[Rezension] Sam Lloyd – "Der Mädchenwald"

Sam Lloyd – Der Mädchenwald
Thriller

Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur, München
Umschlagabbildung: Carmen Spitznagel /plainpicture; Shutterstock
ISBN-13: 978-3-644-00386-6
Seiten: 448 Seiten
Erschienen: 1. Dezember 2020
Originaltitel: „The Memory Wood“
Übersetzer: Katharina Naumann

Zum Inhalt 
„Auf dem Weg zum Jugendschachturnier wird die 13-jährige Elissa entführt. Als sie erwacht, liegt sie in einem dunklen Keller. Ihre Situation scheint aussichtslos - bis Elijah ihr Verlies entdeckt und sie heimlich zu besuchen beginnt.
Elijah ist ein Einzelgänger, der mit seinen Eltern in einer abgeschiedenen Hütte im Wald lebt. Er kennt keine Handys und kein Internet, aber er weiß, es ist nicht richtig, dass Elissa gefangen gehalten wird; er weiß, er sollte jemandem davon erzählen. Aber er weiß auch, dass sein Leben aus den Fugen geraten wird, wenn die Wahrheit ans Licht kommt. Denn Elissa ist nicht die erste, die in den Mädchenwald gebracht wurde.
Während draußen die Polizistin DI MacCullagh alle Hebel in Bewegung setzt, um das Mädchen zu finden, erkennt Elissa, dass ihr nur mit Elijahs Hilfe die Flucht gelingen kann. Doch der Junge ist sehr viel cleverer, als er zu sein vorgibt. Und er hat längst begonnen, das Spiel nach seinen Regeln zu spielen...“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Ich habe das Buch in meinem Adventskalender gefunden, und da ich im Moment in Thrillerlaune bin, kam es gerade recht. Den Einstieg fand ich gewöhnungsbedürftig, aber dann wird es doch spannend – und im letzten Drittel konnte ich dann gar nicht mehr aufhören zu lesen.

Die hochintelligente 13-jährige Elissa wird entführt und in einem Keller gefangen gehalten. Besuch bekommt sie von ihrem Peiniger und von Elijah, der sich zwar ein wenig um sie kümmert, aber dennoch keine Hilfe holt. Während Elissa also noch überlegt, wie sie Elijah überzeugen kann, sie freizulassen, tappt die Polizei draußen ziemlich im Dunkeln.

Der Thriller wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, so dass man ganz unterschiedliche Sichtweisen, Gefühle und Gedanken zum Geschehen erhält. Obwohl über dem Kapitel immer steht, wer gerade aus seiner Sicht in Ich-Form erzählt, war ich am Anfang eher verwirrt – Elijah ist noch jung und das merkt man auch an seiner Sprache; er erzählt vom Mädchenwald und der Zauber-Anni, alles wirkt märchenhaft und irgendwie überhaupt nicht realistisch. Auch, dass sein Bruder Kyle so böse und brutal ist, ist irgendwie unwirklich. Spannender wurde es dann erst, als Elissa tatsächlich entführt wird und auch ihre Sichtweise ins Spiel kommt. Elissa ist sehr klug und trotz der schwierigen Situation, in der sie sich befindet, überlegt und bedacht. An der einen oder anderen Stelle konnte ich das kaum glauben, da das, was sie macht, schon sehr durchdacht ist und ich nicht sicher bin, ob jemand in einer solchen Situation tatsächlich so handeln kann. Oder vielleicht gerade, weil es eine Grenzsitaution ist? Ich weiß es nicht. Elissa wirkt nicht wie eine 13-jährige, sondern viel älter – vielleicht ist das aber auch ihrer Hochbegabung geschuldet. Mit Verschwinden von Elissa tritt dann auch die Polizei auf, die alles in Bewegung setzt, die Entführte zu finden. Nur leider völlig erfolglos. Die Ermittlerin Mairéad ist mir sehr fremd geblieben, obwohl man einige Einblicke in ihr Privatleben erhält und damit auch in ihre Gefühlslage – und trotzdem fand ich sie blass und irgendwie auch konturlos. Dass die Polizei auf der Stelle tritt, hat die Spannung dann leider wieder abflachen lassen. 

Im letzten Drittel aber spitzt sich die Lage zu – und ab dem zweiten Teil des Buches konnte ich es auch nicht mehr aus der Hand legen, so spannend war es. Alles ist dann auf einmal anders als gedacht und nie wäre ich auf die Auflösung gekommen. Auch wenn in den ersten beiden Dritteln irgendwie alles so unwirklich klingt, habe ich die Auflösung nicht erahnt. Und ich fand sie dann auch schlüssig, wenn auch sehr tragisch.

Der Schreibstil verändert sich mit den Perspektiven der Erzähler – das hat mir sehr gefallen. Insgesamt ist er gut lesbar, auch wenn ich mit Elijah meine größten Probleme hatte, weil er wie in einer Traumwelt lebend wirkt. 

War ich am Anfang enttäuscht, weil ich das Buch so wenig fesselnd fand, wurde das zum Glück dann ab der Hälfte doch anders – und abschließend muss ich sagen, dass ich doch gut unterhalten war und daher 4 von 5 Sternen gebe.

Mein Fazit
Es braucht etwas, bis Fahrt in die Geschichte kommt, ab der Hälfte aber war ich dann richtig gefesselt und das letzte Drittel ist super spannend. Gefallen hat mir, dass alles aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird und sich der Sprachstil da auch anpasst. Schade war jedoch, dass die Ermittlerin als Figur sehr blass war, ganz anders als Entführer und Entführte. Am Ende fühlte ich mich wirklich gut unterhalten, wegen des zögerlichen Einstiegs aber ziehe ich einen Stern ab und gebe 4 von 5 Sternen.

WERBUNG: Vielen Dank an netgalley und den Rowohlt-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

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