen.

WERBUNG: Vielen Dank an Netgalley und den Krüger-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

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