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[Leseeindruck] Leo Tolstoi – Krieg und Frieden

Leo Tolstoi – Krieg und Frieden 
Klassiker 

Umschlaggestaltung: dyadesign, Düsseldorf
Umschlagabbildung: „Napoleons Rückkehr aus Moskau“, Lithographie nach einem Gemälde von Jan Chelminski, © Bettmann /Corbis
ISBN 13: 978-3-866-47176-4
Seiten: 1532 Seiten
Erschienen: 31. Oktober 2007
Originaltitel: „Vojna i mir“
Übersetzer: Hermann Röhl

Buchrückentext
„Vor dem Hintergrund der russisch-napoleonischen Kriege erzählt 'Krieg und Frieden' in wahrhaft meisterlicher Manier die Geschichte dreier Familien, deren Schicksale eng miteinander verwoben sind. Der Roman, 1863 - 69 entstanden, ist ein Meilenstein der russischen Literatur und trug seinem Autor Leo Tolstoi Weltgeltung ein. Furios sind die Schilderungen der blutigen Schlachten bei Austerlitz und Borodino, präzise und einfühlsam die Zeichnungen der Charaktere - ein Meisterwerk, das bis heute nur selten seinesgleichen fand.“

Meine Meinung
Ich habe es getan – ich habe diesen seitenstarken Klassiker gelesen! Und sicher hätte ich nicht dazu gegriffen, wenn das Buch nicht in meinem Lesekreis  vorgeschlagen worden wäre – denn „Anna Karenina“ hatte mir doch einiges abverlangt. Zwar fand ich „Krieg und Frieden“ gelungener und hatte durchaus auch Freude beim Lesen, dennoch aber habe ich auch einige Kritik.

Angst sollte man vor diesem dicker Klassiker dennoch nicht haben, denn er ist gut lesbar und bietet interessante Einblicke in die russische Kultur auf der einen Seite und die politischen Strömungen auf der anderen Seite, hier vor allem durch die neapolitanischen Kriege dargestellt. Als zeitgenössisches Bild der russischen Gesellschaft finde ich das Buch durchaus gelungen – nur hat es mich leider nicht als spannender Roman fesseln können. Vielleicht liegt es daran, dass Tolstoi selber genau das gar nicht wollte, einen spannenden Roman schreiben – vielmehr ging es ihm um die Dokumentation und Erörterung historischer und militärstrategischer Szenen der Napoleon-Zeit. Und das erklärt vielleicht auch den trockenen Schreibstil, der zwar detailliert und akribisch genau beschreibt, aber bei mir leider keinerlei Emotion erzeugen konnte. Dabei sind für mich die Figuren genauso blass geblieben wie die Darstellungen verschiedener Feste und Soirees oder – und das hat mich noch mehr schockiert – die Beschreibungen diverser Kriegsszenen, in denen gemordet und gestorben wird, ohne dass es mich irgendwie berührt hat.

Gefallen haben mir aber die Entwicklungen der Charaktere – sowohl bei den weiblichen als auch den männlichen. Keiner ist am Ende des Buches mehr der, der er Jahre zuvor war – die politischen und gesellschaftlichen Umbrüche haben jeden in irgendeiner Weise betroffen und gezeichnet. Trotzdem habe ich mit den Charakteren nicht richtig gefiebert, sie sind mir fremd geblieben und das ist bei einem solchen dicken Werk leider eher als traurig zu bezeichnen, denn genau das hatte ich schon erwartet – in die Geschichte richtig eintauchen zu können und mit den Figuren zu fiebern und sie zu begleiten.

Ich weiß nicht, ob es Tolstoi ist, der es mir mit seinem Schreibstil so schwer macht, der zwar leicht zu lesen ist, aber so detailreich und trotzdem kalt bleibt, dass der Stil mir keine Freude bereitet hat, oder ob es doch auch die russische Natur ist, die mir so gar nicht liegt – um das rauszufinden, werde ich wohl noch zu Klassikern anderer großer russischer Autoren greifen. „Krieg und Frieden“ bekommt von mir 3,5 von 5 Sternen.



5 Kommentare:

  1. Hallo Sabine,

    wow! Du hast es geschafft. Respekt, da ziehe ich den Hut vor dir. Aber neugierig machen deine Worte zu dem Buch eher nicht. Es klingt schon recht anstrengend.

    Ich mochte bisher Dostojewski recht gern. "Schuld und Sühne" hat was von einem Krimi, das fand ich insgesamt recht spannend.

    Liebe Grüße,
    Nicole

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    1. Empfehlen kann ich aber die BBC-Mini-Serie - die fand ich klasse! Dostojewski mag ich von den Russen auch lieber - er schreibt einfach eingängiger und angenehmer. :-)

      LG Sabine

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    2. Au weh, nein, mit TV bin ich nur schwer zu locken. :D Ich schaue relativ selten fern. Aber vielleicht passt es mal.

      Jedenfalls bin ich gespannt, welche russischen Werke du noch vorstellst.

      Liebe Grüße,
      Nicole

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  2. Liebe Sabine,
    toll, dass du dich an diesen Wälzer herangewagt hast. Ich habe eine alte Ausgabe des Buches aus dem Nachlass meines Vaters, konnte mich aber bisher noch nicht wirklich aufraffen. Das kann sich aber ja jederzeit ändern. Falls mich der Rappel packt, das Buch liegt auf jeden Fall bereit.
    Liebe Grüße
    Susanne

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    1. Hi Susanne,

      ich finde, es ist kein Buch, das man gelesen haben muss. Richtig gut dagegen ist die BBC-Mini-Serie - und die ist auch nah am Buch. Also falls dich die Geschichte selber interessiert. :-)

      LG Sabine

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